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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0117
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Kirchenordnung von 1572.

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wort deiner lippen, für menschen werk, auf dem
wege des mörders, erhalte unsern gang auf deinen
fusssteigen, lass unsern tritt nicht gleiten, beweise
deine wunderliche güte an uns, du heiland derer,
die dir vertrauen! Behüte uns wie einen aug-
apfel im auge, beschirme uns unter dem schatten
deiner flügel, lass uns schauen dein antlitz in
gerechtigkeit, lass uns dich allein herzlich lieb
haben, dich allein loben und anrufen, lass uns
halten deine wege und nicht gottlos werden wider
dich, unsern gott, lass uns alle deine rechte für
augen haben und deine gebote nicht von uns
werfen, behüte uns für sünden, zeige uns deine
wege und lehre uns deine steige, leite uns in
deiner wahrheit und lehre uns, gedenke herr an
deine barmherzigkeit und an deine güte, die von der
welt her gewesen ist, gedenke nicht unserer sünden
und ubertretung, gedenke aber unser nach deiner
barmherzigkeit, bewahre unsere seele und errette
uns, lass uns nicht zu schanden werden, schlecht
und recht das behüte uns und du, unser gott, er-
löse uns aus aller noth, amen.
III.
Herr, unser licht und heil, unsers lebens
kraft und stärke, lasse deine güte immer für
unsern augen sein und in deiner wahrheit wandeln,
dass wir nicht sitzen bei den eiteln leuten und
nicht gemeinschaft haben mit den falschen, dass
wir lassen die versammlung der bösen und nicht
sitzen bei den gottlosen, dass wir unsere hände
mit unschuld waschen und uns halten zu deinem
altar, da man höret die stimme des dankens und
da man prediget alle deine wunder; lass uns
herzlich lieb haben die städte deines hauses und
den ort, da deine ehre wohnet, raffe unsere seele
nicht hin mit den sündern, noch unser leben mit
den blutdürstigen, lass uns nicht mit bösen tücken
umgehen, sondern unschuldig wandeln. Eins
bitten wir von dir, o herr, unser gott, das hätten
wir gern, dass wir im haus des herrn bleiben
mögen unser lebenlang, zu schauen die schönen
gottesdienste des herrn und seinen tempel zu be-
suchen , darinnen du uns deckest zur bösen zeit
und uns verbergest heimlich und erhöhest, dass
wir dir lob opfern, singen und lob sagen in der
grossen gemein, amen.
IV.
Herr, höre unser stimme, sei uns gnädig und
erhöre uns, verbirge dein antlitz nicht für uns
und verstoss uns nicht in deinem zorn , lass uns
nicht, thue deine hand nicht von uns ab, denn
vater und mutter verlassen uns, aber du, herr,
nimm uns auf, weis uns deine wege und leite
uns auf richtiger bahn, lass uns sehen das gute
des herrn im lande der lebendigen, zeuch uns
Sehling, Kirchenordnungen. III.

nicht hin unter den gottlosen und unter den ubel-
thätern, führe uns beim leben, denn herr, was
ist nütze an unserm blut, wenn wir tod sind, der
staub wird dir nicht danken und deine treue ver-
kündigen. Darum, herr, sei uns gnädig und hilf
uns, ziehe uns aus dem netze, das der böse feind
uns täglich stellet, denn du bist unser stärke, lass
uns frölich sein in deiner güte, siehe unser elend
an und erkenne unsere seele in der noth, unser
zeit stehet in deinen händen, errette uns von der
hand' des bösen, lass dein antlitz leuchten über
uns und hilf uns durch deine güte, lass uns nicht
zu schanden werden, denn dich rufen wir an und
befehlen dir unsern geist in deine hände, denn
du hast uns erlöset, du getreuer gott, dir wollen
wir lobsingen immerdar, amen.
V.
Herr, gott, unsere gerechtigkeit, behüte uns,
dass wir nicht sündigen mit unsern zungen und
unsern mund zaumen, dass wir nicht böses reden.
Ach, herr, lehre uns doch, dass ein ende mit uns
haben muss und unser leben ein ziel hat und
wir davon müssen. Siehe, unsere tage sind in
einer handbreit bei dir und unser leben ist wie
nichts für dir, ach herr, wie gar nichts sind alle
menschen, die doch so sicher leben, sie gehen
daher wie ein schein und machen ihnen viel ver-
geblicher unruhe, sie sammlen und wissen nicht,
wer es kriegen wird. Aber wir, herr, trösten uns
deiner und hoffen auf dich, errette uns von aller
unser sünde und lass uns nicht zu spott werden,
lass dirs gefallen, herr, dass du uns errettest,
eile uns zu helfen, denn du bist der gott unser
stärke, verstosse uns nicht, sende uns dein licht
und deine wahrheit, dass sie uns leiten und
bringen zu deinem heiligen berge und zu deiner
wohnung, dass wir hinein gehen zum altar gottes,
zu dem gott, der unsere freude und wonne ist,
und dir danken, dass du unsers angesichts hülfe
und unser gott bist, amen.
VI.
Herr, du bist unser hort, unser hülfe, schutz
und trost, unsere seele harret nur auf dich,
denn du bist allein unser hoffnung, bei dir ist
unser heil und zuversicht, menschen sind ja
nichts, sie wegen weniger dann nichts, so viel ihr
ist, aber du, herr, behüte und bewahre uns, führe
du uns auf deine wege, dass wir uns nicht ver-
lassen auf unrecht und frevel und uns nicht
halten zu solchem, da nichts ist, fället uns reich-
thum zu, dass wir das herz nicht daran hängen
und zu boden gehen, plötzlich zu nichte werden
und nehmen ein end mit schrecken, aber wenn
wir nur dich haben , so fragen wir nichts nach
himmel und erden, wenn gleich unser leib und
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