Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0230
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
214

Mecklenburg.

ist der apostel Johannes selb ein legent gewesen,
darnach Polycarpus, Ireneus und andere.
Diese erinnerung sol man dem volk oft fur-
halten, gottfürchtige leute zu vermanen, das sie
ire kindern gern lernen lassen und freude daran
haben, so die kinder in christlicher lere und
zucht ufferzogen werden, und zu den kirchen ge-
wehnet, und in der heiligen versamlung helfen gott
preisen und anrufen, deren viel ernach zum predig-
amt und zu andern ehrlichen , nötigen emtern in
christlicher regierung seliglich dienen, dazu die
eltern ire kinder uff zu ziehen, so viel inen müg-
lich ist, schuldig sind, wie zu Tito geschrieben
ist, die unsern sollen lernen, das sie zur regie-
rung in guten werken tüchtig sind, zu nötigen
sachen, und nicht unfruchtbar sind, item, zu den
Ephesern: Ir veter solt eure kinder uffziehen in
göttlicher zucht und unterweisung.
Nach dem nu alle verstendige wissen, das
nicht allein kinderschulen, darin man die latinisch
grammatica und catechismum lernen mus, nötig
sind, sondern man mus auch die sprachen, ebreische
und grekische erhalten, item für die gewachsen
der propheten und aposteln schrift auslegen, item
historien und mathematica zum calender wissen.
Dieses alles mus man im kirchenregiment haben,
so bedarf man auch sonst zu menschlichem leben
den schönen schatz von erznei, die gott den
menschen zu gut geschaffen hat, davon man nichts
wüste, wenn gott nicht auch etliche erwecket
hette, die für die nachkomen geerbeit, und die
lere davon in bücher gefasset hetten.
Weiter ist auch gottes will, das man in
landen vernünftige gewisse recht habe, darum hat
der hochlöblich sechsisch keiser Lotharius, die
alten wol geschriebnen römische recht widerum
zu brauchen und zu lesen geboten.
Zu diesen itzt genanten sprachen und künsten
sind auch besondere löbliche schulen fur die ge-
wachsen nötig, die nennet man universiteten.
Derhalben1) ist der herzogen zu Meckelnburg
ernstlich gemüt, gott zu lob, die universitet zu
Rostok zu erhalten, und mit tüchtigen personen,
lection, ordnung der studien, disciplin, einkomen

1) In der Ausgabe von 1557 lautet dieser Absatz:
Derhalven is, van gades gnaden, unser Johans
Albrecht und Ulrich, gebrödere, herzogen to Meckeln-
borch etc. ernstlike gemöte, gade to lave, de universitet
to Rostock to erbolden, und heben ock der wegen, vor
uns und unsere erven, van unsern feldklöstern, der
universitet zu Rostock, veerdehalf dusent gülden jarlich
to vorordenet, und mit upgerichten breven und segeln
gegeven, darmit in allen faculteten und frien künsten
tüchtige personen ehrlick underholden, und in unsern
landen gades reine erkentenisse und nütlike lere up
de nakamen mach geervet werden.

und schutz, durch gottes hülf bestendiglich zu
versorgen.
Wie wol nu leider in diesem menschlichen
schwachen leben kein versamlung ist one viel
und mancherlei gebrechen und unkraut, und war
ist, das die weltlich oberkeit ernster und scherfer
in erhaltung der disciplin sein solte, so ist den-
noch diese furnemeste nötige arbeit in recht-
geordneten universiteten hoch und gros zu achten,
das darin die sprachen, verstand der propheten
und aposteln, symbola und historien, und alle
löblichen künste erhalten werden, und wo dieses
principal ist, da sind auch etlich gottgefellige
gliedmassen der kirchen, ob gleich etliche andere
ungleiche mit unter gemenget sind, wie neben
Zacharia und Simeon pharisei und sadducei ge-
wesen sind, gleichwol ist ein solche versamlung
in einer zimlichen rechtgeordneten universitet,
darin etliche gottfürchtige, gelarte, verstendige
menner sind, die semtlich und eintrechtiglich mit
einander zu gottes erkentnis und rechter an-
rufung und zu erhaltung guter zucht und künsten
arbeiten, und da so viel sprachen und künsten
bekand sind, ein besondere zier der kirchen, und
ist den landen tröstlich, und werden one zweivel
die landschaft und nachbarn zu diesem nötigen,
nützlichen, löblichen und tröstlichen werk gern
hülfe thun.
Es sol auch christliche lere in dieser uni-
versität rein und unverendert. in den lection,
disputation und predigten erhalten werden, wie
droben oft gemelt, wie sie in der propheten und
aposteln schrift, und in Symbolis, Apostolico,
Niceno und Athanasii gefasset ist, damit gleich
stimmen catechismus und bekentnis Lutheri, und
die confessio, die zu Augsburg anno 1530 dem
keiser uberantwort ist, und wie die lere durch
gottes gnad itzund in kirchen dieser lande, in
Lübeck, Hamburg, Lüneburg gehalten wird, und
so ein legent ein artickel oder mehr anfechten
und spaltung machen wolt, sol er von der uni-
versitet erinnert werden, und so er nicht nach-
lesset, sol die sach an das consistorium und durch
das consistorium und universitet an die herrschaft
gelangen, die bedenken wird, ob ein synodus zu
halten sei etc. mit erforderung der christlichen
predicanten aus den stedten oder andern landen.
Wie es aber in den kinderschulen sol ge-
halten werden, davon sol zu jeder zeit in der
visitation ernstlicher befehl geschehen.
Dieweil aber oft neue schulmeister angenomen
werden, und etlich lust haben zu verendrungen
und zu ungleicheit und aber mancherlei verend-
rung und ungleicheit den kindern verhinderung
im lernen bringen, und sonst mancherlei unrichti-
keit daraus folget, ist bedacht, das durch aus in-
gemein ongefehrlich diese folgende form in
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften