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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0097
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Kurländische Kirchenordnung von 1570.

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consequens ministerii despectum, variaque scandala
et ecclesiae incommoda, etc. gignit.
Endlich um ehehaftiger und hochwichtiger
ursache sollen wir nach der lehr Pauli 1. Timot. 2.,
Jere. 29. und dem exempel des 20. psalms fleissig
für die obrigkeit bitten, darum auf die fünf
versen: Erhalt uns herr, sol das sechste gesungen
werden gemeinlich nach allen predigten.
Lasse dir auch herr bevohlen sein,
Unser landshern, die diener dein.
Im vestem glauben sie erhalt,
Beware sie durch ein ewige gewalt.
Da pacem oder das deutsche: Verleihe uns
friede.
Von den synodis.
Es seind sonderliche ehafte und hochwichtige
ursachen, sonderliche synoden oder conventus
unterzeiten zuverschreiben. Derhalben, wenn solche
die not erfürdert, wird die obrigkeit und der
superattendens dazu verdacht sein, alle bescheiden-
heit mit der citation und verschreibung gebürlich
fürzuwenden, und die pastores mit samt den andern
kirchendienern allen christlichen, schüldigen und
dienstwilligen gehorsam zu erzeigen. Die un-
kosten sollen aus der kirchen eines jedern orts
fürgestrecket und den pastorn, wie in der refor-
mation vermeldet, ausgetheilet, die ex contumacia
ausbleiben, und wieder bevehlich der obersten
handeln, sollen ungeseumet gestrafet werden.
Von den consistoriis, kirchen gerichten
und geistlicher iurisdiction.
Das die kirche ihre sonderliche gerichte und
strafe, von weltlicher iurisdiction, gerichtshendlen
und peinlicher execution weit unterscheiden und
abgesondert haben muss, ist klerlich aus gottes
worte zuerweisen, derhalben auch hochnötig,
sonderliche consistoria in den örtern, da düchtige
personen verhanden und beisammen sein können,
anzurichten, in welchern den hendlen, so dahin
verordnet und bescheiden, mag ohne weiter unlust
und ergernus der kirchen abgeholfen werden.
Und wer warlich nichts liebers von gott und
der obrigkeit zu wünschen, als das solche con-
sistoria in diesem fürstenthum ohne weiter ver-
hinderung und lenger verweilung angestiftet werden
möchten, in welchern der gebür und notturft nach,
durch erfaren gelarte menner allerlei zwisthendel
entscheiden würden. Es hat aber bishero in diesen
geschwinden krigsleuften und gefehrlichen zeiten
nicht wol sein können, wie es auch noch schwer-
lich dahin kan gebracht werden.
Darum itziger ungelegenheit nach müssen
solche fehle und sachen, so in das consistorium
gehörig an den superintendenten und die ver-
Sehling, Kirchenordnungen. V.

ordenten herrn visitatorn für erst remittirt werden,
dieselbigen weiter darnach die hendel geschaffen,
mit der hohen obrigkeit zubereden und allen müg-
lichen fleiss fürzuwenden, das vermüge einer richt-
lichen instruction und formlichen processes den
sachen gedienet werde.
Die sachen aber und personen, die dieser
iurisdiction unterworfen, seind:
Alle streitige hendel und disputationes von
der christlichen lehr, die artickel unsers glaubens
und die hochwirdigen sacramenten belangende.
Alle zwisthendel der kirchen ceremonien, das
die nicht anders, sonder eintrechtiglich nach der
kirchenordnung an allen örtern mit gesengen,
lectien, festen, kleidung, ornaten gehalten werden.
Offentliche götzendiener, abgöttische, epi-
curische ketzer, gotteslesterer, gottlose menschen,
die mit fluchen, schweren, zeubern den namen
gottes offenbar entheiligen und mit segen, war-
sagen, cristallen sehen, und beschweren miss-
brauchen und dieselbige besuchen, sonderlich die
sefflöcher und ihres gleichen.
Alle, die unser lehr und religion entgegen
seind und mit hönischen, spöttischen und erger-
lichen worten, zeichen und geberden wider gottes
wort, die hochwirdigen sacrament, christliche cere-
monien und göttliche ordnung, desgleichen wider
die kirchendiener auflehnen.
Alle die jenigen, die gottes wort mutwillig-
lich verachten, in die kirche nicht kommen, selten
oder nümmer zu den sacramenten gehen.
Alle, die an heiligtagen wein oder bier unter
der predigt schenken, den gottesdienst verhindern
oder mit weltlicher eitelkeit verseumen lassen.
Alle aufrürische, halstarrige, mutwillige, der
obrigkeit und der eltern ungehorsame.
Alle unversünliche, hessige menschen, offent-
liche todschleger, so am leben ungestrafet.
Offentliche ehebrecher, hurer, blutschender,
jungfrauen schwecher und andere, die unzüchtig,
ergerlich und unehlich zusammen wohnen, des-
gleichen trunkenboltze, rohe, wilde, wüste und
ungeheuer epicurische leute.
Alle ehesachen, unangesehen, das sie an inen
selbst bürgerlich und weltlich sein, dafür sie all-
zeit von der christlichen obrigkeit auch gehalten,
dennoch um vieler ursachen willen, sonderlich der
conscientie halben, sollen sie mit an das con-
sistorium verpflichtet sein, doch also bescheiden-
lich, das in den örtern, da der ehefal sich be-
geben , ersten durch die pfarherrn und andere
fromme christen, die eheliche zwispaltung in der
güte zuersuchen und zuentscheiden fleissig für-
genommen werde. Und da solcher angewandter
fleis ohne jenigerlei frucht abgehen würde, sollen
die acta für der weltlichen obrigkeit schriftlich
mit allen umstenden und zeugnussen ordentlich
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