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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (4. Band): Das Herzogthum Preussen, Polen, die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preussen, das Herzogthum Pommern — Leipzig: O.R. Reisland, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.26785#0349
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Kirchenordnung für Pommern von 1535.

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schall geweret werden ehelick to werden, ock
schollen se nicht der halven erer geistlicken
güdere unde friheit vorleren, sondern se ere ehr-
like frowen unde kindere mit beschüttinge unde
sekeringe, wo andere ehrlicke, frame underdane,
van der overicheit gehandhavet werden.
Von vortruwen,
Keine vortruwinge schal gescheen ane vor-
gaende upbedinge achte dage to vörne van dem
predigstoele, mit gemenem gehede unde glück-
wünschinge. De vortruwinge överst schal gescheen
dorch den prester in der kercken eder im huse
noch older löfflicken gewanheit. De to der kercken
gaen scholen na der vortruwinge eder des morgens
vor deme altare gesegnet werden, wo im klenen
catechismo steit, unde darup mach men singen:
Te deum laudamus, dudesch eder letinisch, eder
sunst christlicke gesenge.
Van graden in eesaken.
De drüdde unde veerde grad, schal in gewalt
des bischops staen, wo idt ane ergernisse gescheen
köne, gevadderschop kan nicht hindern die wile
wi dorch de döpe alle swesteren unde brödere
sin, doch begere wie hierinne tweerlei, tomersten,
dat men dem frien unde paweste ununterworpenen
keiser rechte in disen eegraden volge.
Tom anderen, dat men nicht wolde achten
etlicke unbillicke unde unrechte pawst rechte, so
dar weren, dat men nicht ratgeven schöle eder
köne, dem unschuldigen parte, wenn de düvel
weder godt de ehe thoreten hefft, dorch unbeter-
licken ehebrock eder dorch unversöhnlick wech-
lopendt, dar keine hapenige is des wederkamendes
eder beteringe, sus schal men allen flit vor-
wenden, se weder to vorsönende. Went idt weder
gödtlick unde naturlick recht is, dat dat un-
schüldige part vordorben scholde werden, umme
sunde willen des schuldigen.
Item dat idt ock nicht binde wor ein kind
ane wetent, siner olderen eder negesten freund-
schop sich in den ehelicken stade begeve, ane
erkantnis der overicheit eder des bischops, denn
idt is untemelick, uneerlick unde weder dat wort
gades, dat eime sin kind also heimlick, deeflick
und vorredlick schall affgestalen werden.
Darut nu klar wert, dat scheidebreve bi uns
nicht gelden, wo Christus ock secht, ock schall
nemand scheiden, wat godt tosamende gebracht
hefft; wenn överst einer sich weder godt scheidet
dorch unvorhapentlick wederkamendt eder un-
vorsoenlicken ehebröcke, so scheide wi se nicht,
sünder de düvel hefft se gescheidet, unde is denne
recht, dat men dem unschüldigen parte helpe,
doch schal mit citation, termin unde processen des

rechten, eder ock mit vlitigem anholdende efft
vorsoninge könde gescheen, to vörn gehandelt unde
vlitich vorsocht werden.
Van superattendenten.
In einem itlicken amte eder vogedie schall
einem van den pastoren bevalen werden de super-
attendention, to welckerm de andern des amts
eder vogedie toflucht hebben unde guden rath
halen, welcker ock so he vornimt dorch anseggent
der bure, börger eder ander predikere, dat wor
eim prediker eder parher vorsümlick, naletich
eder ergerlick, in sinem amte würde mit lere eder
levende macht hebbe, einem solchen, wer de be-
funden, solcke sake tobeteren, vörtonehmen, alleine
eder mit etlicken anderen dar to getagen, wor
överst ein wrevel eder muthwille dar sin würde
unde fahre der lehre, dat de sulvige superattendente
dem bischope solckes to wetende late werden.
Van examinatoribus.
Wert vor gut angeseen, dat de predicanten
to Stettin tosammende in deme orde, und alle
predicanten tom Griepswolde eder tom sunde des
ordes, unde de predicanten to Colberge in dem
sulvigen orde examinatores sind, also dat wor men
einen predicanten annehmen will, dat men den
hen sende in de negeste stadt van den dreen, dat
he dar examineret werde, effte he düchtich si
gades wort to leeren unde seelen sorge up sick
to nehmen, unde dat he dar eine korte rede dho,
eine halve stunde lank vam gesette unde evan-
gelio, geloven und werken ; darna frage men ehn,
wat he van den sacramenten, bote unde overicheit
holde. Unde so he düchtich in der leere ge-
funden wert, schölen de sülvigen predicanten eine
schriftlicke tüchenisse geven siner leere; dar na
mach de gemene, de solcken predicanten bogeret,
dorch de ienen den solckes bevalen is, als nömlick
dorch den rat und alle casten, diakene eder andere,
de dat ius patronatus hebben, solcken predicanten
annehmen unde dem bischop presentieren, mit
antögingen siner gnaden, dat dese si ein ehrlick
man unde unberüchtiget, siner leere överst halven,
wert he tüchenisse bringen van den examina-
toribus, unde denne schall em de bischop vor
holden, nömlick dat he schal dat wort gades
truwlick und vlitich prediken, unde sick der orde-
ninge deses landes unvorrücklick na holden, unde
ein ehrlick tüchtich levend vören, van den sacra-
menten christlick, samt den anderen deses landes
eindrechtichlick holden gehorsam sin siner ove-
richeit in allen billicken dingen, und sulken ge-
horsam ock leren, unde wo he gefunden würde
hirweder to dönde, dat he entsettet, unde ock wo
he in frömde unrechte leere unde gebruck der

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