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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0107
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Kirchenordnung Joachim’s II. von 1540.

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heiligen sowol als wir den einigen mitler, unsern
herrn Jesum Christum, erkant und durch den
alleine selig sind worden, wie Paulus sagt: Unus
mediator dei et hominum etc. Und der liebe
Johannes schreibt: Wir haben einen Vorsprecher
bei dem vater etc.; da der heilig Augustinus
sonderlich hoch bewegt das wörtlin, wir, das er
sagt: Wir und nicht ir etc., da sich der apostel
selbs mit einzeucht, das er auch auf den vor-
sprachen sihet und sich vor keinen mitler oder
vorsprachen dargibt. Derwegen sollen auch die
prediger das volk fur solchen misbreuchischen
heiligen dinst, mit anrufung derselben als mitler
oder, wie man es sonst deuten wolt, getreulichen
verwarnen, denn solchs Christo, dem herrn, alleine
gebäret, wie geschrieben stehet: Quomodo in-
vocabunt in quem non crediderunt. Denn er
alleine zu der gerechten gottes erhöhet in allen
örtern selbs gegenwertig erkennet und erhöret
unser not und gebrechen, solch göttliche kraft
gebürt sich niemands anders zuzulegen.

Osterdinstag.

Folgen die festa, so furnemlich in
unsern landen, ausserhalb der sontage,
gehalten und gefeiert werden sollen.
Nemlich:
Der Christtag. Der tag Stefani.
Der tag Johannis Evangeliste.
Des neuen jarstag oder Circumcisionis domini.
Der heiligen dreier könig tag.
Der tag Purificationis Marie.
Der tag Matthie Apostoli.
Der tag Annunciationis Marie.
Der Ostertag. Ostermontag.
Der tag Philippi et Jacobi.
Ascensionis domini oder himelfart Christi.
Der Pfingsttag. Montag. Dinstag.
Der sontag Trinitatis.
Der tag Corporis Christi.
Der tag Johannis Baptiste.
Der tag Petri und Pauli.
Der tag Visitationis Marie.
Der tag Marie Magdalene.
Der tag Jacobi.
Der tag Assumptionis Marie.
Der tag Bartholomei.
Der tag Nativitatis Marie.
Der tag Matthei Apostoli.
Der tag Simonis et Jude.
Der tag Omnium Sanctorum.
Der tag Martini.
Der tag Andree.

Der tag Laurentii.

Der tag' Michaelis.

Der
Der

tag Katherine.
tag Thome.

Von der fasten.
Dieweil wir als ein landsfürst, als parens
patrie, macht haben, mit gutem rath in dem fall

ein polliticam ordinationem zu machen, so dem
gemeinen nutz bequem, doch das die gewissen fur
gott dadurch nicht gefangen werden.
Zum andern, damit auch die jugent und das
unverständige volk gewehnet werde, sich ab-
zubrechen ; denn wiewol Christus keine gewisse
zeit noch unterscheid der speise zum fasten ver-
ordent, da man auch darvon gewisse satzung, das
gewissen gegen gott zu verbinden, aufgerichtet,
ist unrecht, wie Augustinus ad Januarium et ad
Castulanum insonderheit bezeuget, und wider
gottes wort und christliche freiheit, und fast sched-
lich, so hat doch der herr selber geleret, das wir
nüchtern, messig leben und dem leib abbrechen,
damit er dem geist gehorsam gemacht werde, das
denn in der schrift fasten heisst, wie auch die
heiligen apostel gethan und aber die jugend und
der gemeine man zu unverstendig und zum fras
geneigt, das, so man sie darzu nicht hielte, in
solchem uberflüssigen fressen und saufen er-
wachsen und sich gar nicht abzubrechen lernen
würden, gebürt der obrigkeit auch wol, ein ein-
sehen zu haben, ein ordnung zu machen, damit
ein iglicher hausvater sein gesinde darzu halte
und sie auch mit dem bescheid (dem zu folgen)
annemen.
Dieweil aber hierzu neue sonderliche zeit
darzu zu verordnen nicht gelegen, ist es bequem,
die zeit, so zuvor hergebracht, als die woche,
freitag und sonnabent, und die 40 tage faste zu
behalten. Auch dieweil zur zeit Quadragesime
das fleisch unzeitig und unser churfurstenthum
Brandemburg reichlich mit fischerei vorsehen, ist
es nicht unzimlich zu beschaffen, auf dieselbe zeit
des gebrauchs des fleischs in der gemein durchaus
sich zu enthalten; auch die freueliche ubertreter,
die das evangelion an welchem ort angreifen
wollen mit fressen und saufen, und das nur der
obrigkeit zu verdries und zu verruckung guter
polizei und den schwachen, so des orts noch viel
vorhanden, zu ergernis, damit dem evangelio an
vielen andern orten auch nicht wenig verhindernis
gemacht, on alle not, aus furwitz thun, zu strafen,
welchs wir also verordent und hiemit gnediger
meinung, dem zu geleben, angezeigt haben wollen.
Aber hierbei gebürt sichs mit fleiss, dem volk
bericht zu thun, das das gewissen auf solche zeit
und unterschied der speise keinesweges verbunden
noch daraus fur gott sunde gemacht, ausserhalb
dem mutwilligen frevel und ergernis. Denn in
dem fall verbietung der speis, wie Paulus sagt
zum Timo., wer verfürisch und teufelisch leer.
Aber die schwangern, kranken oder so sonst zu
krankheiten geneigt und ander nottürftige leut
sollen sich in dem christlicher freiheit unver-
hindert gebrauchen, und derer halben sol gleich-
wol in der wochen, in stedten, etwas fleisch zu
 
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