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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0108

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Die Kirchenordnungen. Die Mark Brandenburg.

verkaufen nachgelassen sein und das es nicht so
genau mit der straf gegen den armen gesucht,
sondern gegen die gewand werde, die da sonst
müssig und zu collationen und unnötig geprenge
solche ordnung brechen würden, denen wir in dem
nicht schonen wollen, das sol auch in gemein den
hauswirten, dermassen mit irem gesinde zu halten,
befohlen werden; doch sol es mit armen leuten,
als obstehet, nicht genau gesucht sein.
Von der heiligen zeit der marterwochen
und ostern.
Den palmentag sol man halten mit der pro-
cession und gesengen wie von alters, doch das die
weihung der palmen vorbleibe, folgende die andern
tage mit lesung der passionen, nach dem text der
evangelisten.
Den grünen donnerstag aber mit der cere-
monien der füsswaschung (da es in gebrauch ge-
wesen) und des abends nach der metten ge-
predigt werde,' vom abendmal bis zur gefengnis
Christi etc.
Am guten freitag sol frue die passion aus
allen vier evangelisten zusamen gezogen vollend
dem volk furgetragen werden und zu rechter zeit
sol das gewonliche amt volbracht werden, mit der
representation der sepultur, wie von alters, doch
das drinnen volkömliche consecration und admini-
stration des sacraments geschehe.
Der osterabend sol mit gewönlichen solem-
niten und ceremonien volbracht werden, doch mit
nachlassung der weihung des feurs, wie denn aus
unserm befelch die visitatores iderm pfarrer gnug-
same anzeigung thun sollen.
So sol auch die osternacht mit der represen-
tation der auferstehung Christi, wie vor alters,
gehalten werden und der ostertag neben den
folgenden tagen sol mit gewönlicher herrligkeit
zugebracht werden, dergleichen die vesper mit
der solemnitet, bei der tauf gebreuchlich, und so
denn ungetaufte kinder verhanden zur selben zeit,
die sollen mit getauft werden.
Das wasser- und salzweihen, samt dem son-
taglichen sprengen, dergleichen kreuter, lichter
und anders zu weihen, sol vorbleiben, denn es
keinen göttlichen befelch hat und zu grossem mis-
brauch und zauberei geraten, aber der sonteglich
circuitus mit einem reinen responsorio oder anderm
gesange, wie es die zeit gibt, und mit nachlassung
obbemelter misbreuch sol bleiben.
Von der creuzwochen.
Als auch hergekomen, das am tage Marci und
die drei folgende tage nach dem sontage Vocem
Jocunditatis und an etlichen sonderlichen ortern,

auf ander mehr gezeiten, gemeine gebet fur der
kirchen und anderer notturft gehalten, so denn
der heilig Sant Paul 1. Timot. 2. getreulich ver-
manet, für die öbrigkeit und sonst fleissig zu
bitten, so ist auch darauf unser gemtüt, das
solchs also bleibe, als es jeders orts von alters
christlich hergebracht und desselben gelegenheit
geben wil, doch in allweg das reine und christ-
liche gesenge, gebet und collecten darzu gebraucht
werden, des sich denn die visitatores an jedem
ort insonderheit erkunden und mit unserm wissen,
wie es damit gehalten und was ferner fur christ-
liche gesenge darzu zu gebrauchen, verordnen
werden.
Es sollen auch die misbreuch, so etwan bei
solchen processionen gewesen, mit anrufung der
heiligen abthan werden und alle gebet und ge-
senge dahin gerichtet werden, das wir all unser
not und anligen bei niemand anders denn dem
herrn Christo suchen und von im hülf bitten
sollen. \
Uber das wollen wir auch, das in stedten
und dörfern ein tag in der wochen, wenn das
volk darzu sich am bequemsten jedes orts ver-
samlen möge, die deutsche litania mit fleis ge-
halten, und fur gemeine und furfallende notturft
gott ernstlich angerufen, auch das volk durch das
göttlich wort darzu fleissig vermanet und ent-
zündet werde.
In festo Ascensionis, da es in ubung gewesen,
sol das spectaculum, de ascensione domini bleiben,
denn solche spectakel gute erinnerung sein der
jugend und den unverstendigen etc.
Dergleichen in festo Pentechostes, de missione
spiritus sancti, doch das bei den das wasser-
giessen und dergleichen alle ander misbreuch in
den und vorgedachten ceremonien unterlassen
werden.
Es sollen auch allwege die prediger die jugend
unterrichten, was solche ceremonien bedeuten,
denn on das weren sie wenig nütz, und sonderlich
auch anzeigen, das man dadurch fur gott nicht
frum oder gerecht werde oder durch solche eusser-
liche ding vergebung der sunden oder die selig-
keit erlange, sondern das solchs allein durch den
glauben an Jesum Christum geschehe, wie denn
solchs hievorn nach notturft in dieser kirchen-
ordnung ausgedruckt.
Von den schulen.
Dieweil auch zu erhaltung christlicher religion
und guter polizei aufs höchst von nöten, das die
jugent in den schulen unterweiset werde und die
schulen etliche zeit her in merklichen abfall
komen, wollen wir, das die in allen stedten und
merkten widerum angericht, reformirt, gebessert
 
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