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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0366
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346

Die Mark Brandenburg.

seliger in seinem testament durch einen erbarn
rathe zugeben, mildiglich vorordent. Also auch
aus Mertten Goldbecken seligen testament 3 gulden.
Item 9 scheffel rogken, welche doctor Heinricus
Goldtbecke, churfurstlicher brandenburgischer hof-
rath, dem caplane alhie zugeeigenet.
Item jerlich ein thaler aus der Velekowischen [?]
testamente. Item 3 gulden von den 100 gulden,
so der burgermeister Cersten Kaulitz dem pfarrer
und caplene zu guete alhie ufs rathaus belegt.
Dazu sollen dem pfarrer und caplane die
accidentia jerlich wie in andern stedten folgen.
Heimlich von der taufe 1 schilling, vom leiche
1 schilling und vor einleitunge der sechswoche-
rinnen 1 schilling.
So haben auch der pfarrer und caplene vor
ire haus jeder zwo brauen zinse freie zu thuen,
und wie andere pfarrer und geistlichen, inhalts
der visitationordenunge zugewiesen, doch das sie
sich durch den missbrauch desselben nicht vor-
lustig machen. Und soll sich der pfarrer neben
dem caplane, wie obstehet, hochgedachts unsers
gnedigsten herrn christlichen kirchen- und visi-
tationordnunge in lehre, gueten sitten und leben,
auch sonst in allen punkten und artickeln gentz-
lichen vorhalten und ires amts im predigen,
taufen, beichtsitzen, sacramentreichen und be-
suchunge der armen und kranken getreulich warten
und bestellen.
Als auch die visitatores berichtet sein, das
sich etzliche gotts bevelh zuwidder des hoch-
wirdigen sacraments lange zeither enthalten, sollen
die pfarrer und caplene sie von den predigstuelen
vorwarnen, dazu zu gehen, oder diejennig, so sich
nicht bessern wollen, vormuge der visitation-
ordenunge, nicht zur taufe gestatten, auch nicht
uf den kirchhof begraben lassen.
Sie sollen auch den missbrauch des kirch-
gangs in hochzeiten vorhueten helfen, also welcher
breutigam oder breut des abends über 4 schlege,
und des morgens über 10 schlege aus der kirch
pleibet, das sie ehe nicht getreuet werden sollen,
sie haben den jedesmals zwei thaler, einen dem
kasten und einen dem pfarrer zur strafe erlegt.
Damit auch hochgedachts unsers gnedigsten
herrn publicirten kirchen und visitationordenung
von den benachbarten pfarrern, so alhier visitirt
werden, endlichen moge nachgekommen, auch sonst
widderwertige lehre und secten nicht einschleichen
mogen, thuen die visitatores dem pfarrer alhie
zum inspectorn vorordenen und im uflegen, das
er inhalts der visitationordnunge nicht alleine uf
seine kirchendiener, sondern auch auf die be-
nachtbarten pfarrer der dorfer, so alhie visitirt
werden, fleissig sehe, das ungebuerliche abwenden
und vorhueten helfe und keinen um gift oder gaben
willen dissfals nachhengen oder vorschonen solle.

Vom kuster.
Der kuster alhie hat zur jerlichen besoldunge
zur Wendtmarke, item ufm Nerembergk und zu
Berndorf jerlich 20 scheffel havern, 18 brod,
18 bratworste und fünfte halb schock eyer.
Und nachdeme die besoldunge eins kusters
gar geringe, sollen ime aus dem gemeinen kasten
4 gulden an stadt der vier mark, so ime in voriger
visitation vorordent, samt den gewonlichen acci-
dentalien folgen.
Und soll der kuster sein amt getreulich be-
stellen und dem caplane so wol als den pfarrer
im kirchenregiment gehorsam sein, auch ver-
muge der visitationordnunge vom pfarrer und er-
barn rathe zugleich angenommen und vorurlaubt
werden.
Er soll auch uf die kirche, das darein nichts
entwandt oder zerbrochen, fleissig achtunge geben,
auch darauf sehen, das die kirchhofe reinlich ge-
halten werden und die schweine davon pleiben
mogen.
Vom organisten.
Dem organisten sol zu seiner besoldunge
jerlich folgen 30 gulden an gelde, drei gulden
zu holze und freie wohnunge, wo er nicht eine
eigene wohnunge hat.
Und soll der organist uf die orgel fleissige
achtunge geben, das dieselbe nicht schadhaft
werden moge, und dieselbe mit seinem fleisse, so-
viel muglich, bessern.
Von der schule.
Weil menniglich unvorborgen, wie hoch und
viel an gueten wolangeordenten schulen gelegen,
so sol es dennoch mit annehmunge eines schul-
meisters, vormuge hochgedachts unsers gnedigsten
herrn visitationordenunge, gehalten und niemands
nach gunst eingedrungen, sondern wegen seiner
geschicklichkeit zu solchem amte vom erbarn rathe
und pfarrer bestalt und angenommen werden.
Und soll hinfuro den schuldienern zur jer-
lichen besoldunge aus dem gemeinen kasten ent-
richtet werden:
34 gulden dem schulmeister aus dem gemeinen
kasten und dan 4 thaler, so ime ein erbar rath
aus gunstigen willen zugewandt.
28 gulden dem baccalaurio, desgleichen haben
der magister 2 gulden und der baccalaurius
1 gulden aus Merten Goldbeck seligen testament.
Dazu sollen sie das gewonliche präcium und
andere accidentia, wie sie bishero im brauche
hergebracht, haben.
Und weil inen vermuge der visitationordenunge
auf hochzeiten zu gehen vorboten, sol inen vor
die brautmesse ein halber thaler gegeben, daruber
 
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