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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0453
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Ausschreiben des Herzogs von Liegnitz von 1527.

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verzogen, sich nicht wes ergers zutragen möchte,
uber das, das gottis zorn durch unser vorseumnus
und nochlessikeit weiter erwacht und gereizet
wurde, welchs wir aber fur unser person nimmer
zuthuen wösten.
Haben also ferner, so viel got gnade ver-
liehen, den handel unsers christlichen notturftigen
furnehmens angezeigt und dennoch uns je und
allwege offentlich erpoten, so sich imandes be-
dunken liesse, das wes irriges ketzerischs oder
aufrurisch, dem götlichen wort und der heiligen
schrifte ungern ese und zuentkegen in unserm
lande geprediget und furgenomen wurde, das wir
solchs, so ferr es durch gegrundte heilige schrift
möchte erweiset und uberwunden werden, keines-
wegs hinfuer vormeinten zugestatten, sondern uns
in deme, wie sich einem christlichen fuersten ge-
ziemet, der pillikeit noch vorhalten und allen
irtum abschaffen wolten, es hat sich aber nie-
mandes bisher unserm erpieten und begern noch
dis zutun understehen wellen, und wir vorhoffen,
das wir uber das auch nicht schuldig gewest sein,
uns und unsere underthanen, an der seelen selikeit
zuvorhindern und zuvorseumen.
Warumb man nicht lenger mit dem
evangelio hat vorzihen mogen.
Ob denn jemandes sagen wolde, wir hetten
billich mit solcher neuer leer, wie es etliche in
diesem lande pflegen zu nennen, bis auf ein ge-
mein concilium vorharren sollen, doruf antworten
wir, das solchs nicht unzimlich gewest wer, so wir
allein in des, noch erkanter warheit, wider unser
gewissen nicht hetten handeln dorfen, auch ane
fahr und gewiess wern, das wir mit unsern under-
thonen ein frei christlich concilium erleben möchten,
nu bephilet aber der herr Christus, allewege zu
wachen und aufzusehen, dorumb das wir nicht
wissen tag und stund, wenn er kompt.
Zu deme sein wir auch aus gotlichem wort
bericht, wie gottis und der welt sachen mit ein-
ander nicht stimmen mögen, den es ist am tage,
was in vorschinen jarn, und wie viel des evan-
geliums halben handlung geschehen, dorauf man
sich menschlicher weis vortrostet und ein hoff-
nung gehabt, man wurde wes fruchtbarlichs in
gemeine beim glauben ausrichten, und ist doch
bisher noch nichts grundtlichs beschlossen, do
durch man auch spueren und abnehmen kan, wie
got und sein heiliges wort den menschen nicht
underworfen sein will, so wissen wir desgleichen,
das concilia und gemein versamblung zu mehr-
maln, durch etliche, so solchs zu fordern schuldig,
vil vleissiger sein vorhindert worden, wie hat uns
dan gebären wollen, unsere underthone auf ire
underthenige biet und demütiges ansuchen, die-
Sehling, Kirchenordnungen. III.

weil sie sich sonst aller gebuer des gehorsams
vorpflicht und gehalden, lenger aufzuziehen und
mehr auf menschen erkenntnus, dann gotliche er-
kante warheit zu bauen, auch unser alder mit an-
gesehen, und das die stunde nicht allzulange wird
mögen ausen pleiben, wen leib und seel von ein-
ander scheiden muess, dorin wir nicht gerne als
gotlicher warheit zu wider und entkegen, sovil
uns unser gewisse zeugnis gibt, wollten befunden
wern, do auch einem itzlichen von nötten sein
wil, zu wissen, wes er sich eigentlich vormeint
zuhalten.
Item, es mag auch nichtes zuschnell sein, wo
man furderlich den irrenden seelen und gewissen
hulfe thuet und sie underweiset, was gots gesetz,
was evangelium, was ein neuer mensch, was
Christus ist, und also weiter von der untreglichen
burde menschlicher satzung frei macht, von welchen
sie der herre Christus auch frei haben wil, die
weil das gewissen allein seinem götlichen worte
underworfen ist.
Von christlicher ordenung.
Was aber eine christliche ordenung belangt,
hetten wir lengst woll leiden mögen und wern
des hoch erfreuet gewest, das dieselb hierin dem
gotlichen wort gemese zur einikeit und forderung
des evangelii aufgericht wehr, und was do wieder
im scheine einer gueten ordenung aufkomen, wie
denn desselbigen missbrauchs uber die massen vil
ist, gebessert und geburlicher weis abgestellet wer,
die weil es aber nicht gescheen, haben wir aus
gottes gnaden und oberzelten ursachen uns schul-
dig erkandt, dem götlichen worte am fordersten
(darauf allein unser christenthumb gegrundet und
dornoch alle ordenung in gottes sachen billich
sollen gericht werden) zugehorchen, ime und der
warheit bevoran den preis und ehre zugenomen,
die erkante warheit nicht zuvorlossen, unserer
underthanen gewissen und betruebte gemuetter
mit gefengnis in deme, das stracks wider den
willen, ordenung gottis und sein heiliges wort auf-
kommen, keines weges ferner zu beschweren, sonder
sich der lere des göttlichen worts zuhalten und
mit dem warhaftigen qual wasser des lebendigen
bornes troestlich zukuelen und ergetzen lossen.
Sein ganzer zuvorsicht, ein jeder christ werde
hierin unser gegen got und den gewissen unserer
underthonen schuldiges ampt und zuthuen zur
pillikeit beherzigen und erkennen, nichtes aber
desteweniger erbieten wir uns, wo ein frei ge-
mein oder nacional christlich concilium ausgerueft
und gehalden wurde (wie wir den hören, das es
dorauf sein soll), das wir unsere gelerten do
selbst hin abfertigen und in den sachen des christ-
lichen glaubens alle der lere und furnehmens in
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