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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0496
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476

Schlesien.

111—113. Die Kirchenordnungen der Herrschaften Freudenthal und Goldstein vom 29. Oktober 1584,
vom 5. März 1591, vom 26. November 1592.
[Abdruck aus Schriften der historisch-statistischen Sektion u. s. w. Bd. 9, S. 342—354.

Wir burgermeister und rathmanne der stadt
Troppau bekennen und thuen kund hiemit diesem
unserem offenen brief vor jedermenniglichen, die
in sehen oder lesen hören werden, das die ehr-
samen weisen burgermeister und rathmanne der
stadt Freudenthal durch ihre abgesandte drei per-
gamenene brief mit zehen anhangenden insiegeln,
die der wohlgeborne herr herr Hinek der elter,
herr von Wirben, herr auf Freudenthal, Golden-
stem und Helffenstein, landeshauptmann des marg-
grafthums Märhern ihr gnediger herr ihnen der
religion und Augspurgischen confession halben,
so wol wie kirchen und schulen besteld werden,
auch was für beneficien und freiheiten die priester
und kirchendiener daselbsten sich zu troesten
haben sollen, gnedig verliehen, uns vorgeleget.
und gebeten, aller derselben dreien brief und be-
gnadungen ihnen glaubwirdige abschriften, trans-
sumpt und vidimus under unserem stadt insiegel
mitzuteilen, wir vermerkende ihre ziembliche biet
und sehende dieselbigen brief an pergamen
schriften, und insiegeln ganz tuechtig und un-
vorsehret haben wir ihnen solche ihre biet nicht
abschlagen mögen, sondern gedachte drei be-
gnadungsbrief in diesen unseren brief einschreiben
und vidimiren lassen, und lautet der erste brief
von worte zu worte wie volget also.
Ich Hinek der elter, herr von Wirben, herr
auf Freudenthal, Guldenstein und Wystrzicz koen.
kair. maytt. rath bekennen hiemit meinem brief und
siegel vor jedermenniglichen demnach in gottes
wort, alten und neuen testament klar zusehen,
das reine unvorfelschte lehre sampt dem friede,
brüderlicher liebe und einigkeit, an allen christen,
in der ganzen kirchen und gemeiner gottes, in-
sonderheit aber an den predicanten und kirchen-
dienern, die höchsten zwei kleinodien seind, so
sie ziren, zu dem auch der von gott verordneten
obrigkeit amt ist, hierüber schutz und schirm,
und auch sonst allen gnedigen und geneigten
willen und fürschub zu beweisen, als hab ich ob-
gedachter herr von Wirben gott, und dem heil,
predigtamt zu ehren, mit gutem bedacht hernach
volgende artikl, darinnen neben der anweisung
zu einigkeit, lehre und ceremonien, auch der pre-
dicanten convent, und etlicher anderer zufälle
privilegium verfasset, vor christlich und bilich er-
kand ist, stellen lassen, und demnach meine pre-
dicanten in der herrschaft Freudenthal damit
begnadet, und mildiglich vorsehen, wie volget.
Erstlichen soll ein jeder predicant auf meiner
herrschaft Freudenthal legitima vocationis et or-
dinationis, das ist ein solch zeugnus haben, das
er ordentlich zum predigtampt berufen und be-

| stätigt worden sei. Zum andern soll eines jeden
lehr und predigt gemes sein dem worte gottes in
der propheten und apostel schriften vorfasset, und
in der Augspurgischen confession erlernt. Zum
dritten sol einer wie der ander diese fest neben
den sonntagen zu feiren ansagen, welche in den
evangelischen kirchenordnungen vorzeichnet sind.
Zum vierden sol eines jeden leben gedachter
seiner lehre gemess, so wol unverdechtig als un-
streflich sein, und eben derhalben sol alle halbe
jahr und wo nit an demselben tage ein fest ein-
felt, an einer mitwoch, ein convent der predicanten
und in demselben ein examen oder nachforschung
der lehr und leben halber mit vorgehender offent-
lichen predigt, in der kirchen zu Freudenthal,
von einem stück christlicher lehre nach der ord-
nung herum, beide der artikel in Augspurgischer
confession, und der personen, im convent angestellt
und gehalten werden und von demselben stück
christl. lehre sol ein jeder seine mainung richtig
und mit vleis, schriftlich gefasset haben und dar-
über zu iudiren dem verordneten senior und ver-
sambleten bruedern, fuertragen und einstellen,
dazu soll auch weiter von demselben artikl der
volgenden predicanten ein jeder und wie oben
gesagt nach der ordnung herum an einer mitwoch
eine predigt thun wovern nicht ein fest einfäld.
Zum fünften sol der verordnete senior im Jar
einmal, wenn es der obrigkeit gefellig, mit dem
amtmanne oder an seiner stelle mit einem aus
dem rath zu Freudenthal, alle kirclispill visitiren
und erstlich nach des pfarrers, dornach auch nach
der pfarrkinder in einem jeden kirclispil vleis zur
lehre und gotseligkeit im leben nachforschen und
do denn was notwendiges fuerfile, zu abschaffung
der vom pfarrer oder seiner pfarrkinder gegebenen
ergernus, als mit gotteslestern, sacrament verachten,
unzucht und hurerei, wucher, spielen und anderen
sünden, der obrigkeit bericht thuen. Zum sechsten
sol kein predicant eines andern pfarrkinder, ein-
heimische oder frembde, mit taufen, sacrament
reichen, treuen und begrebnus fördern, sondern
sich hierinnen beschaidenlich halden, das er es
zu vorantworten wisse. Zum siebenden sol zwar
ein predicant auch ein unehlich geboren kind
nicht ungetauft lassen, so leute sind die es an-
stad des kindlein herzlich begeren, doch sol er
auch hierinnen keiner leichtfertigkeit es sei mit
gefattern oder in andere wege raum und stad
geben, und des kindes mutter bald nach der taufe,
wo nit dafür, wen sie zur beicht kompt und des
sacraments begehret, öffentlich von der Ganzei
vormelden und auch in der einleitung des kind-
leins (wo es nit in der beicht geschehen) strafen,
 
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