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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0061
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KURLAND.

Litteratur: Tetsch, Kurl. Kirchengeschichte I, II. Riga und Leipzig 1767; Richter,
Gesch. der Ostseeprovinzen II, 3, S. 1 ff.; Aug. Seraphim, Gesch. des Herzogthums Kur-
land, S. 17 ff. 2. Aufl. Reval 1904; Brachmann, a. a. O. S. 238 ff.; Kallmeyer, Die
Begründung der evang.-luther. Kirche in Kurland durch Herzog Gotthard. in Mittheil, aus dem
Gebiete der Gesch. Liv-, Est- und Kurlands 6, 65, auch separat: Riga 1851; Kallmeyer-
Otto, Die evangelischen Kirchen und Prediger Kurlands. Mitau 1890. 2. Auflage Riga 1910;
E. S(eraphim), Zur Pastorengesch. Kurlands, in Balt. Monatsschr. 38 (1891), S. 36 ff.; Dalton,
a. a. O.; G. Otto, Die öffentlichen Schulen Kurlands in herzoglicher Zeit. Mitau 1904.
Archive: Kurländisches Landesarchiv in Mitau.
I. Der letzte Meister des Deutschen Ordens in Livland, Gotthard Kettler, hatte bei
dem Zusammenbruche des Ordens es verstanden, Kurland als weltliches Herzogthum unter der
Lehnsherrschaft Polens für sich zu gewinnen. Die beiden Urkunden von König Sigismund II.
August von Polen, vom 28. November 1561, die Pacta subjectionis und das Privilegium datum
nobilitati Livoniae (Dogiel, Codex diplom. Poloniae V Nr. 138 und Nr. 139), gewährten freie
Übung der Augsburgischen Confession und die kirchliche Autonomie. Die Bestätigung des
Religionsprivilegs durch König Stephan vom 4. August 1579 s. Scriptores rer. Livonicar. II,
S. 306 ff. Herzog Gotthard regierte von 1562—1587 und führte die Reformation in seinem
(an grösseren Städten armen) Lande ein. Der Boden war schon lange vorbereitet. Denn
bereits 1532 hatten viele kurländische Adelsgeschlechter mit Riga ein Bündniss geschlossen zur
Wahrung des evangelischen Glaubens.
Herzog Gotthard liess durch seinen Hofprediger, Stephan Bülow, den er zum Super-
intendenten ernannt hatte, 1565 eine visitation veranstalten. Man vergleiche das Schreiben
Bülow’s an den Herzog vom 21. April 1565, welches Otto, in Sitzungsber. der kurl. Gesell-
schaft für Litteratur und Kunst. 1906, S. 67 ff., abgedruckt hat. Das Ergebniss war recht
traurig. Im ganzen Lande fand Bülow nur drei grössere gottesdienstliche Gebäude vor (in
Mitau, Bauske und Doblen, vgl. für letzteres Bielenstein, Einiges zur Gesch. der Doblen’schen
Kirche, in Balt. Monatsschr. 43, S. 1 ff.). Mit Energie begann der Herzog die Verbesserung.
Er erlangte auf dem Landtage vom 28. Februar 1567 von der Ritterschaft die Zustimmung
zum Bau von 70 neuen Kirchen, zur Versorgung der Pfarrer, zum Bau von Schulen u. s. w.
(Der Rezess dieses Landtages ist u. A. abgedruckt bei Kallmeyer-Otto, S. 7—13.) Der
Herzog setzte eine Visitations-Commission ein, die aus dem Rathe Salomon Henning, dem
Burggrafen Wilhelm von Effern und dem Hofprediger Alexander Einhorn aus Lemgo bestand
und den Titel führte: „Visitatoren und Reformatoren in Kurland und Semgallen“. Sie sollten
 
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