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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0228
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208

Die Mark Brandenburg.

dienste zum Vorlesen vor dem kleinen Altar. Das Gesangbuch Joachim’s II. von 1542 liess
Musculus 1560, um neue Lieder vermehrt, wieder auflegen unter dem Titel „Frankfurter Zion“.
Eine Hochzeitsordnung von 1575 liegt im St.-A. Berlin, Rep. 16, III, F. 3.
Über die Irrungen, welche die Streitsucht des Pfarrers Musculus hervorrief, vgl. St.-A.
Berlin, 47, F. 2, und Spieker, a. a. O., S. 141 ff., 175 ff.
Der Visitations-Rezess von 1573 ist bei Spieker, S. 200 ff., auszugsweise mitgetheilt.
Er wird nicht abgedruckt. Dass die Frankfurter sich auch diesen Verordnungen gegenüber
sehr autonom fühlten, beweist ein Ausschreiben für die Visitatoren in der Stadt Frankfurt
a. d. O., welches sich nicht mehr streng nach der Visitationsordnung von 1573 richte. (St.-A.
Berlin, R. 47, 15.)
Zur Schulgeschichte s. Spieker, a. a. O. S. 223 ff.
Von der Visitation von 1580 finden sich einige Nachrichten bei Spieker, Gesch, der
Stadt Frankfurt, S. 151.
Über den Visitations-Rezess vom 17. April 1600 vgl. Spieker, a. a. O. S. 231 ff.
Dieser Visitations-Abschied von 1600 findet sich im Stadt-Archiv, auch im Regierungs-Archiv
zu Frankfurt, Pars IV, Sect. 10a, Litt. F, Nr. 1. Hiervou sollen einige Punkte über die
Ceremonien hier abgedruckt werden, weil sie den Stand der Dinge im 16. Jahrhundert am
besten erkennen lassen. Vgl. übrigens auch N. Müller, in Jahrb. für brandenburg. Kirchen-
gesch. 3, S. 460, 530. (Nr. 25.)
Über die berühmt gewordene Angelegenheit des jungen Musculus (Verschütten des
Abendmahlsweins) vgl. Spieker, Gesch. der Stadt, S. 140; Ztschr. f. histor. Theol. 1848, S. 469 ff.

24. Kirchenordnung für die Stadt Frankfurt. Vom 11. September 1540.

[Nach Riedel
Ordnung und bestellung der pfarkirchen und
kirchendiener der stadt Franckfurt an der
Oder und dobei der abschied des kurfursten zu
Brandenburgk etc., unser herren visitatorn dem
rathe, pfarrer, caplan und schulen nach gehaltener
visitation doselbs geben.
Wiewol den visitatorn vorbracht, das hievor
ein decanus facultatis theologice alhie eiuen pfarrer
zu benennen oder zu presentiren gehabt, so haben
sie doch daneben aus allerlei bericht und um-
stenden geachtet, das hinfuro allerwege, wan die
pfarre verledigt und ein pfarrer durch abgang
oder resignation eins pfarrers widerum bestehlt
oder angenohmen werden soll, bei gemeltem decano
und dem erbarn rathe alhie zugleich sein und
stehen soll einen pfarrer zu benennen und hoch-
gedachtem unserm gnedigen herren oder s. k. f. g.
aber anzugeben, damit er ferner, wie gebürlich,
examinirt und seiner geschicklichkeit nach an die
pfarre mag bracht werden und soll ein pfarrer
die woche uber an den tag, wie die visitators zu
lesen verordent, in collegio eine lection in der
heiligen schrift thun.
Weiter sollen neben dem pfarrer nach gelegen-
heit dieser stadt ein prediger und vier caplan
gehalten werden, die soll der pfarrer annhemen,
dieselben sollen sich auch seiner gebiirlich ver-

I, 23, S. 479 ff.]
halten und soll sich der pfarrer mit dem prediger
und caplanen vergleichen und ordnung machen,
wie ofte ausser den feiertagen die woche uber
soll gottes wort gepredigt werden, auch wan der
pfarrer predigen oder ein caplan predigen soll.
Auch sollen der pfarrer, prediger und zwene
caplan allewege uff die pfarkirche und das volk
in der stadt warten und beschieden sein zu pre-
digen, sacrament zu reichen, kranken zu besuchen
und was sonst in solchen amten not, zu versorgen.
Aber die andern beide caplan sollen also beschieden
werden, das einer allewege die vorstedt vor dem
Gubinschen thore besuche, in S. Getruden kirche,
wen es die gelegenheit und zeit fordert, den vor-
stedtern und andern leuten aus dem hospital des
heiligen stifts predige, sacrament reiche und die
kranken in gemeltem hospital, auch andere in der
vorstadt besuche und troste. In gleichnus soll
der ander caplan uff die vorstadt und hospital
S. Georgen vor dem Lubusischen thore warten, zu
S. Georgenkirchen, den vorstedtern und allen leuten
predigen, sacrament reichen und die kranken be-
suchen. Wan es auch der rath oder pfarrer vor
nutzlicher ansehen, sollen diese beide caplan in
den vorstedten heimlichen whonen.
Wen aber diese beide caplan die hospital
und vorstedte also mit predigen, sacramenten,
 
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