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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0288
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Mecklenburg.

den Predigern beider Parteien publizirt. Sie ist handschriftlich im Rathsarchiv zu Rostock
(Kirchenreform. Vol. I), und zwar sowohl im Concept als in der solennen notariellen Ausfertigung
auf Pergament mit Einleitung und Schluss erhalten. Slüter beantwortete dieselbe im Namen
der lutherischen Prediger mit einer (später gedruckten) ausführlichen Erklärung; vgl. Wig-
gers, S. 106.
Die Verordnung ist abgedruckt bei Gryse (der Text stimmt nicht immer mit der
Originalausfertigung überein), und darnach bei Arndt, Serrius S. 58 ff. und Richter 1,
S. 144 (hochdeutsch bei Grapius, Das evang. Rostock S. 73 ff. und Schröder, Evang.
Mecklenburg 1, S. 181). Ich drucke nach dem Notariats-Instrument im Rathsarchiv zu
Rostock. (Nr. 42.)
Als Datum wird vielfach irriger Weise der 30. Dezember 1530 angegeben. Die Ord-
nung selbst in der feierlichen, notariellen Ausfertigung datiert: „voffteinhundert im eynunde-
drattigesten jare, in der verden indiction up den Dinxtedach nha des hilligen Nyenjars dage, de
dar was de drudde dach des monats Januarii tho vespertyt“.
Das feierliche Notariats-Instrument des Notars Thomas Berckhusen bezeugt die Ver-
lesung der Ordnung des Raths vor allen Predikanten in Gegenwart des Syndikus Dr. Oldendorp
und verschiedener Rathsdeputirten.
Der Schluss lautet: „Na vorlesinge der schrifft hebben die ergenanten vorordenten uth
bevehle des rades iderm kerkheren und iderm predicanten sodane schrifft ausanthworden lathen
mit protestation, dar jenich schade der stadt dorch ere der kerkheren edder predicanten nicht
holdinge und uneinicheit entstann worde, des wolde eyn radt entschuldiget wesen und hierup
hebben die vilgemelten des rades verordenten my Notarien gefordert und gebeden, ohne des ein
edder mehr instrumenten, so vele des von noden tho makende und tho gevende und is gescheen
in den jaren indiction keiserdoms dages stunde Mante und enden wo vorgeschreven, in jegen-
wardicheit der ersamen Vicken van Herverden und Hermen Kerweddern, Erffzeten borgern tho
Rostock alse loffwerdigen tugen sonderlichen dartho geeschet und gebeden.“
Am 29. März 1531 wurde die katholische Geistlichkeit vor den Rath gefordert. Dieser
liess ihr eine Reihe „aus Gottes Wort genommene Artikel“ schriftlich als „Rathschlag“ über-
reichen, unter Ablehnung aller Verantwortung, wenn der Ratschlag abgelehnt würde. Der
Rathschlag ist ein Überleitungsprogramm. Er ist abgedruckt von Lisch, a. a. O. 16, S. 42 ff.
Die Antwort des Domkapitels und der katholischen Priesterschaft vom nächsten Tage fiel aus-
weichend aus (Lisch, a. a. O. 16, S. 18). Der Rath machte aber Ernst und führte am
1. April 1531 die neue Ordnung, insbesondere diejenige der Messe offiziell ein.
Das Domkapitel hielt sich aber noch über 30 Jahre im Bestande (Lisch 16, S. 21 ff.).
Unter dem 11. September 1531 ertheilte der Rath dem Syndikus Dr. Johann Oldendorp
und den Rathsverwanten Veit Oldendorp, Claus Beselyn, Heinrich Boldewan, Joachim Voss
und Hans van Herverden Vollmacht, in Religionssachen mit Geistlichen und Weltlichen zu ver-
handeln und zu beschliessen, „sunderlick dat de gemeinen kalandes- und broderschop-gudere, der
syk nemant als syner beromen mach, in gades ere und behoff des predickstols angewendet
mogen werden, mit andern entleddigenden lenen und dergeliken, wess vorhanden sin mochte;
darto ock in ceremoniensaken mit rade und bipflichtinge der predicanten in allen kerken, klein
und grot, buten und binnen der stadt, keine utgenamen, eindrechtige gotlike ordeninge anto-
stellende und to holdende, de gehorsamen prestere darbi to vorschaffende mit antoginge erer
besoldinge, dat keine vorsumnisse an sacramenten henfurder gescheen mochte, de ungehor-
samen prester averst, darvan do beschedende, welkere ock ein Ersame radt, wen se unmildes
vornemendes angetaget werden, na gelegenheit van stund an will strafen laten, doch bi eren
egenen privaten lenen umb lives neringe willen to bliven, dewile se leven.“ — Abschrift im
Ratsarchiv Rostock, Obergericht. Ordelbücher Vol. II.
 
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