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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0352
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Die freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf.

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mit tidliker spise versorgende, uns, unse kindere,
gesinde, frunde und nabere, rike und arme möten ver-
vorgen mit der ewigen spise, alse ock Paulus secht mit
velen worden I. Cor. 9. Wat ere arbeit wert sin,
wert sik wol vindende in der bescreven ordeninge.
Veer edder vief losgengere van den prelaten
(godt bekere alle irrigen) hebben in etliken örden
mehr gehat, wen alle unse predicanten in disser
groten stadt werden krigende, worümme scholde
me denn den arbeideren nicht gunnen und ver-
sorgen redelike und ehrlike notroft to erem ehrliken
hüssholden, darvan Paulus scrift I. Tim. 3? Un-
ehrlik husholdent, nicht alleine erer personen
halven, sunder ok erer frauen und eres gesindes
halven schal bi uns nicht geleden werden.
In desser saken werden wi nicht handelende,
wo rik edder wo grote prelaten sulke predicanten
schölen sin, wente se werden doch noch hüss
edder hof van sülkem ampte hebbende, ick swige
des armen schattes. Wenn se afgaen, so mach
godt ere armen kindere und frauen versorgen, da-
rumme, dat he is ein vader der wedewen und
der weisen. Ick swige der prelaturen und ehren,
de se van des düvels side hebben. Godt wert
ere ehre wol vindende. Dit handele wi överst in
desser saken, dat se schölen arbeides genöch
krigen, alse de ordeninge wol wert utwisende,
dar geve en godt gnade to. Darumme schölen se
wedderümme mit ehrliker und notroftiger hus-
holdinge vorsorget sin.
Dar geve me mi to vorstendige borgere und
heren, de wol weten und utrekenen können, wat
hir sulk husholdent eines ieweliken kosten wil,
de wile se alles vor eren pennink köpen möten,
ick swige der kledinge und anderer utgaven unde
to velliger not edder krankheit, dat me sülk möge
scriftlik in eine bestentlike ordeninge bringen, to
nütte und salicheit desser guden stadt.
Ick bekenne frilick vor gade unde idermanne,
de wile ick bin hir ein geropen unde erwelet
ordinarius in desser saken, dat ick ock scholde
verordenen to tröste den wedewen und kindern der
vorstorvenen predicanten, welcke bi den tiden der
apostelen wol vorsorget wörden, alse id schinet
ut der epistolen tom Timotheo, und de vornuft ok
mede bringet. Overst de wile sik de hövetsake
so ganz swaer maket, dat id ok grote möje hefft,
recht to besorgende de predicanten, de im arbeide
sind des hilgen evangelii, so mot ick gade sülke
velle bevehlen, alse to voren gesecht, und dar neuen
framen christenen lüden. In dessem stücke wil
ick vor gade entschüldiget sin, he wet wol, dat
ick idt in desse ordeninge nicht bringen kan etc.
5.
Wat wi baven sülke besoldinge können van
güdern und gelde und milden giften edder almissen

to einen schatte to samende bringen, dat alle
mot kamen to der versorginge der rechten armen
in desser guden stadt, na wise in der ordeninge
bescreven.
Ein iewelik schal de sinen versorgen, dat
nicht dat gemeine güdt der christenen, welcke se
mit milder hand to samende bringen, besweret
werde, alse Paulus leret I. Tim. 5. He is anders
ein verlögent christen und erger wen ein heiden,
alse Paulus ock darsülvest secht. Item ein iewe-
lick, de idt vormach, is schüldich sinem armen ge-
sinde to helpende, siner früntschop, sinen be-
kanden armen, sinen naberen und andern, alse
Paulus den riken gebüt und bevehlet den pre-
dikern, dat se de riken dar tho vormanen schölen
und leren, dat se ehre gelt edder mammon nicht
laten sin ehren god I. Tim. 6. Id möt jo ver-
malediet gut sin, dat nicht weerd is, dat Christus
einen rock dar van scholde krigen, ick swige denn
mehr, wi möten id hir alle laten. Sülck höret
nicht in disse bescrevene ordeninge, sunder vele
lever in de predekie, wente de prediker sind
schüldich stedes to vormanende, nicht alleine de
riken sünder, ock de handwerkes lüde, den god
gelücke gift, dat se sick wohl erneren können mit
ehrem arbeide, dat se geven unde to hulpe kamen
den rechten notroftigen na vormöge, alse en got
gift und gegeven heft, alse Paulus leret Ephes. IV.
Dit könen ock unse predicanten deste driester ane
ergernisse dohn, dat nemand darf seggen, se pre-
diken in ehren büdel, wente alle man wert wetende,
dat de predicanten van sülkem gelde der armen
neinen pennink krigen, se schölen sik benögen
laten an ehrem redeliken bestemmeden solde to
ehrem ehrliken husholdende, also to vorn gesecht,
gelt prediker, de nicht dat evangelium und heil-
same lere prediken sünder sülke lere, de en to-
drecht, de wille wi nicht mehr hebben, wente
dat sint de gesellen, de uns hebben de vegevüres
missen gemaket und aflat vorkoft etc.
Overst baven dit alle sint denn vele armen
und rechte notroftige, der sick nemand annimpt,
undwere velichte ock etliken framen christen to
vele, wo wol se sülks gerne dohn wolden. Item
etlike arme sint ock so heimelik, dat me nicht wet,
wor se sint, ock sint se ehrer armöt und notroft
nicht bekand, dat sint wol de alder armesten
armen, mehr den de gemeinen bedelere. Vor
sülke rechte armen wert desse versorginge maket
werden, alse sint int erste de hüsarmen und hand-
werkes lüde unde arbeidere, de dat ehre nicht ver-
supen edder unnütte tobringen, sünder arbeiden
flitich, leven in allen ehren und redelicheit, und
hebben doch dar neven ungelücke, dat se witlike
nöt liden ane ehre schult. Item de dorch krank-
heit edder feil ehrer ledematen nichts vorwerven,
edder nicht genöch verwerven könen. Item
 
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