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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0224
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208

Mecklenburg.

dich tröstlich annemen, dein gewissen daruff zu
frieden stellen, und festiglich gleuben, deine sünde
sind dir gewislich vergeben, im namen das vaters,
und des sons und des heiligen geistes.
Gehe hin im friede.
Wie man die kranke leute berichten
und trösten sol.
Lieber freund, weil euch unser herr gott mit
schwacheit eurs leibs heimgesucht, damit ir es
gottes willen heimstellet, solt ir wissen.
Zum ersten, das solche unsers leibes krank-
heit uns von gott dem herrn um keiner ander
ursachen, denn allein um der sünde willen zu-
geschickt wird, und das die erbsünde, welche von
Adam uff uns geerbet, den tod und alles, was in
des todes reich gehört, als gebrechen, krankheit,
elend, jamer etc. mit sich bringet, denn wo wir
on sünde blieben, so hette auch der tod, viel
weniger anderlei krankheit, an uns nichts schaffen
mügen.
Zum andern, damit wir aber in unsern sünden,
krankheit und allerlei anfechtung, auch des tods
angst und not, nicht verzweiveln müssen, so leret
uns das heilige evangelium, das uns Christus
gottes son von der sünden los und selig machen
wil, so wir gleuben an seine verheissung. Und
solches geschicht uff zweierlei weise. Erstlich,
das er uns hie uff erden durch das evangelium
und die heiligen sacramenta unsere herzen und
gewissen reiniget, Act. cap. 15.: Er hat ire herzen
gereiniget durch den glauben.
Zum andern, wenn aber unsere gewissen der
gestalt von sünden gereiniget, und mit gott dem
vater durch den glauben versünet sind, mus auch
die sünde aus unser natur und wesen ausgefeget
und vertilget und wir endlich von allen sünden
gereiniget und in göttlicher gerechtikeit und reini-
keit volkomen werden, damit wir mit gott ewig
leben sollen.
Zum dritten, damit nu solches geschehe und
in uns volnbracht werde, so schicket uns unser
lieber herr gott krankheit, ja auch den tod zu,
nicht der meinung, das er mit uns zürne, und uns
verderben wolt, sondern aus grossen gnaden, das
er uns in diesem leben zu warer busse und glauben
treiben und endlich aus der sünden, darin wir
noch stecken, und aus allem unglück, beide leib-
lich und geistlich, frei machen wil, wie solchs die
heilige schrift reichlich zeuget, denn so sagt
S. Paulus 1. Corin. 11.:
Wenn wir vom herrn gerichtet werden, so
werden wir gezüchtiget, uff das wir nicht mit dieser
welt verdampt werden.
Item zun Römern am achten: Denen, die gott
lieben, müssen alle ding zum besten dienen, und
kan sie von der liebe gottes in Christo Jesu nichts

abscheiden, es sei feur, schwert, hunger, tod
oder leben.
Zum vierden, weil nu dem also, und du aus
dem heiligen evangelio, durch den mund des sons
gottes unsers herrn Jesu Christi gepredigt, und
mit seinem tod und ufferstehung bezeuget, des
uffs aller gewissest und sicherst bist, das alle deine
sünde von dir uff Christum, ja nu auch von Christo
ganz und gar hinweg gethan und ewig vertilget
sind, und also gar vor gottes angesicht kein ur-
sach des zorns und verdamnis uber die gleubigen
fürhanden, sondern eitel gnade, trost, leben und
selikeit, sintemal unser lieber herr gott dich nu
in seinen augen hat, nicht als ein bösen ver-
damten sünder von Adam geborn, sondern als ein
ganz gerechts heiliges liebes kind in Christo, in
welches gerechtikeit und leben du so gewislich
leben und selig sein solt (so fern du es gleubest)
ewiglich, als gewis und warhaftig er nicht in
seinen eigen, sondern in deinen sünden gottes
zorn getragen und gestorben ist. So sihe und
tröste dich solcher gnaden und wisse, das die
sünde, gottes gericht, der tod und helle gar nichts
mehr mit dir zu schaffen haben, sondern Christus,
das einig lam gottes tregt sie, Johan. 1., der sie
uff sich genomen, und nicht allein uff sich ge-
nornen, sondern auch durch sich selbst uberwunden
und ewig getilget hat, derhalb du durch und in
demselben deinem herrn Jesu Christo aller
gnaden, trosts, heils und selikeit, zu gott dem
vater dich versehen, und in solcher tröstlicher zu-
versicht in seinen gnedigen veterlichen willen er-
geben solt, und sagen, der herr ist mein licht,
fur wem solt ich mich fürchten? Mein vater im
himel, dein wille geschehe, in deine hende be-
fehle ich meinen geist. Amen.
Wie man die kranken communiciren sol.
Wenn der kranke zuvor durch gottes wort
unterrichtet, und mit dem wort der absolution ge-
tröstet ist, so bereite man den tisch mit brot und
wein ehrlich, mit uffgelegtem tuch etc. zu der
communio, und wenn solchs geschehen, spreche
man dem kranken einen feinen tröstlichen bet-
psalmen für, als den fünf und zwenzigsten.
Nach dir herr verlanget mich.
Mein gott, ich hoffe auf dich, las mich nicht
zu schanden werden, das sich meine feinde nicht
freuen uber mich.
Denn keiner wird zu schanden, der dein
harret, aber zu schanden müssen sie werden, die
losen verechter.
Herr, zeige mir deine wege und lere mich
deine steige.
Leite mich in deiner warheit und lere mich,
denn du bist der gott, der mir hilft, teglich harre
ich dein.
 
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