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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0354
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338

Die freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf.

welken willen nemand wet sunder alleine ut sinem
gotliken worde. Darumme möte wi io mit lief-
liker neringe sorgen vor de predikere, de also
vor unse selen mit geistliker spise sorgen. Dat
kan ock nein pawest edder concilium mit rechte
anders maken. Ja des pawestes lösgengere hebben
sulk gelt to sik getagen, dar van sulke christlike
ampte scholden geholden werden, und de rechten
prestere, dat sind de parnere und capellane, hebben
sick most mit villigen und vegevures missen und
anderer vervöringe behelpen, darumme heft me
ock des erdomes und des missbrukes des hilligen
sacramentes so vele gemaket. Judas moste gelt
hebben, scholde he ock Jesum vorraden. Unde
de lössgengere, alse de dömpapen, vören noch to
und beroveden und schindeden de parnere und
capelane und schölemeistere, dat se en mosten
geven van deme, wat se also mit erem arbeide
recht und unrecht verwürven, welk doch nicht
alleine wedder godt is, sonder ock wedder alle
billicheit und redelicheit.
Item dat me ock flitich de rechten armen ver-
sorge und also tom rechten gades denste trachte,
welken gades denst Christus tom jüngesten dage
werth bekennende, dat kan nein christene minsche
strafen. He wolde den aller redelicheit vergeten
hebben, und nein pawest edder concilium mach
dat anders maken.
Summa. Scholen, predikere und de armen
möten in desser guden stadt versorget sin.
Van den cerimonien överst und kerken denste
segge ick also. Unnütte cerimonien könen wi wol
entberen, de mit gades worde unde dem christenen
loven nicht könen bestahn, de wille wi nicht
hebben. Cerimonien, de nicht unchristlik sind,
denen vor dat gemeine volk, wen se to der pre-
dekie edder tom sacrament tosamende kamen, alse
verkündiget is im psalme. In conveniendo populos
in unum etc. Se denen ock up ein andere tidt
vor de iöget, de in de schole geit, latinisch to
singende unde to lesende ut gades worde, alse to
voren gesecht, dat se also van kindern an mit
spelgande der hilligen scrift gewanet werden.
Unse prestere darven nicht ceremonisten sin,
ane alleine, wen se den andern dar mede denen,
sünder se schölen mit dem predikampte unde mit
andern ernsten saken de noth der selen an-
drapende beladen sin, alse en Christus bevahlen
heft, und Paulus van den bischoppen und presteren
gescreven. De papen överst hebben sülkes vor-
keret, presterampte hebben se varen laten, und
hebben ceremonien, etlike kindesche, etlike godlose
wedder angenahmen. Idt moste alle schinen unde
gelt dregen, unde dar to mit lögenprediken köstel
stofferet sin. Got make idt beter dörch Jesum
Christum unsen leven herrn.
Sülke christlike unde frie cerimonien, de wi

unverbünden mit frier unde christliker con-
scientie holden könen, wille wie anstellen to frede
und einicheit, unde ock to nütte desser stadt, alse
gesecht, erst unde lest gade to den ehren.
Werdt överst ein fri christlik concilium in
sülken frien cerimonien wat anders eindrechtichlik
to frede unde einicheit der christen verordenen,
dat willen wi unde schölen ock gerne annehmen.
Wat överst wedder gades wort und wedder
de art des rechten christen loven is, dat schölen
christene lüde nicht annehmen, sünder verflöken,
wenn idt ock ein engel ut dem hemmele, dat doch
nicht mögelik is, wolde leren unde gebeden, alse
Paulus driestelik darf seggen Galath. 1. De un-
christliken und gelt cerimonien unde vele andere
unnödige dinge und godtlose kremerie in der
kerken, unde andere schinderie der papen, heft
de gemeine man und christlike herten na er-
kenter warheit nicht lenger könen gedülden, dar
to is de lögenpredike eine düvelische vervüringe
geweset.
Darümme mit sülken frien cerimonien, de
noch gebaden, noch verbaden sind, schölen wi
gerne wiken, gemeiner frien christliken ordeninge,
so etlike werdt im düdeschen lande angenamen.
Dat me överst wil harren up ein concilium,
dar wi erst van leren schölen, wo me döpen schal,
wo me dat sacrament geven unde nehmen schal,
wo me dat evangelium prediken schal unde hüche-
lie der phariseiere verdömen. Item wo me christ-
lik leven schal, dat is ganz vorgeves bi den rechten
christen, de salich gedenken to werdende.
Wente sülk alle is van ewicheit beslaten im
concilio der hilligen drevaldicheit, wo me idt in
der christenheit holden schal, unde is dörch Jesum
Christum sülvest in desser werlt utgespraken, und
uns bi unser selen salicheit bevalen, unde dörch
siner apostolen lere unde scrifte der ganzen werlt
apenbar gemaket.
Baven und wedder sülk ein concilium der hilligen
drevaldicheit, unde ernstliken bevehl Christi, unde
lere der utgesanden apostolen Christi, welke wi
noch klaer genöch bescreven hebben im nien
testamente, schölen eine hillige edder unhillige
lüde, neine düvele edder engle wat anders vor-
ordenen. Idt is van gade also verordenet, weme
idt nicht behaget, so he sich ock nicht mit gades
worde underwisen wil laten, de mach bliven ein
gotlose unchristene, wol kan em helpen? Wente
de vader scrivet baven Christo, unsem meistere
unde salichmakere. Dit is min leve söne, an
welkem ick hebbe ein wolgevallen, den schöle gi
horen. Unde godt spreckt im Deuteronomio van
Christo: Wol den propheten nicht horende werd,
wedder den wil ick mi sülvest wreken. Dar hebben
se io gades ordel wedder sick, de Christum nicht
horen willen edder sine ordeninge veranderen.
 
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