Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0020
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
4

Livland.

grafen zu Brandenburg an Luther vom 17. Juli 1540; s. Tschackert, Zur Correspondenz
Luthers. Ztschr. f. Kirchengeschichte. 1890, S. 303. Der Erzbischof bittet hierin Luther, ihm
weitere gelehrte Männer zum Kirchendienste zuzusenden. —
Darüber, wie Herzog Albrecht für seinen Bruder in religiöser Hinsicht um erfahrene Ge-
hilfen besorgt war, vgl. die Correspondenz Albrechts mit Luther bei de Wette V, S. 308;
Tschackert, Zur Correspondenz Luthers in Ztschr. f. Kirchengesch. 1890, S. 282 ff., 292.
Die Reformation fand zunächst in den Städten, insbesondere Riga, Reval und Dorpat Eingang.
Über die Bemühungen des Erzbischofs von Riga, Bischofs von Dorpat und Reval,
Johannes von Blankenfeld, das Eindringen der Reformation zu verhindern, s. Berendts, Balt.
Monatsschr. 54, S. 29 ff.
Wie schnell die Bewegung in Livland eindrang, ersieht man u. A. aus Folgendem. In
dem Gutachten der Bevollmächtigten der ganzen Ritterschaft Livlands und der Rathssendeboten
über die zum Landtage zu Wolmar vorgelegten Artikel vom 15. Juni 1522 (vgl. Bienemann, Aus
Livlands Luthertagen, S. 12—18) wird in Nr. 35 beschlossen (Akten und Rezesse der livländischen
Ständetage 3, Nr. 136, S. 404): „Dr. Martinus Luthers halven is einer achtbaren ritterschop und
der ersamen stede gude radt und menung, men de sake hir im lande von allen parten so lange
in gerow hange und bliwen late, bet se buten lands durch pawestlike hillicheit, keiserliche
majestet, koninge, kurfursten, forsten, prelaten und hern, gestlik und werltlike, hoge scholen,
gelerde und vorfarne lude, bie groten summen sin, durch ein concilium edder ander boqueme
wege und middel; wo de na gade und rechte staen und bliven sal, discenert und utgespraken
werde. Wor enbaven se mandate nach ban, wo ok in nenen andern saken, hir im lande to
lidende gedenken, nachdeme dise lande nicht mit dem banne, sunder deme wartliken sverde
irovert und gewunnen; willen ok derhalven mit dem banne nicht regeret noch upgeholden werden.“
Hier nahm man also noch eine abwartende Stellung zu den von Luther angeregten
Ideen ein. Wenn man sich auch gegen ein einseitiges Vorgehen der geistlichen Gewalt von
vornherein verwahrte. Aber schon auf dem Ständetage zu Reval am 17. Juli 1524 (Akten und
Rezesse 3, Nr. 150, S. 436, P. 19) bekannten „die Stadt Riga und die gemeinen Stände dieses
Landes“ sich als dem heiligen Evangelium anhängig, und beschlossen harte Massregeln gegen
einen Mönch, der sie lutherische Ketzer nenne und mit dem Banne drohe.
Im Einzelnen sind diese Vorgänge hier nicht näher zu schildern. Die neue Bewegung
machte rasche Fortschritte und nahm feste Formen an; man dachte daher schon bald an Ord-
nungen und zwar, wie es bei dem Gange der Dinge erklärlich ist, an solche gemeinsamer Natur.
In den Verhandlungen zu Rujen am 10. März 1526 (Akten und Rezesse 3, Nr. 231, S. 578,
Punkt 16 und 17) wurde schon eine einheitliche Kirchenordnung in das Auge genommen. (Es
soll deshalb mit Silvester Tegetmeyer gehandelt werden. Punkt 16: Es wird beschlossen, dass
dasjenige, was einstens Gott gegeben, auch fortan Gott bleiben solle, und dass das Vikarien-
Geld in einen Gemeinen Kasten „to behofe“ der Kirchendiener und Armen zu bringen sei.)
Von besonderer Bedeutung ist der Städtetag zu Pernau, im Dezember 1527 gewesen (Akten
und Rezesse 3, Nr. 248, S. 643). Hier traten die von der christlichen Gemeinde der Stadt Dorpat
abgesandten zwei Dorpater Prediger auf und baten, dass Riga und Reval einen ihrer Prediger
nach Dorpat senden sollten, um mit ihnen den Kirchendienst in einträchtigliche Ordnung über
alle Städte und Kirchen des Landes zu bringen. Auch der Bürgermeister von Reval berichtete,
wie der Prediger Johann mehrmals begehrt habe, dass die Prediger aus allen drei Städten
zusammen kommen und eine gemeinsame Ordnung berathen sollten. Die Rathssendeboten haben
beschlossen, diese Wünsche ihren Städten mitzutheilen. Ein anderer Teil hat für gut angesehen,
dass Dr. Brismann und die Prediger zu Riga eine Ordinantie aufsetzen möchten, die man an
die beiden Städte, Rath. Gemeine und Prediger zu Dorpat und Reval schicken solle, und die
wenn sie für gut angesehen, alsdann einträchtig angenommen werden solle. Auch die Errichtung
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften