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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0452

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Schlesien.

wirs mit dem lebendigen glauben ergreifen, und
dorin bis ans ende verharren, welchs auch unser
lieber herre Jesus Christus am stamme des creuzes
mit seinem leib und rosenfarben bluet erworben,
durch die aposteln in aller welt aufzukundigen
und sonst nichts anders zu predigen, vorordent und
bevolen hat.
Sollich evangelium haben wir nicht ane grund-
liche erfarung dermassen, wie gehöret, ja mit
schulden und pflichten unserer eigen gewissen,
fur uns und unsere underthon (gott gebe zur
ewigen selikeit) angenomen und gefurdert, denn
sintemal das wort gottis got selbest ist, und durch
dasselbe alle ding erschaffen, regirt und erhalten
werden, in welchem allein der wille, gebot, bevel
und gnade gottis eroffent, wie solten wir dan
nicht zugemuete nehmen, domit solchs den armen
betruebten und gefangenen gewissen unserer
underthonigen, so uns von gotte bevolen, getreulich
und ane zusatz vorkundiget, auch demselben, so-
vil aus gottis gnaden möglich, noch gelebet wurde.
Oder wie wollten wir dasselbe fur gott vorant-
worten, so wir allein zeitlichem friede mit fur-
sichtikeit nochtrachten, das aber so die seelen,
unser gewissen, den ewigen friede und all unser
heil betrifft, ganz verlassen, oder zum wenigisten
verseumlicher, denn das zeitliche verwaldten, so
doch der herr Christus allen christen bevolen hat,
erstlich, das reich gottis und seine gerechtigkeit
zu suchen, mit dem anhange, das inen alsodenn
alle andere ding notturftig sollen zugeworfen
werden.
Von den dienern des evangelii.
Und die weil aus ordenung gotliches bevehls
zu solchem werk der prediget des heiligen evan-
gelii besunder arbeiter und diener sein mussen,
als nemlich, die der heiligen schrift vorstendig,
gottes ehre am fordersten suchen, dorzu eines
erbarn zuchtigen wandels sein, das ist, die nicht
allein in den diengen, so der seelen heil be-
langent, getreulich und veterlich die menschen
wissen zu underweisen, sonder inen auch ein gut
christlich ebenbilde durch ir unstreflichs leben
furtragen, haben wir nach möglichem vleis, un-
angesehen eigen nutz und unkösten, so dorauf
gegangen, uns bemühet, wollens auch hinfur
thuen, auf das wir frome, tuchtige, gelerte menner,
die der heiligen schrift erfarn, das gotliche wort
zu predigen und lesen geschickt sein, zun uns
brengen, durch welch unser volk nicht zu aufruer
und uneinikeit (wie dan gott erbarms, an etlichen
ortern geschehen) sondern zum rechten glauben,
zur liebe gottes und des negsten, zur vorbrengung
gottliches willens, eintrechtig und friedlich ge-
weiset wurde, und do mit das heilige evan-

gelium zu dem ende, dohin es anfenglich von got
vorordent, nutzlich und seliglich dienen und ge-
langen möge.
Wie woll es aber schwerlich uberall so ganz
gleich mag zugehn, das sich nicht beweilen falsche,
untuchtige lerer, die mehr auf eigen nutz dan
auf gottis ehre und der menschen selikeit pflegen
zutrachten, mit einmischeten, so ist doch von uns
zimlich verordent, auf alle pfarrer und prediger,
offentlich und in geheim auf sehen und achtzu-
haben, domit wo solche so mehr unfriede, aufruer
und fleischlicher freiheit dann zu christlicher liebe
und einikeit dieneten, desgleichen so dem volk
mit bösen ebenbildern ermerkt und befunden, das
die selbigen noch warhaftiger erkundung und
gnugsamer uberweisung in geburliche straf ge-
nomen wurden, wie wir dan schön uns dermossen
gegen etlichen sulchen vormeinten evangelischen
predigern, die doch nichtes weniger den das evan-
gelion predigen erzeigt, sie umb irer missetat
willen gestraft und unsers landes vorweiset haben.
Von erhaltung gemeines frides beim
evangelio.
Das auch bisher, wie wol in ferlichen zeiten,
gemeiner friede und einikeit stadlich, gott lob,
zwischen den unsern erhalten und gar kein auf-
ruer noch empörung von wegen der prediget des
evangelii, welchs von etlichen dermossen wirt be-
schuldiget und angegeben, in unserm lande nirgent
erfaren noch gespurt ist, als wir den noch zu got
vortrauen, es solle do durch, wen es dermossen
wie angefangen, seinen fortgang gewinnet, ge-
predigt und fuergetragen wirt, viel mehr christ-
licher, brüderlicher lieb und einikeit allenthalben
zwischen den unsern gepflanzet, aufwachsen, sich
teglich mehren und zu nehmen, denn das wir uns
wes mutwillens, rumors und ungehorsames von
dem friedlichen worte des heiligen evangelii be-
sorgen mochten.
Wes man sich alleweg erboten.
Domit aber sich ferner niemands vermuten
dorfe, sam wir fursetzlich, eigensinnig oder ir-
keinem menschen zu beschwer und nachteil das
gottliche wort zu predigen vorgunst und zugelassen
hetten (wie wol wir uns anfenglich nicht vorsehen,
das jemandes solchs zu wieder und beschwerlich
achten möchte, das sich ein mensch, welches nicht
neu noch ungepreuchlich, umb seiner seelen seli-
keit bekommert) so haben wir dennoch, wie ob-
gemelt, mehr dan eins, besundern in erster neu,
an geburlichen stellen angereget, und uns hören
lossen, es wer not, das man das volk mit christ-
lichen gelerten predigern vorsorgte, und etlichen
misbrauch abschaffte, domit wo solchs in die lenge
 
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