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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0298
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282

Mecklenburg.

der kerken nicht in twespaldicheit und twivel
erer conscientien, besonder in bestendiger leve, ein-
dracht, und gewissheit eines gades, eines wordes und
eines geistes belert und angeholden werde, dat
ok de predicanten ut solikem riplicken rade und
vorforschinge der schrift also mogen gades wort
vorkundigen, dat si van wegen desser stadt und
borgerschop vor godtlickem gerichte und gemeiner
christliken kerken hirnamals weten to vorant-
worden.
Tom verden dat kein predicante, welker der
Zwinglischen secten anhengich befunden und
avertüget worde, darna tom ambachte des predi-
kens gestadet schole werden.
Tom voften oft jemant van den predicanten so-
dane broderlike underredinge edder bykumst vor-
achten und nicht kamen, edder bewerder schrift
nicht folgen edder horen wolde, besondern
eigenem gudtdunken upsatesch folgen, densulvigen
scholen die andern predicanten dem kerkheren
und ersamen rade antogen, dat he vam prediken
afsta, als vorstorer gemeinen fredes.

Tome sosten nademe dorch der anderen geist-
liken wilde unehelicke levent und ok smeheworde,
honen und lasterent die borgere faste vorbittert
worden und unlust darut wassen mochte, so is
bewilliget, solicke achterrede der presterschop
dorch ere kerkheren ernstlich to vorbeden und
dewile sick die kerkheren ungehorsames beklaget,
will ein ersame radt up ere ansokent tor strafe
geborlicke hulpe verschaffen jegen die avertreder,
wenner sie schuldig befunden und averbewiset
werden.
Tom soveden is ume alles besten willen ut be-
wechlicken orsaken nagegeven, dat die christlike
vorsamlinge in der kerken twe bewerde psalme,
einen vor und einen na deme sermone singen mogen,
gade to lave und eheren, mit leve und eindracht,
ane wrevel und hinder des negesten, doch also,
dat in niemandes gevallen sta, dit edder jenne
to singen, besonder de predicanten scholen so-
dane psalme stemmen und anheven, alles christlich
und fredesam, wo sik to buwinge des negesten
eigent und gebort. Actum Rostochii.

43. Ordnung der Visitation für die Stadt Rostock.

[Aus St.-A. Schwerin. Kirchenvisitation gen.
Folgen die artikel, de aus befel e. f. g. von
uns allen predicanten zu Rostock mit wissen und
willen eins erbarn rats sint angetzeigt worden,
wie ess hinfurder zu der ere des almechtigen gots
in den kirchen soll gehalten werden.
Erstlich sol alle sontage das heilige evan-
gelium lauter und rein sampt dem heiligen
catechismo mit vleisse gepredigt werden.
Zum andern wirt fur gut angesehen, das de
prediger die predigte nicht ehe anfangen, de
messe sei dan halb aussgesungen, also das stets
die predigte umb acht horn angefangen und umb
IX geendigt sei.
Zum dritten sol in jeder kerchen alle wochen
ein mall ein bete tagk gehalten werden, da sol die
deutsche litanie mit andern bete psalmen wider
den feindt der cristenheit, den turken, und ander
noth und umb zeitlichen frieden, desgleichen ein
dancksagunge tag, da in der kirche mit vleisse
das Te deum laudamus sampt andern danckpsalmen
gesungen werde, wie se sich unter einander wol
voreinigen werden, als gotsfurchtige menner, also
das sie eine feine christliche ordnunge in der
kirchen, dardurch de zuhorer gebessert, halten
mogen.

1541/42. Blatt 109a—110a. Vgl. oben S. 273.]
Zum vierden ist es nutze und notigk, das de
predicanten ofte zusamen komen und christliche
colloquia undter einander haben, und fein ein-
trechtiglich leren und leben.
Zum funften ist es nicht unpillich, das de
feste gefiert werden, de in der ordennunge ver-
fasset, also das das heilige evangelium moge ge-
predigt werden, und sie sich hinfurder nach der
ordenung, wie in diesem ganzen lande gehalten,
gleichformig ertzeigen.
Zum sechsten sollen die predicanten, so vom
erbarn rate darzu verordent, die kleine schule
alle viertzehn tage ein mael helfen visitiern und
vleissich acht haben, das die jugent in guten
kunsten, ehrlichen sitten und gotsfurcht under-
weisen und ufertzogen mogen werden.
Was sust furter zu lob und ehr des almech-
tigen gott und unser seelen selickeit nutze und
notig in der kercken zu halten sein wirt, werden
sie als christliche getreue seelsorgers selbst wol
ermessen und sich bevleissigen, das sie mogen in
eintracht leben.
Hieruf sie geantwurt, sie wollen sich dem-
selben nach ais getreue seelssorger gehorsamlich
halten.
 
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