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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0272
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25d

Mecklenburg.

ihrer selbst seligkeit nötig ist, als: Vom wahren
erkäntniss und anrufung des einigen wahren gottes,
von erschaffung aller creaturen, engeln und men-
schen zu gottes ebenbild. Von gottes ewigen
gesetz. Von der sünde, vom evangelio und ver-
gebung der sünden, welche uns allein üm des
ewigen mittlers und heilandes Jesu Christi willen
durch den glauben geschenket und keineswegs mit
unsern werken verdienet oder erlanget wird. Von
guten werken und rechten gottesdiensten, die nicht
aus menschlicher andacht erdichtet, sondern von gott
in seinem word geboten sind. Von wahrer buss
und bekehrung zu gott, von heiligen und hoch-
würdigen sacramenten von der christlichen kirchen
oder versamlung der heiligen, so gottes word an-
nehmen und wahrhaftig an Christum glauben.
Vom heiligen creuz und christlichen trost, von
auferstehung der todten und ewigen leben etc.,
welche hauptartickul sie bei sich selbst ordentlich
und täglich betrachten und gedenken und zu er-
weckung des glaubens, wahrhaftiger furcht und
liebe gottes und aller anderer gott gefelligen
tugenden brauchen können. Demnach den die
christliche religion nicht in äusserlichen cere-
monien und geberden, nicht in geweiheten cappen,
scheppelern, weihlern oder dergleichen fantasien,
sondern in wahrer furcht gottes, wahrhaftigen
glauben an Christum, herzlichen gehorsam gegen
gott und die obrigkeit und liebe des nechsten
fürnemlich bestehet, soll die ganze lehre und täg-
liche lection der heiligen schrift zu diesem ende
gerichtet werden, das wahre gottseligkeit, glaub,
anrufung, furcht und liebe gottes und des nechsten
in unserm herzen angezündet und vermehret, täg-
lich wachse und zunehme. Es sollen auch die
closterjungfrauen alle abergläubische falsche und
gottes word widerwertige meinungen, das dieses
closterwesen, ausserhalb den ehestand leben, die
sieben tiden in lateinischer sprache singen, ge-
weihete cappen, scheppler, weihler tragen, mit
fisch und nicht fleisch essen, fasten etc., sonder-
liche heilige gottesdienste sein, die vergebung der
sünden und erlösung aus dem fegfeur ihnen selbst
und andern verdienen, darüm sie auch viel besser
und heiliger für gott sein, als andere christliche
ehefrauen , so ausserhalb des closters ihrer haus-
arbeit in wahrer furcht gottes und glauben an
Christum treulich abwarten etc. ganz und gar aus
den herzen wegthun und alle der obgemelten
christlichen lehre widerwertige abgötterei, so
unter dem pabstthum in clöstern geübet ist, und
sonderlich die oberzehlten irthumen der heiligen
und bilder anbetung, seelenmessen und alle andern
opfermessen, horas de domina, horas de com-
passione et dolore beatae Mariae, horas de sanctis,
und sonderlich die ungegründeten lectiones von
den heiligen, item die gewöhnliche litaniae, dar-

innen mehr den 80 unterschiedliche heiligen mit
namen angerufen werden etc., ganz und gar ab-
thun und nimmermehr gebrauchen, sondern an
derselbigen stat allein den ewigen wahren gott,
vater unsers heilandes Jesu Christi mit wahren
vertrauen auf den mittler Christum anrufen, und
allein die christliche psalmen Davidis und andere
gesänge und lectiones, die aus der heiligen schrift
genommen oder ja mit der schrift übereinstimmen,
in ihren horis oder gottesdienst behalten, wie balt
hernach derselbige soll geordnet werden.
Zum andern, dieweil der fürnemste und
höchst gottesdienst, darum die menschen in städten
und sonst zusammen versamlet und die kirchen
fürnemlich gebauet sind, dieser ist, dass man
gotts word predigen höre und daraus gott recht
erkennen, anrufen, fürchten, lieben, vertrauen
und nach seinem word dienen und gehorsamen
lerne, soll hinfort allezeit in einem jeglichem
jungfraucloster ein gottsfürchtiger, gelahrter, tüch-
tiger prediger und pastor unterhalten werden, der
in der lehre rein, im leben unsträflich und in
seinem amte fleissig sei, der auch seine eheliche
hausfrau und ein ehrlich gesinde habe. Dieser
prediger soll die einige wahrhaftige reine lehre
des evangelii, wie die in der heiligen göttlichen
schrift von gott geoffenbaret und in unser kirchen-
ordnung kürzlich zusammen gezogen und ordent-
lich erkläret ist, treulich und fleissig seinen zu-
hörern fürtragen und das hochwürdige sacrament
des leibes und bluds Jesu Christi, als wie es
unser herr Jesus Christus eingesetzet und be-
fohlen hat, unter beider gestalt verreichen und
soll alle wochen drei tag, nemlich am sonntag
zweimal, mittwochen und freitag geprediget werden,
welche predigten die closterpersonen fleissig mit
anhören und die reine lehre des heiligen evan-
gelii nicht lästern oder verfolgen, sondern mit
andacht hören und lernen, auch am sonntag vor
der nachmittags predigt das examen catechismi
mit den schuljungfreulein mit anhören sollen.
Zum dritten die ceremonien, lectiones, ge-
sänge und andere kirchenübung belangend, sollen
die closterjungfrauen sonderlich, wan man predigt
und am sonntag oder festtage das testament oder
amt hält, die ordnung der ceremonien und ge-
sänge halten, als sie in der kirchenordnung nach-
einander gezehlt sein, also dass sie erstlich den
introitum de dominica oder festo singen, darnach
das kyrie eleison und wan der pastor das gloria
in excelsis singet, mit dem et in terra pax, oder.:
Allein gott in der höh sei ehr, antworten. Und
also fort alle dasjenige singen, das in der kirchen-
ordnung dem chor zu singen befohlen ist, auch
in ander teutschen gesängen mit der ganzen
kirchen mitsingen. Die horae de domina und de
sanctis sollen ganz unterlassen und abgethan sein,
 
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