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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0189
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Kirchenordnung von 1552.

173

Vom abendmal des herrn Christi.
Was wird im abendmal des herrn Christi ausgeteilet und
empfangen ?
Antwort. Warer leib und blut des herrn
Jesu Christi. Der hat diese niessung eingesetzt,
das er bezeuget, das er warhaftiglich und wesent-
lich bei uns und in uns sein wil, und wil in den
bekerten wonen, ihnen seine güter mitteilen, und
in inen kreftig sein, wie er spricht, Joh. 15.:
Bleibet in mir, und ich in euch.
Wozu sol diese niessung geschehen?
Zu sterkung des glaubens in den bekerten.
Denn der ewige son gottes samlet im fur und fur
ein ewige kirchen, durch eusserliche predigt des
evangelii, und durch sichtbare zeichen, die in
göttlichem wort eingesetzt sind. Dabei wil er
gewislich wirken.
Und nachdem die verheissung eine rede ist,
die in gemein allen, die bekert werden und
gleuben, gnad anbeut, sind die sichtbaren zeichen
daran gehengt, als erinnerung von der verheissung
und das sie zeugnis sein sollen, damit ein jeder
in sonderheit im die verheissung adpliciren möge,
durch glauben, im rechten brauch der sacrament.
Und sind also testimonia promissionum et ad-
plicationis.
Also hat der herr Christus diese niessung
geordnet, das sie uns erinnern sol, von dem ganzen
neuen testament. Spricht darum : Dieses ist das blut
des neuen testaments. Nu ist das neue testament
dieser bund, mit des herrn Christi blut erworben
und bestetiget, das uns vergebung der sünden,
gnad, ewiges leben und ewige gerechtigkeit zu-
gesagt und gegeben wird.
Von diesen gütern allen , erinnert uns diese
niessung. Und dieweil uns befohlen, das jeder
selbs die sacrament brauchen sol, ist bezeuget,
das die gemeine verheissung gewislich auch zu dir
gesprochen ist, und das du selbs dieser gnaden
und güter teilhaftig bist. Diese ubung des glaubens
sol im brauch des sacraments von einem jeden
geschehen.
Darum sol auch niemand zu dieser niessung
komen, der nicht zu gott bekert ist, sondern be-
harret in sünden wider gewissen. Und solche
verstehen diesen trost nicht. Wer aber zu gott
bekert ist und trost am herrn Christo suchet, der
sol zur niessung komen, und dabei betrachten und
gleuben, das im selb, und nicht allein andern,
vergebung der sünden und gnad gegeben werde,
nicht von wegen seiner verdienst oder dieses
werks, sondern um des herrn Christi willen, der
den grossen zorn gottes versünet hat und bezeuget
mit dieser niessung, das wir seine gliedmas sind
und mit seinem blut gewaschen sind.
Nach diesem trost und nach dieser adplicatio

soln samt der niessung, in allen folgen herzliche
danksagung und anrufung, fur uns selbs, fur die
kirchen, und fur christliche regiment etc.
Es sollen auch die leut unterricht werden
von den bepstlichen misbreuchen.
Erstlich, dieser misbrauch ist ganz grob und
schrecklich, das viel das sacrament empfahen, um
der gewonheit willen, die nicht zu gott bekeret
sind, sondern verharren in sünden wider gewissen.
Von diesen spricht S. Paulus: Sie empfahens zu
grosser straf, und werden schuldig am leib und
blut Christi.
Item, die bepstlichen thun unrecht, das sie
das sacrament den leien nicht ganz reichen.
Item, das sie sagen, man verdiene vergebung
der sünden mit diesem werk und sagen nicht
recht von bekerung und glauben.
Item, unrecht ists, das sacrament verkeren in
andere breuch, als umzutragen und anzubeten.
So doch kein ding ausser dem brauch, wie es gott
geordnet hat, kan sacrament sein. Nu spricht der
text: Accipite, manducate.
Warum sol man die bepstliche mess abthun?
Antwort. Die bepstlichen sagen, der priester
verdiene vergebung der sünden mit seinem opfern,
im selb und andern. Und dazu ex opere operato,
wie sie reden, das ist um des werks willen, wenn
gleich der priester in öffentlichen sünden lebet.
Item, sie sagen weiter, sie verdienen damit
den todten erledigung des fegefeurs, item den
lebendigen gesundheit, glück in aller ferlikeit etc,
Und machen mancherlei jarmark daraus, wie die
phariseer und heiden aus iren opfern gemacht haben.
Diese verkerung der mess ist vol irthum und
abgötterei. Denn das sie sagen, sie verdienen
vergebung der sünden, dieses ist öffentlich wider
den artickel, durch den glauben um des herrn
Christi willen, one unser verdienst, haben wir
vergebung der sünden.
Item, Ebreos. 10.: Mit einem opfer hat
Christus alle geheiliget etc. Darum ist kein andere
person, die ein opfer fur die sünd thun könne.
Das sie auch sagen, dieses opfer helfe den
todten, verdiene glück in leiblichen sachen, da-
gegen ist öffentlich, das das sacrament nicht fur
die todten eingesetzt ist, auch nicht zu leiblichen
gütern.
Aus diesem allen ist klar, das viel irthum
und abgötterei in der bepstlichen mess ist. Nu
ist gewis, das gott die welt grausamlich straft, von
wegen abgötterei, mord und unzucht etc. Diesen
ernsten gottes zorn sol man betrachten und den
rechten brauch lernen und halten, und die bepst-
liche irthum und abgöttereien fliehen.
Neulich haben etliche angefangen, die bepst-
lich gewonheit zu ferben. Sprechen, das opfer,
 
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