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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0297
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Ordnung des Rathes zu Rostock. 1530.

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5. Einen besonders schwierigen Punkt bildete die Gestaltung der Kirchenzucht. Über
die Stellung des Ministeriums erhalten wir authentische Auskunft aus der Schrift „Vom christ-
lichen Bann. Kurzer und gründlicher Bericht.“ (Gedruckt 1565 durch Jacob Siebenbürger;
ein Neudruck erfolgte 1649. Exemplare beider Brücke finden sich in der Univ.-Bibliothek
Rostock; der von 1565 u. A. auch in Breslau, Univ.-Bibl. Theol. pract. IV, 819.) Diese Schrift,
mit einem interessanten Vorwort der „Pastoren und Prediger des göttlichen worts in den
kirchen zu Rostock“, an den Rath, von Pfingsten 1565, enthält in breiten Ausführungen die
Wünsche der Geistlichen über den Bann. Vgl. auch Mejer, a. a. O. S. 126. Eine wichtige
Neueruug hatte das Rostocker Ministerium aus eigener Machtvollkommenheit getroffen. Es
hatte an Stelle eines besonderes Platzes („Altarsitzes“) eine öffentliche Abkündigung der in
Kirchenzucht verfallenen Sünder gesetzt. Die öffentliche Abkündigungsformel erfahren wir aus
einem Berichte, den der Rostocker Superintendent Simon Pauli dem Rathe zu Wismar auf
Ersuchen über eine Reihe von Anfragen über Rostocker Verhältnisse am 17. November 1585
erstattete.
Dieser Bericht giebt über zahlreiche Verhältnisse zu Rostock, insbesondere über die
Zuständigkeit des Geistlichen Ministeriums, sein Verhältniss zum Rathe, Verwendung bei Volks-
unruhen, Handhabung der Kirchenzucht, Zusammenwirken von weltlicher und geistlicher Obrig-
keit bei Buss- und Bettagen, bei Eheschliessungen so bedeutsame, authentische Auskunft, dass
wir ihn erstmalig aus dem Rathsarchiv zu Wismar, Tit. XXIII Nr. 8 Vol. 2 Bl. 400 ff., zum
Abdruck bringen. (Nr. 53.)

42. Ordnung des Rathes von 1530.
[Nach dem Notariats-Instrument im Rathsarchiv zu Rostock. Vgl. oben S. 272.]

In betrachtinge tom ersten und vor allen
dingen gades ere, bevehel und willen, dem hemmel
und erde underdenich sin moten, und to under-
holdinge gemeines fredes der borger und inwaner
der stadt Rostock, heft ein ersame radt darsulvest mit
den kerkheren und allen predicanten disse folgende
artikel und belevunge eindrechtlick upgerichtet,
dem unstumigen vornemende des gemeinen volkes
vortokamende unde eines iedern conscientien in
rouwe to stellende, doch mit desser protestation und
bedingung, dat ein ers. radt hirdorch keiserlike
majestet, eren landesfursten, edder jemand anders
in siner geborliken gerechticheit mit nichte gedenket
noch klein edder grot aftobrekende edder to vor-
hindern, und ok oft hirnamals wes beters
und mehr ut der schrift gegrundet befunden
worde, datsulvig nicht to vorachtende und
schlichtes nicht furder dan als gades wort vor-
totragende belanget, in dessen tweluftigen tiden
alle unlust vortokamende, wo einen christliken
gehorsamen magistrat van rechten und billicheit
wegen behort, to handeln und vortonemende.
Und erstlich is beramet und bewilliget, dat alle
predicanten in den kerken, niemande utgenamen,
scholen gades wort und evangelien na vorlesinge
des textes reine, lutter und klar, unverdunkert der
christliken vorsamlinge und gemeine vordragen,
mit bewer der biblischer schrift duden und
utlegen, strafen, anfechten und ut der minschen
harten riten allent, wat godtliken worde nicht
Sehling, Kirchenordnungen. V.

gemete edder entjegen is, et belange geistliken
edder werltliken stand int gemeine, als sik eigent
und gebort; wedderumm ok buwen unde er-
manen allent, wat in gades worde vorfatet is, und
also dat gemeine volk up de leve gades und des
negesten in allem frede und gehorsam flitig foren
und anholden.
Tom andern, so vele alse der karkenceremonien
belanget unde sunderlich, welker unbestendich edder
ok disputerlich sin scholen, etc., dat de utwendige
voranderinge und beteringe edder ordinantz der-
sulvigen gade allmechtich und der overicheit be-
volen blive, darmit, wes van gade is, datsulvige to
gudem schicke gebracht, wes overst ungegrundet
wedderumm ane unstumicheit unde vorstoringe
veler conscientien mit der tid afgeschaffet moge
werden, unde demena scholen die predicanten
mit sodanen cerimonien unbelastet sin und alleinen
up dat predickampt und sacramente wachten.
Tom drudden up dat sodane eindrechtige lere
der predicanten bestediget und geholden werde, so
scholen sie alle unvorhindert (utgenamen krankheit)
in der weken twemal tosamende kamen up eine
gelegene stede, und van den artikeln, dar ein
ieder ane twifeln edder unbelert sin mochte
und wes deme gemeinen volke nuttest vor-
totragen, fruntlich und broderlich ut der schrift
reden und handeln, wo denne ok im anfange
der christlichen kerken faste geholden und gebru-
ket is worden, darmit de gemeine vorsamlinge in
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