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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0326
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310

Mecklenburg.

der apostel lere, wider alle vater der ersten
kirchen, dar in solche schentliche lere in achte
hunder jar nicht gehort noch gelitten ist worden,
de nu ein tzeit lank, als were sie recht, von euch
vorthedinget ist wurden, dar fur auch alle fursten,
gelerten unde vorstendigen sampt allen, de gots
gnade unde gaben haben, heutiges tages ire herzen
unde hende entzeigen, den es ist ein gruwel vor
gots augen, was unter euch gelert wirt, dan wie
wol der ungeschickte unvorstendige heufe des ge-
menen volkes sampt iren vorkereten predigern de
sacramente nicht offentlich lastren, szo ist es doch
offentlich am dage, das ein grosser haufe in diser
stadt von frouwen und menneren so smelich das
sacramente vorachtet, das se uff kein dink so
weinich acht haben odder gedenken, als darauf,
unde wol in zehen, zwelf, funftzehen jaren de
himelischen gaben nicht gebruchen, desgelichen
de hilligen tauffe vorachten, das got erbarme; ge-
denket, leben heren, ir seidt im himmelreiche und
vorachtet gots gaben, gnade unde barmhertzikeit,
gunst unde lebe, de alles wirt uns ausgetheilt
durch de hilligen sacramente; welcher nu de vor-
achtet, der kriget se nimmer in ewickeit.
Wir reden ja von vorgebunge der sunde uff
zweierlei wise, ein mal, we se erwerben, zum
andern, we se ausgeteilet wirt. Erworben ist de
vorgebunge am creuze durch Jesum Christum;
ausgethelt, wird de vorgebunge durch das wort
unde sacramente. Wer nu der eines vorachtet,
es si wort edder sacramente, unde de nicht recht
brauchet, kan nimmer vorgebunge der sunde ent-
pfangen, noch uberkamen.
Szo vormanet euch nochmals hochgedachter
unserer gnediger her, wie s. f. g. euch zuvor zu
vele malen gnedichlich besucht unde vormanet, ir
wollet von solicher orrigen vorfurischen lehre ab-
stehen, wo ir aber noch we zuvor s. f. g. gnedich
heimsuchunge vorachten unde bei dem irthumb
vorharren werdet, wirt seine gnade ampts halben
vorursacht unde gedrungen, ein ernstlich insehen
dar in zu haben, den es ist widder godt, wider
sin gotliches wort unde tuth allen gotsfruchtigen
herzen weh. Damit aber hinfurder solcher irthum
under euch moge auff gehaben werden, hat sine
f. g. etliche ordenungen mit groter unkosten nach
den Nornbergischen ordenungen drucken lassen,
darnach es in allen kirchen s. f. g. fürstentumbs
unde landen soll ordentlich unde eindrechtichlick
gehalten werden.
Zum anderen ist s. f. g. gnediges begern,
das ihr in euern kirchen mit allem vleisse den
catechesum sollet predigen lassen; dan er ist ein

fundement, daruff alle preidigen der cristlichen
lere gegrundt sein.
Zum dritten begert s. f. g. gutlich, wollet
alle fritage in der kirchen nach der predige de
deutsche litanei singen lassen.
Zum verden ist s. f. g. begerden, wollet alle
mitwochen deudsch te deum laudamus nach der
predigte singen lassen mit andacht.
Zum funften begert s. f. g. gnedichlich, wollet
alle hillige abent den schulern de vesper zu latin
unde dudsch singen lassen, damit de jugendt in
beiden sprochen moge aufferzogen unde geubet
werden.
Zum sechsten, damit solcher gotsdenst mit
dester grossem andacht moge celebriert unde ge-
handelt werden, sollen von einem erbarn rathe
offentlich vorbotten, so lange solcher gotsdienst in
der kirchen wheret, allerlei kaufenschaft unde
handtieringe auf dem markete, keine zecherie in
wein oder berhuseren gestatet noch zugelassen und
de solches mutwillich ubertreten, ernstlich darumb
gestraft werden.
Zum siebenden hat s. f. g. ein sondern guts
gefallen, das in euer stat so eine fine kinder-
schule ist aufgericht werden. Damit nu de schule
erhalten, de knaben in zucht, gottesfrucht unde
ehrlichen kunst mogen zunemen unde uffertzogen
werden, ist s. f. g. gnediges vormanen, ir wollet
de schulendener mit zimlicher besoldunge vor-
sorgen, auch etliche vorstendige burger darzu vor-
ordenen, de neben euerm secretarien unde predi-
canten alle vierzehen tage ein mal de schulen
visiteren mogen unde vlissich acht haben, das de
schuler in zucht, guten kunsten unde gotsfrucht
megen zunemen unde uffertzogen werden, den es
ist viel daran gelegen, das de jugent wol uff-
ertzogen werde.
Zum achten sichts s. f. g. vor gut, nutzlich
unde noth an, das de evangelischen prediger mit
zimlicher besoldunge vorsehen sein sollen, de wol
leren unde ein erlich leben furen, auch das de
kirchen in baue erhalten werden unde de kirchove
nicht ganz unde gar erfallen mogen, darzu dan
euer erbar gunste als vorstendige ehrliche menner
wol darzu trachten werde.
Zum neunden, deweil etliche predicanten bei
euch vor hochgemelten unseren gnedigen herren
sint angegeben worden, szo ist sine f. g. begern,
ihr, als de furnemisten unde heupter dieser stadt,
wollet zeugnis geben von allen eueren predigern,
ihrer lere unde leben.
 
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