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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0229

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Kirchenordnung für Frankfurt von 1540.

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trostungen und besuchungen der kranken besteldt,
sollen sie auch uff die pfarkirche in der stadt
warten und dem pfarrer samt andern caplanen
mit beichthoren und zu den amten, wie zu jeder-
zeit würden gehalten werden, beholfen sein ; und
unter den vier caplanen soll der itzige und die
künftigen oberkuster allewege ein caplan sein.
Nachdeme dan in allen kirchen und capeln,
in und vor dieser stadt, stadtliche geistliche lehen
und altaria gestiftet worden, darauf hievor die
privatmessen gehalten, die numals des offenen
missbrauchs halb abgethan, aber dennoch noch
etliche prister sein, welche dieselben lehen halten
und geniesen, soll der pfarrer von nun an also
ordnen, das hinfuro in der pfarkirchen zu unser
liben frauen teglich hore de tempore gesungen
werden, die sollen die prister, welche also, wie
vorgesetzt, noch geistliche lehen alhie in den
kirchen in und vor der stadt haben und wesent-
lich alhie wonen, teglich neben dem oberkuster
oder einem caplan singen. Welcher priester sich
des ane sonderliche leibs eehaft weigern würde,
soll des einkommens seins lehens mangeln und
sollen sich die prister alle eins pfarrers gebürlich
verhalten, demselben, wan es not, zu den amten,
sacramentreichung und beichthorn in der kirchen
behülflich sein. Doruber sollen auch gemelte
prister ad lectiones theologicas, die man in collegio
lesen wirdet, gehen und der pfarrer acht haben,
das solchs also geschehe.
Es sollen sich aber der pfarrer, prediger, caplan
und schulmeister im predigen, kirchenceremonien,
sacramentreichung, gesengen, processionen bei den
begrebnus, einleitung der breute, sechswocherin
und andern allenthalb hochgedachts unsers gnedigen
heren des kurfursten zu Brandenburgk ausgangnen
kirchenordnung vorhalten und dawider ane s. k.
f. g. wissen oder bescheid nichts neues oder wider-
wertiges einfürn, predigen oder gebrauchen. Do-
gegen sollen sie auch ire accidents von begreb-
nüssen, einleitung und taufung, wie vorhin oder
sonst ublich alhie ist, (es were den etwa eine
ubermasse oder unordnung dobei, dorauf der pfarrer
sehen und bescheidenheit machen soll), haben und
behalten.
Auch sollen pfarrer, caplan und geistliche
personen dieser stadt keine unzüchtiche weibs-
personen bei sich halten oder haben, wie ine den
das geistliche recht auch verpeut, bei veriessen irer
amt oder lehen, dorauf der erbar rath sonderlich
soll sehen lassen.
Ferner soll jedes virtel jars ein mal zur ge-
legenen stunde dem gemeinen manne und jungen
volke der cathecismus uff etliche tage nachein-
ander gepredigt und wol gedeutet werden und
soll der pfarrer samt dem prediger und caplanen
Sehling, Kirchenordnungen. III.

das volk vermanen, das sie zuhorn und ire kinder
und gesinde zur selben stunde auch darzu ver-
leuben sollen.
Von besoldung eines pfarrers,predigers
und caplan.
Ein pfarrer soll hinfuro stets seine wohnung
in dem pfarhause alhie und daneben auch das
ordentlich einkommen der pfarren an zinsen,
pachten, weinberge, hufen, wisen und opfergelde
und anderm laut des pfarregisters haben. Und
nachdeme bishero etliche, wiewol ganz vorgesslichen,
wider gotliche und beschriebene recht, auch den
langwirigen brauch, die jerlich opferpfennig zu
geben unterlassen, soll der rath solch opfergeld
hinfuro jerlich dermassen erfordern, also das sie
irer stadtdiener einen samt des pfarrers einnhemern
einen, und sollen alle virtel jar in der stadt in
alle heuser umschicken und von jeder person, so
zum sacrament gehet, einen pfennig einfordern
lassen, also das jede person des jares IIII pfenning
gewisslich vor das opfergeld gebe: und wo sich
jemands solchen opfer oder kuster pfennig zu
geben weigern wurde, soll der rath alsbalde durch
den diener, so die einnahmung thuet, zu pfenden
verschaffen.
Ein prediger soll zu seiner besoldung jerlich
LXXX fl. haben, aber ein caplan XL fl. und do-
neben auch ein jeder freie behausung. Doruber
sollen auch dem prediger und caplanen volgen die
accidentia von teufen, begrebnüssen, einleitungen
und anderm mehr, wie bishero gehalten, oder
sich nach gelegenheit dieser zeit zu nehmen
schicken will.
Weil dan der oberkuster, wie obgesetzt, der
caplan einer sein soll und aber der itzige ober-
küster mit etlichen sonderlichen geistlichen lehen
versehen, soll er das einkommen derselbigen an
stadt seiner besoldung behalten und daneben auch
die ordentlichen accidents der oberkusterei haben;
aber nach seinem abgang sollen dieselben lehen
in kasten davon hie unden gesetzt zu unterhaltung
der kirchendiener verordnet und einem oberkuster
seine besoldung auch gesetzt werden.
Die unterküster oder oberküsters gesellen sollen
haben ire freie wonung, wie vorhin, und dobei
die accidentia von begrebnus, leichen, teuffen und
dergleichen mehr, was ine zuvor aus der kirchen
geben, dorüber sollen sie auch, wie vor alters, aus
jedem hause jerlich IV pfenninge als iedes quartal
I pfenning bekommen und wen des pfarrers opfer-
geld in zeiten der quartal eingefordert wird, soll
der küster pfenning als den aus jedem hause auch
zugleich mit genohmen und wider die, so den-
selben pfenning weigern, pfandung gebraucht
werden. Domit aber der gemeine burger hinfüro
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