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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0252
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Mecklenburg.

schreien und lesteren oder falsche lehre verteidingen,
mit einerlei sentenz und mandat des amts ent-
setzet, sondern hierin christlich, ordentlich und
gebürlich verfaren und gelahrt werden.
Tit. VII.
Nach was rechten im consistorio zu
sprechen sei.
Erstlich in glaubenssachen, was die reli-
gionsstreit und uneinigkeit von der lere oder
gottesdiensten anlangt: Soll die einige, ewige un-
wandelbare richtschnur sein gottes wort in heiliger
göttlicher schrift der kirchen geoffenbaret, davon
St. Paulus spricht, so jemand ein ander evan-
gelium predigt, als ich euch gelehret habe, der
sei verflucht, und Deut. 4, 12.: Du solt, nichts
darzu thun zu gottes wort, und solt nichts davon
nemen.
Dieweil sichs aber oftermals zuzutragen
pfleget, wann religionsstreit und gezenke erregt
werden, das helle, klare sprüche der göttlichen
schrift in wiedersinnische meinungen verkeret,
und mancherlei ungleiche, und wie sichs im
eusserlichen schein ansehen lest, widerwertige
sprüche angezogen werden, so ist nötig, dass man
die sprüche in den propheten und aposteln, sonder-
lich , wie sie in ihrer sprache (in ebraeis et
graecis fontibus) lauten, samt den umstenden,
fleissig gegen einander halte, und dann ein ein-
trechtige meinunge, die mit der summa der christ-
lichen lehre und ganzen heiligen schrift überein-
stimmet, daraus nehme, darzu dann auch der be-
werten lehrer, und sonderlich D. Lutheri aus-
legungen und zeugnussen mögen gebraucht und
betrachtet werden. Welche, so sie mit der ein-
helligen summa göttlicher lehre gleichstimmen, des
gottseligen richters herz und sentenz desto mehr
und kreftiger bestettigen. Wiewol sonsten unser
glaub und sentenz nicht auf einiges menschen
schriften, sondern allein auf das heilige göttliche
wort gegründet sein soll.
In anderen kirchensachen, als das examen
catechismi, die formam administrationis sacramen-
torum, visitationem, synodos, die ceremonien,
lectiones, gesenge und andere kirchenübungen be-
treffend, soll unser kirchenordnung allenthalben
gefolget werden.
In eusserlichen groben sünden und lasteren
ist das urteil albereit ausdrücklich in gottes wort
gesprochen und publiciret Matth. 18.: Sit tibi velut
ethnicus et publicanus. Item 1. Corinth. 5.: Thut
von euch hinaus, wer da böse ist.
In ehesachen soll in denen fellen, welche in
heiliger göttlicher schrift, Levit. 18., 1. Cor. 7.,
Matth. 19. und anderswo gemeldet und decidirt
sein, allein der göttlichen schrift in verfassung

der urteil gefolget werden ungeachtet, ob die
canones oder geistlichen rechte, wie man sie
nennet, anders decidiren.
Nachdem aber mancherlei felle in dem
consistorio fürkommen, darin die canones wider
das göttliche recht pronuncieren, so wollen wir
von etlichen gemeinen fellen, so teglich für die
consistoria gebracht werden, wie darin vermöge
des heiligen göttlichen worts und der kaiserlichen
rechten zu sprechen sei, weitläuftigere decisiones
allhier setzen:
Von gradibus, darinnen die ehe verboten.
Von ehegelübden, ohne verwilligung der
eltern.
Von heimlichen verlöbnissen.
Von denen, die sich mit zweien verloben.
Von weglaufen und muthwilliger verlassung
oder desertion derer eheleut.
Von ehescheiden, von des unschuldigen teils
freiheit, wiederum sich mit einem andern zu
verehelichen.
Wann einer eine für eine jungfrau neme,
so vorhin von einem andern geschwechet were.
Tit. VIII.
Von den gradibus der blutsfreundschaft
und schwegerschaft, darin die ehe
verboten.
Gott hat aus sonderlichem rath und weis-
heit, wie er andere tugenden, als gerechtig-
keit, warheit etc. von den menschen will er-
kennet und geübt haben, also auch die keusch-
heit, durch sein wort befohlen und geordent, auf
dass wir erkennen, dass gott ein gerechter, war-
haftiger, reiner und keuscher gott sei, dem alle
unzucht und schendliche vermischungen greulich
misfallen, und dass wir diesen wahrhaftigen, reinen
gott, von den unzüchtigen geisteren, so die menschen
zur schand und unzucht treiben, unterscheiden,
und mit reinem und keuschen herzen anrufen
können.
Damit nun keuschheit von den menschen
erkennt und geübt werde, so hat gott den ehe-
stand eingesetzt, und in seinem wort also ge-
ordnet, dass die menschen nicht wie das vieh
irre laufen, sondern allein zwo personen, ein mann
und eine frau, welchen gott die vermischung zu-
gelassen hat, ehelich beisammen wohnen, und eins
dem andern seinen leib rein und keusch ver-
ware und alle vermischungen meiden, die gott
in seinem wort verboten hat, und von denen auch
die natur, als sie von gott erschaffen, ein ab-
scheuen und greuel tregt.
Diese verbotene beiwonungen und blut-
schanden sein von unserm herrn gott im dritten
 
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