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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0113
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Ordnung und Satzung von 1558.

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lichen auffrist und vorzeret, auch diejenigen samt
irem gute und geschlechte darüber zu drümmern
gehen, wie dann solchs die tegliche erfarung gibt.
Und domit denselbigen geitzhelsen solch ir un-
christlich Vorhaben abgeschnitten werden und die
geistliche güter in dem stande, dazu sie verordent
bleiben mögen, so wollen und setzen demnach
s. churf. g., das die collatores, pfarrers, gotts-
hausleute, noch die gemeine, nicht macht
haben sollen, der kirchen oder der pfarren güter
und einkommen zu vorandern, viel weniger in
weltliche breuche zu ziehen. Es geschehe dann
mit s. churf. g. oder derselbigen geistlichen con-
sistorii zu Cölln an der Sprew sonderlichen con-
sens und bewilligung.
Zum vierundzwainzigsten, do auch etliche
patronen und vom adel gewohnet sein, das sie
keinen pfarrer annemen oder presentiren wöllen,
er mus inen dann etwas von der pfarren ein-
kommen, etwa an huefen, wiesen, pachten oder
diensten, zu irem brauche inne lassen und an-
geloben, das er solchs nicht klagen und mit dem
übrigen einkommen die zeit seins lebens zufrieden
sein wölle. Do aber solchs redliche und gelarte
pfarrers, denen ir gewissen drucket, nicht willigen
wollen, nemen sie darüber zu pfarrers an un-
geschickte und ungelarte esel, die alleine solchs,
wie obgesatzt, bewilligen und doch ir amt, wie
sich gebürt, nicht zu bestellen wissen und be-
rauben also , eins ganzen geringen nutzs halben,
sich selbst, desgleichen iren weibern, kindern, ge-
sinde und unterthanen, gotts worts, das sie nicht
können, wegen der ungeschickligkeit des pfarrers,
zum rechten warhaftigen vorstande desselbigen
kommen, wie dann darüber auch durch solche
verbotene handlangen und vortrege eingefürt
wirdet, weil die vom adel, bürger oder andere
patronen die güter also etliche jar in besitz er-
langen, das sie die vor ir eigen vorteidigen und
dieselbigen den kirchen oder pfarrern entziehen
wollen. Darum sollen solche unchristliche vor-
trege, so also mit den pfarrern geschehen, genzlich
aufgehoben und nichtig sein und wo sich einiger
pfarrer mit den patronen oder sonst jemands der-
gestalt eingelassen hette oder nachmals einlassen
würde, der soll, so balde es erfaren, seins amts
entsatzt und darüber in hochgedachts unsers gnedig-
sten herrn unnachlessigen strafe gefallen sein.
Zum fünfundzwainzigsten, und auf das sich
keiner unter solchem schein, wie obgemelt, der
geistlichen güter und einkommen unterziehen möge,
soll in hochgedachts unsers gnedigsten herrn chur-
fürsten thum und landen niemands an den pfarr-
oder kirchgütern, wie die namen haben mögen,
durch den langwirigen besitz einigen eigen thum
oder gebrauch erlangen, vielweniger dieselbigen
vor sein erbe ersitzen, sondern wo durch brifliche

oder lebendige urkunde gebürlich ausgefürt und
beweisen werden könne, das die entwandte güter
geistlich gewesen, soll der innehaber derselbigen
stracks davon abstehen und die güter widerum
ad pios usus transferirt werden.
Zum sechsundzwainzigsten, weil auch in
nehist gehaltener visitation klagen fürkommen und
befunden, so balde die collatores oder patronen
und vom adel einstheils vormerkten oder erfüren,
das die gottshausleute was an gelde in irer kirchen
mit schwerer mühe gesammelet und erspart hetten,
in meinung, wo der kirchen würden mengel an
gebeuden oder sonst fürfallen, dieselbigen damit
zu bessern und zu andern oder sonst zu der
kirchen nutz und besten anzulegen, das sie sich
alsdann unterstünden, dasselbe geld inen ab-
zuleihen und do sie solchs mit trotze oder guten
worten, ohne versicherung, an sich brechten, wolten
sie inen davon keine zinse, viel weniger die
heuptsummen widergeben und müste also das
gottshaus der zinse und hauptsummen entrathen.
Demselbigen aber fürzukommen, so sollen dem-
nach die gottshausleute hinfüro nicht macht haben,
den patronen, junckern, noch sonst jemands, die
heuptsummen, one gnugsame versicherung, die sie
obgedachten geistlichen consistorio zuvor sollen
bringen und zeigen und alldo erkennen lassen, ob
auch dieselbe zu rechte bestendig oder gnugsam
sei , auszuthun oder fürzustrecken. Hette auch
jemands inen bereit was abgelihen und wolte die
versicherung obberürter massen nicht thun, sollen
die fürsteher der kirchen solchs s. churf. g. oder
aber itzo derselbigen vorordenten visitatorn als-
bald berichten, die werden zu gebürlichem ein-
sehen, irem amte und empfangenen befehle nach,
vordacht sein, damit der kirchen die zinse und
heuptsummen gewisse folgen und bleiben mögen.
Zum siebenundzwainzigsten sol derwegen der
pfarrer, desgleichen die gottshausleute, auch der
sclmlze. und gemeine allhie sonderliche fleissige
und gute achtung haben, das dem pfarrer, küster
und kirchen an iren einkommen, hüefen, eckern,
wiesen, pachten, zehenden und diensten, von denen
vom adel, bürgern oder pauren, noch sonst je-
mands nichts entzogen werde, und do jemand sich
solchs unterstanden oder noch unterstehen würde,
so sollen sie solchs bei iren erden, pflichten und
christlichen gewissen unserm gnedigsten herrn
oder s. churf. g. geistlichen consistorio zu Cölln
an der Sprew vormelden, doher wirdet auf solch
anzeigen ex officio und ohne der kirchen oder
pfarrers kosten gebürlich einsehen geschehen.
Würden es aber der pfarrer, gotthausleute und
schulthies geschehen lassen und mit den junckern
oder denjenigen, so der kirchen- oder pfarrgüter
an sich gebracht oder brechten, durch die finger
sehen, sollen sie ires amts stracks entsatzt und
 
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