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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0198
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Mecklenburg.

durch in mit dem heiligen geist fur und fur
heiligen zum ewigen leben und mich regieren, das
ich dich warhaftigen gott recht erkenne und in
rechtem glauben anrufe, und das ich dir diene in
rechtem gehorsam und nicht in irthum oder sünden
falle. Du wollest auch fur und fur in diesem
lande dir eine rechte, heilige kirche samlen und
gnediglich erhalten und selige regiment und narung
geben und allezeit unser und unserer armen
kindlin leib und seel bewaren.
Dieses alles wollest gnediglich thun um deines
lieben sons willen, der gewislich unser seufzen
höret und auch fur uns bittet. Und gleuben wir,
das unser anrufung um seinet willen dir gefellig
und nicht vergeblich sei. Credo domine, sed opem
fer imbecillitati meae. Amen.
O herr Jesu Christe, allmechtiger gottes son,
und des ewigen vaters ebenbild, gott und mensch,
der du fur unsere sünd am creuz gestorben bist,
und widerum aus dem tode ufferstanden, und
lebest und regierest in ewikeit, und bist zu mittler
und gnadenstuel verordnet und hast gesprochen:
Kommet zu mir, alle die ir geengstiget und be-
laden seid, ich wil euch erquicken, ich bitte dich,
du wollest mir gnediglich meine sünd vergeben,
und fur mich armen sünder furbitter sein und
mich gerecht machen, und mit deinem heiligen
geist, zum ewigen leben heiligen und regieren.
Du wollest auch fur und fur in diesen landen dir
ein ewige kirche samlen, und wollest gute regi-
ment geben, und uns wider die teufel bewaren,
wie gesprochen ist, der same der frauen wird der
schlangen den kopf zertreten. Und du herr Jesu
Christe, allmechtiger gottes son, hast gesprochen:
Niemand wird mir meine scheflin aus meinen
henden reissen. Amen.
Danksagung.
O allmechtiger, warhaftiger gott, ewiger und
einiger vater unsers heilands Jesu Christi, samt
deinem eingebornen son und heiligen geist, er-
schaffer himels und der erden, der engeln und
menschen und aller creaturn, der du bist weise,
gütig, gerecht, warhaftig, rein, barmherzig und
freiwillig, ich danke dir mit herzen, fur alle
gnaden und wolthaten, die so viel und so gros
sind, das man sie nicht erzelen oder gnugsam be-
denken kan. Erstlich aber dank ich dir, das du
dich gnediglich den menschen geoffenbaret hast,
und hast deinen lieben son Jesum Christum zu
mittler, versüner und seligmacher geordnet und
zu uns gesand, und wilt uns durch in selig
machen. Hast auch dazu dein evangelium geben,
und samlest ein ewige kirchen und heiligest sie
mit deinem heiligen geist zu ewiger selikeit, hast
auch mich armen sünder zu dieser grossen gnad

berufen, und vergibest mir meine sünd gnediglich
und nimst mich an zu gnaden, um deines sons
willen, und neigest mein herz mit glauben zu dir
durch den heiligen geist. Gibest uns auch leben,
gesundheit, narung, christliche regiment, rechte
lere, bewarest unsere arme kindlin und unsere
hüttlin.
Fur diese und alle andere wolthaten, die ich
leider nicht alle bedenken kan, dank ich dir mit
herzen und bitte dich, du wollest mir gnedig sein,
um deines sons willen, das ich nicht als dein
feind und lesterer, in ewigkeit verworfen werde,
sondern habe in ewikeit freude an dir und möge
dir ewiglich danken und dich preisen, amen.
Von anrufung der gestorbenen heiligen.
Ists auch recht, das man die gestorbenen
heiligen anrufet?
Antwort.
Die gestorbene menschen anrufen, ist ein
öffentliche heidnische abgötterei und schreckliche
sünd und verblendung der rechten anrufung. Denn
also ist geschrieben, Matth. 4.: Den herrn, deinen
gott, soltu anrufen und im allein dienen.
Diese wort gebieten öffentlich, das man allein
gott anrufen sol. Und folget daraus, was gött-
liche maiestet gebeut anzubeten, das ist gewislich
gott. Als den herrn Christum gebieten, die gött-
lichen sprüch anzubeten; darum ist klar, das er
warhaftiger gott ist.
Und mag zu anleitung der leute diese ursach
dabei gesagt werden. Wenn man ein unsichtbar
wesen anruft, so helt man dasselbig fur allmechtig,
als nemlich, das es aller menschen herzen er-
kennen könne und unterscheiden heuchelei und
herzliche anrufung. Nu ist gewislich, das allein
gott allmechtig ist und allein die herzen erkent
und richtet. Darum ist öffentlich, das man allein
gott anrufen sol.
Die ander ursach. 1. Timoth. 11. ist ge-
schrieben : Es ist ein einiger mittler zwischen gott
und den menschen, der mensch Christus Jesus.
Und gehören zu des mittlers ehr, diese zwei emter,
das er der hohepriester sei, der in das heiligthum
gehet, das ist, der gottes heimlichen rat und willen
sihet, erkennet auch aller menschen herzen und
seufzen, darum ist er auch gott. Item, das er
uns aus göttlichem rat zum versüner, gnadenstuel
und furbitter geordnet sei, das uns die göttliche
maiestet, um dieses versüners willen, gnedig sein
und uns erhören wolle, und das uns dieses durch
gottes wort verkündiget sei.
Darum sollen wir in aller anrufung diesen
einigen mittler den herrn Jesum Christum an-
schauen und uff in vertrauen, das uns gott gnedig
sein und erhören wolle um dieses mittlers willen,
der in das heiligthum gehet und gottes rat und
 
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