Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0104
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Kurland.

88
Darnach das et in terra, latine oder germanice,
oder Allein gott in der höhe sei ehr.
Wenn das geendigt, des priesters segen zum
volke für dem altar: Der herr sei mit euch, mit
gewönlicher beantwortung der schulen und ganzen
gemeine.
Denn folget die collecta.
Darnach die epistel.
Da aber bei dem undeutschen, ungeschickten
landvolke die episteln nicht so fruchtbarlich, mag
der pfarrherr ein stück aus dem catechismo an
stadt der episteln einfeltig tractirn.
Folgends die sequentia pro tempore, mit dem
alleluia, oder auf den gemeinen sontagen ein christ-
licher psalm, unterzeiten die letania.
Oder um der kurze willen diese letania.
Nim von uns, lieber herr,
Unser sünd und missethat,
Auf das wir mügen mit reinem herzen
Und gemüthe für deine augen treten.
Erbarm dich, erbarm dich, erbarm dich,
Lieber herr, deines volkes,
Das du mit deinem blute erlöset hast,
Christe, und zürne nicht mit uns ewig.
Erhöre, erhöre, erhöre
Herr gott unser gebete,
Christe, erlöser, bitte für uns
Deinen lieben vater.
Nach der sequentie der diener wider zum
volke: Der herr sei mit euch etc.
Darauf wird das evangelium dominicale ge-
lesen, so mans um der kurze oder kelte willen
nicht bleiben lesset.
Zum letzsten das patrem lateinisch, oder
Der glaube gesangsweise verfasset: Ich gleub
an gott vater allmechtigen, oder
Der paraphrasis: Wir gleuben etc.
Zum fünften, von der vormittags
predigt.
Die predigt wird angefangen mit einer ex-
hortation zum gebete.
Denn betet der prediger und ganze gemeine
das vater unser in geheim.
In den undeutschen predigten werden die
fürnemsten stücke des ganzen catechismi gelesen,
und neben dem gebete den zuhörern docendi
gratia für und nach der gratia für und nach der
predigte fürgesprochen.
Und wenn die festtage verhanden, der lob-
gesang für der predigt auf der canzel nach alter
gewonheit zu intonirn.
Gelobet seistu, Jesu Christ.
Ein kindelein, so löbelich.
Herr nu lestu deinen diener.

Christ ist erstanden.
Christ fur zu himmel.
Nu bitten wir den heiligen geist.
Auf und nach pfingsten, so lang man wil.
Auf trinitatis.
Gott der vater wohne uns bei etc.
Darauf wird von der canzel das evangelion
deutlich und verstendlich abgelesen und folgends
mit einer klaren, tröstlichen auslegung verhandelt,
auf das kürzeste, nicht uber eine stunde taurend.
Weil es gottes unwandelbarer wille ist, das
der, so ohren zuhören hat, gottes wort ohne unter-
las hören sol, und der es nicht hören wil, ins
teufels namen zu seiner selbst ewiger strafe lasse.
So sol ein jeder christ in diesem lande hiemit
verwarnet, und eins für all unterrichtet sein, das
er sich wol fürsehe, in dem hellen schein und
glanz der angebotenen gnaden gottes und seines
allein seligmachenden evangelii, den reichen schatz
seiner ewigen barmherzigkeit, den er so uber-
flüssig und gnedig, durch vieler hochgelarten leute
schriften und bücher darreicht, nicht mit ver-
achtung der predigte missbrauche, als leider von
vielen geschicht, die sich auf die postillen ver-
lassen und um deren occasion und gegenwertiger
gelegenheit willen selten oder nimmer zur kirchen
kommen: Die sündigen nicht alleine mit grosser
undankbarkeit wieder das dritte gebot und die
ganze erste tafel, sondern führen sich auch mut-
williglich in grossen merklichen schaden und ge-
fahr ihrer seligkeit, angesehen, das es ein grosser
unterscheit ist, zwischen den toten litern und
buchstaben, so gelesen und der lebendigen stim
göttlicher posaunen, so in der kirchen schallet,
und mit erhobener ausrede des predigers offentlich
sol gehöret und vernommen werden. Derhalben
Christus sagt: Wer ohren hat zu hören, der höre,
des sein die postillen gemeinlich, aut generaliores,
aut angustiores enarrationes, das ist auslegunge,
die sich weitleuftigen verstrecken oder nicht genz-
lichen erreichen, alle dasjenige, was einem jederen
christen für seine privat person an der heilsamen
lehr, straf, trost und vermanunge, zur besserung
seines lebens, und des glaubens vermehrunge,
nütze und nötig ist, welches ein fleissiger und
stetes wachender seelsorger, seiner geschicklichen
bescheidenheit nach, in den offentlichen predigten
weis, den zuhörern zu accomodiren und dermassen
anzuzeigen, das es ohne sonderliche frucht nicht
wol abgehen kan, darum klerlich im Esaiae am
58. cap. geschrieben stehet: Ruf getrost, schone
nicht, erhebe deine stim wie eine bosaune und
verkündige meinem volke ire ubertretung und dem
hause Jacob ihre sünde. Summa, was die postillen
hochbegabter und gelarter leute angelanget, sollen
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften