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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0081
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Kurländische Kirchenreformation von 1570.

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alles die schrift verbeut. Ephes. 5. Hurerei aber
und alle unreinigkeit oder geiz lasset nicht von
euch gesagt werden, und 1. Thessa. 4.: Das ist
der wille gottes, euer heiligung, das ihr meidet
die hurerei, und ein jeder wisse sein fas zuhalten
in heiligung und ehre, nicht in der lustseuche,
wie die heiden. Darum auch das ewige ach und
wehe geschreiet wird uber alle ubeltheter, die
mit diesen und dergleichen lastern verseumlich
seind, auf das werk des herrn zuschauen, und in
solche occasion bewilligen, Esaiae cap. 5. Zun
Römern am ersten capitel: Revelatur enim ira dei
de coelo super omnem impietatem et in iustitiam
hominum, Der zorn gottes wird offenbar uber
alles gottloses wesen und ungerechtigkeit der
menschen, die die warheit in ungerechtigkeit auf-
halten. Des gleichen daselbst: Consentiens et
faciens idem est. Da Paulus spricht, das die nicht
allein sollen gestrafet werden, die es thun, sonder
die dar auch zuhelfen, durch die finger sehen,
und darein bewilligen, solche laster wenstehausen
oder herbergen.
Worzu ein jeder freilich, wes standes er auch
ist, fürnemlich die obrigkeit, die rittermessigen
und adeliche personen verdacht sein, das sie
durch solcher unordnung mit Achab nicht das
haus gottes verwirren, um ihres schendlichen miss-
brauchs willen, in zeitliche und ewige strafe unter
die gefesse des grimmigen zorn gottes verworfen
und in alle ewigkeit unter die schendlichen wenste
des hellischen feurs gestürzet werden, nach dem
schrecklichen spruch 1. Samuel 3.: Non glori-
ficantes me erunt ignoboles. Die mich unehren,
sollen geschendet werden. Wie es denn des un-
wandelbaren gerichts sententia gottes des ewigen
uber den sohn Josiae den könig Juda Joakim
ausweiset. Da also geschrieben stehet: Mann
wird ihn nicht klagen, ach bruder, ach schwester,
ach herr, ach edler, er soll wie ein esel begraben
werden, zerschleift und ausgeworfen für die thore
Jerusalem, solche zeitliche strafe und beraubung
des himlischen, geistlichen, ewigen Jerusalems
wird aufs gewaltigste gedreuet, den reichen und
obersten auf erden, Sapien 6.: Wie ein jeder
daselbst lesen mag, das gott wil genaue rechen-
schaft halten uber seines reichs amleute und sie
greulich strafen.
Von obrigkeit aber und unterthanen zugleich
spricht David im 49. psalm, das sie sollen mit
haufen wie die schafe in die helle gestürzet und
vom tode gegnaget werden. Vernehmet alle die
jenigen, die nicht das reich gottes und desselben
gerechtigkeit suchen , sondern die eitelheit lieber
haben in dieser vergenglichen, schendlichen und
verdamlichen welt, wie es auch der scheussliche
reicher Luc. 16. ewiglich befunden.
Dis seind die fürnemsten hauptstücke unsers
Sehling, Die Kirchenordnungen. V.

christenthms in diesem spiegel des christlichen
glaubens und gottseligen lebens aller gleubigen
heiligen verfasset, welchs der weise man Sapien. 7.
nennet: den glanz des ewigen lichts und ein un-
befleckten spiegel, der göttlichen kraft, und ein
bilde seiner gütigkeit. Und der heilige apostel
Jacobus in seiner epistel am ersten capitel spricht
also: Darum so leget abe alle unsauberkeit und
alle bossheit, und nemet das wort an, mit sanft-
muth, das in euch gepflanzet ist, welchs kan
euere seel selig machen. Seid aber theter des
worts und nicht hörer alleine, damit ihr euch
selbst betrieget. Denn so jemands ist ein hörer
des worts und nicht ein theter, der ist gleich
einem manne, der sein leiblich angesicht in einem
spiegel beschauet, nachdem er sich beschauet hat,
gehet er von stunden an davon und vergisset, wie
er gestalt war. Wer aber durchschauet in das
vollenkommen gesetze der freiheit,. und darinnen
beharret, und nicht ein vergeslicher hörer, sonder
ein theter, derselbige wird selig in seiner that.
Darzu verleihe gott seine gnade, um unsers lieben
herrn Jesu Christi willen, durch sonderliche mit-
mirkung seines heiligen geistes, amen.
Caput XII.
Von den sumptibus, das ist bekostungen,
die auf die synoden, visitation und bis-
weiln auf fürstliche begengnussen und
exequien gehen, dahin die pastorn
vocirt und verreisen müssen.
Zum letzsten, das dieses unsers fürstenthums
pastores und kirchendiener sich ihrer beschwer-
lichen unkost nicht zubeklagen haben, so ver-
ordnen wir, und wollens folgender gestalt also
gehalten haben:
Das allen amtsverwaltenden kirchendienern,
wenn sie zu synoden convocirt und für uns oder
dem superattendenten comparirn müssen, ihnen
aus der kirchenlade, weiln sie mit ihren eigen
pferden und wagen erscheinen, die sumptus eben-
messig dargereicht und erstattet werden.
Wenn es aber nach dem veterlichen, gnedigen
willen gottes geschicht, das ein fürstlich begreb-
nus verhanden, und die exequien solenniter sollen
verrichtet und die prediger dazu verschrieben, so
sol ihnen futer und mahl nottürftig auf unsern
schlössern, höfen und emtern in der hin und
wiederreise verreichet werden.
Beschlus.
Aus diesen obenerzalten hauptsücken dieser
christlichen reformation hat sich jedermennichlich,
wes standes er ist, leichtlich zu berichten, was
wir hinferner mit zuthun göttlicher barmherzig-
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