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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0367

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Visitations-Abschied für Werben von 1581.

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soll von inen niemands beschwert werden, es
mochte den jemands aus gueten willen mehr geben.
Als auch die rathe in stedten, altem gebrauche
nach, zu den schulen das brenholz zu beschaffen
und fuhren zu lassen schuldig, und dan die
holzunge gemeiner stadt ist, auch besser und
nutzlicher, als zu diesem christlichen werke nicht
angewandt werden konnte, als wollen die visita-
tores nicht zweifeln, der erbar rath alhie werden
die schuldiener und arme knaben mit etzlichen
brenholze vorsehen, und neben den vormugenden
burgern und ackerleuten dasselbe fuhren zu lassen
unbeschwert sein, in ansehunge, das es iren kinder
und der ganzen gemeine zum besten gereicht.
Und sol sich der schulmeister und seine ge-
hulfen unsers gnedigsten herrn christlichen kirchen
und visitationordnunge vorhalten, und die jugend
vormuge derselben zu gotts erkentnuss und forcht,
auch zugleich in gueten kunsten und sitten mit
allen treuen fleisse erziehen und unterrichten.
Dessgleichen weil in voriger gehaltener visi-
tation hedechtig vorordent die christliche lobliche
latinische gesenge, Antiphon und Responsoria de
tempore, welche in heiliger schrift gegrundet und
durch die alten daraus gezogen, bei den kirchen
pleiben zu lassen, wollen die visitatores, das es
nochmals also, inhalts unsers gnedigsten herrn
kirchen- und visitationordenung damit gehalten
werden, und der cantor dieselben in der schulen
anschreiben, den knaben mit fleiss vorsingen, und
bei den kirchen, wie bishero geschehen, fur und
fur im brauche pleiben, auch die schuler vor den
thüren oder in der currenda, damit sie vor andern
bedtlern erkant werden mogen, dieselben singen
sollen.
So sol sich auch der schulmeister und seine
mitworwandten aller secten eussern und enthalten,
wie den auch der pfarrer und rat darauf sonder-
liche erkundigunge legen, und do es gespuret
oder befunden, sollen diejenigen von stund ires
dienst entsetzt werden.
Und do auch zum hohesten vonnoten, gelarte
und fleissige inspectores der schulen zu erwehlen,
als thuen demnach die visitatores zu inspektorn
dieser schulen vorordenen den pfarrer und caplane
alhie, dessgleichen die regierende burgermeister,
den stadtschreiber, auch etzliche des rats und aus
der gemeine, so der pfarrer und rat vor duchtig
dazu erachten, uf diese schule treulich zu sehen,
das die jugend fleissig instituirt und nicht mit
vordechtiger lehre, auch boesen sitten und leben
corrumpirt, sondern in den fundamentis theologie
in godtlicher schrift gegrundet, christlich und
erbarlich erzogen werden, auch die alten christ-
lichen gesenge, wie obstehet, in den kirchen
pleiben mogen. Welcher gestalt es auch weiter
in dieser schulen zu halten jederzeit vonnoten

sein wirdet, sollen sich die inspectors neben dem
pfarrer und schulmeister einer bestendigen schul-
ordenung, inhalts hochgedachts unsers gnedigsten
herrn visitationordnung vorgleichen, auch die
schulmeister und ire gehulfen uf solche schul-
ordenung in gelubde und pflichte genommen
werden.
Von der jungfernschule.
Als auch hochgedachter unser gnedigster
herre in s. churf. g. visitationordenunge von den
jungfernschulen, dieselben in s. churf. g. stedten
anzurichten, und darein der armen so wol als der
reichen tochter zu gottsforcht, zucht und erbarkeit
zu erziehen, meldunge. und bevelh gethan.
Und weil von des itzigen caplans hausfraue
und tochter die jungferschule albereit alhie ge-
halten wirdet, zweifeln die visitatores nicht, ein
erbar rath und die vorsteher werden der schul-
meisterin jerlich hinfuro aus dem gemeinen kasten,
wan der zunehmen wirdet, etwan 4 gulden vor-
nehmen, auch ein erbar rath sie mit etzlichen
holze ires gefallens gunstiglich bedenken, auf das
die unvormugenden mit dem präcio nicht uber-
setzt werden mogen. Die vormugenden aber sollen
auch des weitern etwan ein fuder holz geben und
sich sonst jeden der schulmeisterin nach gestalt
ires fleisses mildiglich erzeigen.
Welcher gestalt und mit was fleisse inen die
jugend in der jungfernschulen zu instituirn ge-
bueret, das werden sie aus dem buchlein, so der
herr superintendens doctor Musculus im drucke
vorfertigen lassen, ersehen, wie dan die visitatores
der schulmeisterin hiermit thuen uf legen, sich in
regierung der jungfernschulen desselben buchleins
endlichen zu vorhalten.
Und ob wol die visitatores neben einem er-
barn rathe befinden, das die kirchen und schul-
diener mit solchen besoldungen, davon sie sich
und die iren, dieser geschwinden zeiten gelegen-
heit nach, fuglich erhalten konnten, nicht vor-
sehen, auch nicht liebers wollten, den das inen
notturftige stipendia vorordent werden mochten,
so erstrecket sich doch des kastens vormugen und
einkommen, wie oben vormeldet, dahin nicht, das
die visitatores zu sonderlicher erhohung und ver-
besserung der besoldungen, wie die nodturft wol
erfordert, nicht kommen konnen. Und wollen
sich derwegen vorsehen, die kirchen- und schul-
diener werden mit der obgesagten vorordenunge,
bis zur andern zeit, christliche geduld tragen, und
gott fleissig bitten, sein almacht wolle durch gaben
gutherziger christen und leute den kasten dermassen
mehren und in ufnehmen bringen, das die besse-
rung irer besoldungen daraus fueglich geschehen
moge, wie dan der pfarrer und caplene die vor-
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