Das Stift Schwerin.
315
Item den scholegesellen mit der ganzen scholen
schall gegeven werden 2 mit 2 carspeln 1 M,
mit einem carspel, de temelikes vormogens sin,
6 ß, de armen 3 ß.
Item dem huesdener, wen er vorbadet tho
einem herenlike, so schall ehm gegeven werden
4 ß. Item de wachtschriver schall eigener person
vorbaden, darvor schall ehm gegeven werden 4 ß.
Item der selemanerschen vor dat vorbadent,
ock vor dat geld tho fordern und ein jedes an
sinen ort tho bringen und vor de laken hen und
wedder an sinen ort tho bringen, schall her ge-
geven werden, van einem groten like, dar alle caspel
to gahn, 5 ß, van gemeinen liken 4 ß, van armen
liken 2 ß. Den andern, dar dat lik nicht im
caspel ist, einer jeden 4 ß.
Item de dreger scholen sick bi einem vor-
nehmen like der processien entholden, jodoch
schall enen alsdenne wegen ehrer instrument und
inlatinge des likes in de kule, und to schetent
8 ß gegeven werden. Bi andern gemeinen liken
averst, dar de dreger dat lik dragen, schall enen
fri sin, in der processien mit tho sin, und schall
enen alsdenne vor ein groth lik 12 ß, und vor ein
kinderlik 6 ß gegeven werden, und scholen sie
nemande vorseggen, wan se gefordert werden,
dat lik tho dragen. Des scholen de dreger
solk geld dorch de olderlude und andere, so dar-
tho vorordent, in eine lade leggen, de olderlude
de lade in vorwahringe nehmen, und 2 uth der
companie de schlotel bi sick beholden, und den
armen in ehrer companie de hand darvan gereikt
werden. Darmit averst se dennoch alle semptlichen
ock etwas van dem dodengelde geneten mochten,
so schall enen to twen tiden im jahre jeder tidt 3
tunne beer tho vordrinken vorlovet sin. Wo se
sick daraver tho zechen vorsamblen und setten
wurden, scholen se van den weddehern gestrafet
werden.
Idt schal keinem bedelern vor der dohren wat
gegeven, sondern se alle dorch prachervaget
wechgedreven werden, und schallen dejennigen,
so in allen dreien caspeln luden laten, 3 taler,
de in twen kerken 2 taler, de in einer kerken
luden laten, 1 taler vor de armen der selmaner-
schen entrichten, welch gelt die selmanersche
den budelhern thostellen sollen, de es unter de
armen utdelen sollen. Wat aver ein jeder hiraver
in de gastheuser schicken edder sonsten uth-
delen wolde, solkes schall ime fri sin, und schall
solk geld dorch de selemanerschen gefordert und
den oeconomis thogestellet werden, und scholen
unsere weddehern bevehligt sin, so hirwider
handlen werden, ernstlich tho strafen.
Das Stift Schwerin.
Auch im Stift Schwerin — mit der Hauptstadt Bützow — fand die Reformation bald
Eingang. Vgl. oben S. 132.
Zur Geschichte des Stiftes und zur Einführung der Reformation vgl. Schnell, Kirchen-
ordnungen S. 15 ff.; Schildt, Das Bisthum in Jahrb. des Vereins für mecklenb. Gesch. 49,
S. 156, 160, 214, 249, 251, 253, 254 (hier wird namentlich geschildert, welche Schwierig-
keiten die herzoglichen Visitatoren in den Jahren 1544, 1548, 1553, 1557 und 1569 zu über-
winden hatten); Lisch in Jahrb. 16, 31 ff.
Die Visitation von 1553 wurde noch dadurch besonders erschwert, dass Herzog Ulrich
die Zuständigkeit der von Johann Albrecht geschickten Visitatoren bestritt. Diese, Aurifaber,
Ribling und Leupold baten daher Johann Albrecht, von der Visitation Abstand zu nehmen.
Die Antwort Johann Albrechts ist recht bemerkenswerth. Die langwierigen Verhandlungen
mit dem Capitel führten zu keiner eigentlichen Ordnung, sondern nur zu einer Aufzeichnung
der Domherren und Vikarien, Benefizien, Stifts- und Domkirchenhebungen, Pächte, Zehnten,
Zinsen und Altarlehen sowie zu dem „Bedenken, wie es mit dem Stift und Capitel zu
Schwerin zu ordnen, damit dasselbe bei seiner bisherigen Gerechtigkeit und Herrlichkeit ge-
lassen und doch die Gebrechen abgeschafft und zu Gottes ehre und Wohlfahrt der kirchen
dieser landt fruchtbarlich möge gewendet und erhalten werden, alles uf ein Rathschlag und
verbesserung der durchleuchtigen hochgeborenen fürsten und herrn, herrn Ulrichen herzogen
zu Mecklenburg u. s. w. und Postulaten des Stiftes Schwerin u. s. w., dazu der ganzen land-
schaft gefallen“. Dieses Stück ist mehrfach in zeitgenössischen Abschriften im Archive zu
40*
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Item den scholegesellen mit der ganzen scholen
schall gegeven werden 2 mit 2 carspeln 1 M,
mit einem carspel, de temelikes vormogens sin,
6 ß, de armen 3 ß.
