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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0284
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268

Mecklenburg'.

dient, und uns derhalben von godt dem almech-
tigen zugeschickt werden. Damit aber die godt-
liche majestät (welche dennoch nicht wil den todt oder
verderb des sünders, besundern vielmehr, das er
bekert, genese und selig werde) in seinem ge-
rechten zorn gestillet, und mit gnade und barm-
herzigkeit sich wieder zu uns wenden möge, so
gepieten und befehlen die durchlauchtigen, hoch-
geborne fürsten und herrn, herr Johanns Albrecht
und herre Ulrich, gebrüdere, hertzoge zu Meckel-
burg, fürsten zu Wenden, unser gnedige fürsten
und herrn, hiemit ernstlich bei vermeidung ihrer
F. G. ernsten straf und ungnade allen und jeden
bürgern und einwahnern dieser stadt, das ein jeder
diese nachfolgende artikel stett, vest und unvor-
brochen halte, dieselben zu gemüte führe, und
entlich nachsetze, damit ihr F. G. nicht verursacht
und mit der execution hinder die verbrecher her
sein, und in die gedreute strafe nehmen dürfen.
Zum ersten wollen ihr F. G., das ihrer F. G.
kirchen ordnung stetz und vest gehalten und ein
jeder auf sich, seine kinder und hausgesinde woll
sehe und achtung habe, das für allen dingen
gottes wort gerne und fleissig gehört, darnach in
gottes furchten und christlicher liebe des negsten
gelebdt, den armen zu jeder zeit milde hand-
reichung gethan, von sunden, unordentlichen bosen
leben aufgehort, abgelassen und sonst ein gotts-
seligs christlichs leben, den godtlichen worte ge-
mess, gefurt und gehalten werde. Auf das seine
allmechtigkeit nicht andere und viel grosser strafen,
beide am lieb und sehl, uber uns verhenge und
komen lasse.
Zum andern, weil in dieser stadt, beide von
jungen und alten, in mancherlei wege, vielfeltige
gots lesterung, dazu grausam und uber die mass
viel schwerens bei gots leiden, wunden, marter
und desgleichen, und sunst viel fluchen, schelten,
höhnen und schmehen geschicht, und ein dem
andern auch das gesinde, dem viehe, den teufel
ihns lieb zufahren wünschet und fluchet, wollen
ihr F. G., das ein jeder vor sich und mit den
seinen also handel und verschaffe, das solche
gottes lesterung, schweren, fluchen, schmehen und
schelden, vorpleiben , vermeiten, zurugk gestelt
und abgethan, das auch niemants, er sei jung oder
alt, wieder menschen noch dem viehe den teufel
wünsche oder fluche. Im fall es hierüber ge-
schicht, sollen die ubertretter nach erkenntnus
unser gnedigen herrn mit ernster straf gestrafet
werden.
Zum dritten, dieweil auch nicht alleine richtig,
besundern offenbar und am tage, das in dieser
stadt etliche frauen sich erhalten, welche sich
unterstehen, zu wicken buessen und zaubern, und
also des teufels künste und betriegerei zu-
gebrauchen, geben für, den leuten damit zu helfen,

thun doch nicht anders, dan das sie die leute da-
mit von godt abziehen, betriegen und umb das
gelth bringen. So gepieten ihr F. G. stracks,
das diejenen von solchen allem hinfür ganz und
all abstehn und nicht mehr gebrauchen, wo nicht,
will ihr F. G. dazu gedenken und dieselben ver-
müge godtliches und weltliches rechten gepür-
licher weise darumb strafen lassen.
Zum vierten. Nachdem die godtlichen und
keiserlichen rechte den ehebruch verpieten, so ge-
pieten auch unsere gn. herren das menniglich, er sei
frau oder man, junck oder alt, arm oder reich,
sich für solche tat, so lieb ihm leib und leben
sei, woll fürsehn und hueten wolle, wieder diss
gepot nichts handel noch sündige mit verwarnung,
wo jemant im ehebruch beschlagen und befunden,
soll der oder dieselben ohne alle gnade und barm-
herzigkeit am liebe gestraft werden.
Zum fünften sollen auch alle diejenen, so
zum hurenstande und unehelichen lebende ligen,
ehelich werden, bei vermeidunge gepürlicher straf,
als verlust bürgerlicher freiheit und entlicher ver-
weisung der stadt.
Zum sechsten sollen hiemit alle schand und
buelenlieder zu singen verboten sein und jegen
denselben in den häusern und auf der gassen
alleine christliche eherliche gesenge und rede, wie
es sich bei den godtseligen eigent und gebührt,
gesungen und gehört werden.
Zum siebenden. Damit gottes wort nicht ver-
seumt oder verhindert werde, so soll der rat be-
fehlen, das alle heilige tage under der predigt
und testament niemands aus der stadt gelassen
und die thore ohne vorwissen des rats nicht
sollen geöffnet werden.
Zum achten soll auch des sontags und ander
heilige tage vormittags, bis das alle predigen aus
sein, kein wein, bier noch brandewein geschenkt
oder ausgezapft werden, ohn allein schwangern
frauen, kranken menschen und dem reisenden
man, bei verlust des bier oder weins und sonder-
licher strafe ihrer F. G. darauf beide der richter
mit den stadt dienern sollen acht haben lassen.
Zum neunten sollen auch niemantz under der
predigt auf dem kirchhof, markt oder vor dem
thore spacieren gehen. Wo aber diss verechtlich
gehalten, soll der oder dieselben durch die stadt
diener und den henker gejagt und mit gepürlicher
straf gestraft werden.
Zum zehenden. Dieweil auch uppigkeit mit
der kleidung und das greuliche laster des vol-
saufens, davon alle ander sunden ihren ursprung
und ursach nehmen, uber alle mass sehre uber-
hand genommen, gepieten hochgedachte unsere
gn. herrn, das menniglich sich des volsaufens ent-
halte und hinfürter mit essen, trinken und klei-
dung in diesen geschwinden und gefehrlichen
 
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