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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0213
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Kirchenordnung von 1552.

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manen, und ernach hören, was sie haben an-
zuzeigen, von der lere, von sitten der nachbarn,
und sonst von irer unterhaltung und schutz. Und
sol ein jeder superattendent dem consistorio be-
richt zu schreiben.
Wenn andere gemeine synodi zu erfordern
sind , das sol stehen zu der herrschaft bedenken,
uff des consistorii erinnerung.
Das dritte teil.
Von ordnung der lection und gesang
in den kirchen.
Alle menschen sollen mit herzlicher dank-
barkeit diesen gnedigen willen gottes erkennen,
das er also eine kirche in diesem schwachen
menschlichen geschlecht samlet, das er öffentliche
ehrliche versamlungen erhelt, damit sein son und
das heilig evangelium in aller welt bekant werde.
Wie der psalm spricht: Ire stimme ist ausgangen
uff die ganze erden. Item, Sein lob ist in der
versamlung der heiligen etc.
Und ist zu der versamlung ein sonderliche,
liebliche verheissung gegeben: Wo zween oder
drei in meinem namen versamlet sind, da wil ich
mitten unter inen sein. Item, Was sie bitten
werden, das sol geschehen. Darum sollen wir alle
diese öffentliche, christliche versamlungen, darin
reine lere des evangelii gepredigt und gott recht
erkant und recht angerufen wird, herzlich lieben,
ehren, und erhalten helfen. So ist auch war, das
uff erden nicht schöners ist, denn solche versam-
lungen in kirchen, die ein bild und gleichnis sind
der ewigen versamlung im himel. Darum ists
grosse untugend, solche christliche versamlungen
nicht achten, nicht helfen erhalten, sondern zer-
stören. Wie etliche grobe menschen selten zur
kirchen komen etc.
Nach dem nu gewislich gottes unwandelbar
gebot ist, das in diesem leben das ministerium
evangelii in öffentlichen versamlungen erhalten
werde, sollen und wollen wir gott, durch seine
gnade, hierin mit herzlicher dankbarkeit gehorsam
sein. Und ist erhaltung der öffentlichen, ehrlichen
versamlungen nicht menschen gebot. Die zeit aber
und lection lest gott die pastores nach gelegen-
heit ordnen.
Dieweil nu die kirchen in diesen landen dieser
folgenden ordnung des grössern teils gewont sind,
lassen wir sie also bleiben.
Und wollen hiemit zuvor erinnert haben, das
wir damit rechten verstand von menschlichen ord-
nungen in der kirchen nicht vertunkeln wollen.
Wollen keines menschen gewissen daran binden,
als solte verenderung dieser ordnung sünde sein.
Sondern wir wollen solchs mit einander, um der

armen jugend und um des volks willen, also
gleich halten. Denn so man ein ding oft höret,
und von jugent uff gewonet, kan mans besser be-
denken und betrachten. Und were zu wünschen,
das alle menschen die ganze christliche lere, mit
gleichen worten und syllaben, ausreden könten,
dazu auch die symhola gemacht sind.
Ordnung der ceremonien in pfarkirchen
der stedt, und da schulen sind.
Sonnabendes und andere heilige abend, und feiertage
nach mittag.
Sol man zu gewönlicher zeit vesper singen.
Nemlich, die schüler einen psalm zwen oder drei,
und die antiphen von der dominica oder fest,
darauf ein responsorium oder hymnum, die da
rein sind.
Darnach sol ein knabe eine lection aus dem
neuen testament latinisch, und ein ander knab
eben die selbige lectio deudsch lesen.
Nach der lection singe man das magnificath
bei weilen deudsch, bei weilen latinisch. Auch
mit einer antiphen, de dominica oder festo. Dar-
auf lese der priester eine collect, und beschliesse
der chor mit dem benedicamus domino, oderEr-
halt uns herr bei deinem wort, und Verlei uns
friede gnediglich.
Nach der vesper sol der priester die leut, so
des folgenden tages coinmunicirn wollen, beicht
hören, unterrichten und mit der absolution trösten.
An gemeinen sontagen und feiertagen.
Früe, als zur metten, sol man die schüler
einen psalm zwen oder drei singen lassen, mit
der antiphen de dominica oder festo.
Darnach lese ein knab eine lection aus dem
alten testament latinisch und ein anderer deudsch.
Denn singe man das benedictus, deudsch oder
latinisch. Beiweilen das te deum laudamus auch
deudsch und latinisch.
Endlich beschliesse man mit einer antiphen
und collecten.
Mess oder communio,
Die sol, wie vorhin in diesem lande geordnet
und im brauch ist, mit der gemeinen oder öffent-
lichen beicht, gebet und absolution, durch den
priester angefangen werden. Nemlich also.
Der priester wende sich fur dem altar um
gegen dem volk, und spreche.
Mein allerliebsten in gott, eröffnet euere
herzen, last uns gott unsere sünden bekennen,
und um vergebung, im namen unsers herrn Jesu
Christi bitten. Sprecht mir nach mit herzlichem
begeren zu gott, im glauben an den herrn Jesum
Christum, durch den heiligen geist.
 
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