Item dem huesdener, wen er vorbadet tho
einem herenlike, so schall ehm gegeven werden
4 ß. Item de wachtschriver schall eigener person
vorbaden, darvor schall ehm gegeven werden 4 ß.
Item der selemanerschen vor dat vorbadent,
ock vor dat geld tho fordern und ein jedes an
sinen ort tho bringen und vor de laken hen und
wedder an sinen ort tho bringen, schall her ge-
geven werden, van einem groten like, dar alle caspel
to gahn, 5 ß, van gemeinen liken 4 ß, van armen
liken 2 ß. Den andern, dar dat lik nicht im
caspel ist, einer jeden 4 ß.
Item de dreger scholen sick bi einem vor-
nehmen like der processien entholden, jodoch
schall enen alsdenne wegen ehrer instrument und
inlatinge des likes in de kule, und to schetent
8 ß gegeven werden. Bi andern gemeinen liken
averst, dar de dreger dat lik dragen, schall enen
fri sin, in der processien mit tho sin, und schall
enen alsdenne vor ein groth lik 12 ß, und vor ein
kinderlik 6 ß gegeven werden, und scholen sie
nemande vorseggen, wan se gefordert werden,
dat lik tho dragen. Des scholen de dreger
solk geld dorch de olderlude und andere, so dar-
tho vorordent, in eine lade leggen, de olderlude
de lade in vorwahringe nehmen, und 2 uth der
companie de schlotel bi sick beholden, und den
armen in ehrer companie de hand darvan gereikt
werden. Darmit averst se dennoch alle semptlichen
ock etwas van dem dodengelde geneten mochten,
so schall enen to twen tiden im jahre jeder tidt 3
tunne beer tho vordrinken vorlovet sin. Wo se
sick daraver tho zechen vorsamblen und setten
wurden, scholen se van den weddehern gestrafet
werden.
Idt schal keinem bedelern vor der dohren wat
gegeven, sondern se alle dorch prachervaget
wechgedreven werden, und schallen dejennigen,
so in allen dreien caspeln luden laten, 3 taler,
de in twen kerken 2 taler, de in einer kerken
luden laten, 1 taler vor de armen der selmaner-
schen entrichten, welch gelt die selmanersche
den budelhern thostellen sollen, de es unter de
armen utdelen sollen. Wat aver ein jeder hiraver
in de gastheuser schicken edder sonsten uth-
delen wolde, solkes schall ime fri sin, und schall
solk geld dorch de selemanerschen gefordert und
den oeconomis thogestellet werden, und scholen
unsere weddehern bevehligt sin, so hirwider
handlen werden, ernstlich tho strafen.
Das Stift Schwerin.
Auch im Stift Schwerin — mit der Hauptstadt Bützow — fand die Reformation bald
Eingang. Vgl. oben S. 132.
Zur Geschichte des Stiftes und zur Einführung der Reformation vgl. Schnell, Kirchen-
ordnungen S. 15 ff.; Schildt, Das Bisthum in Jahrb. des Vereins für mecklenb. Gesch. 49,
S. 156, 160, 214, 249, 251, 253, 254 (hier wird namentlich geschildert, welche Schwierig-
keiten die herzoglichen Visitatoren in den Jahren 1544, 1548, 1553, 1557 und 1569 zu über-
winden hatten); Lisch in Jahrb. 16, 31 ff.
Die Visitation von 1553 wurde noch dadurch besonders erschwert, dass Herzog Ulrich
die Zuständigkeit der von Johann Albrecht geschickten Visitatoren bestritt. Diese, Aurifaber,
Ribling und Leupold baten daher Johann Albrecht, von der Visitation Abstand zu nehmen.
Die Antwort Johann Albrechts ist recht bemerkenswerth. Die langwierigen Verhandlungen
mit dem Capitel führten zu keiner eigentlichen Ordnung, sondern nur zu einer Aufzeichnung
der Domherren und Vikarien, Benefizien, Stifts- und Domkirchenhebungen, Pächte, Zehnten,
Zinsen und Altarlehen sowie zu dem „Bedenken, wie es mit dem Stift und Capitel zu
Schwerin zu ordnen, damit dasselbe bei seiner bisherigen Gerechtigkeit und Herrlichkeit ge-
lassen und doch die Gebrechen abgeschafft und zu Gottes ehre und Wohlfahrt der kirchen
dieser landt fruchtbarlich möge gewendet und erhalten werden, alles uf ein Rathschlag und
verbesserung der durchleuchtigen hochgeborenen fürsten und herrn, herrn Ulrichen herzogen
zu Mecklenburg u. s. w. und Postulaten des Stiftes Schwerin u. s. w., dazu der ganzen land-
schaft gefallen“. Dieses Stück ist mehrfach in zeitgenössischen Abschriften im Archive zu
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