Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0357
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Kirchenordnung von 1531.

341

den rectoren, wen he wor mit siner cantorie wil
ein fest maken in den kerken, dat also de kindere
in der musica lüstich unde wol geövet werden,
dar ut se ock wackere und geschickede kindere
werden, andere künste to lerende. Wente de
musica is eine kunst van den frien künsten, de
me den kindern van iöget up fin und vaste wol
leren kan, unde de me tom besten ock wol brüken
kan, so wol alse andere künste. Wenn se överst
alleine leret werdt, und nicht andere kunst dar bi, so
maket se lössgengere und wilde lüde. Unsen
kinderen wille wi sülken missbruck verhindern
und laten se andere künste ock leren, gade to den
ehren etc.
2.
Im andern loco, dar inne de kindere sitten,
de negest den eersten edder ringesten sind, schal
me de grammatica na eines iewelicken verstande
wol öven, und se holden dar to, dat se io wol
unde rechte scriven leren, dat se sick wol wennen
to der orthographia.
Den sülvigen schal me hora prima exponeren
fabulas Esopi, bet halve wege to dren. Dar na
ein weinich se alleine laten sitten, velichte to
drinkende etc. Unde balde dar na schal me en
leren pedalogiam Mosellani, bet to veren, ane
dat me van sünte Simon Juden bet up Purifi-
cationis sülke tide und stunden na gelegentheit ver-
korten mot, alse to voren gesecht is. Wen se
genoch in der pedalogia geövet sind, so nehme
me mit en vor up desser aventstünde etlicke
nütlicke stücken ex colloquis Erasmi. Sülke
pedalogia edder colloquia kan me wol mit en des
anderen dages up desse aventstunde repeteren.
Wen se överst utgaen des avendes, to der vesper
to singende, so schal me en mitgeven einen sen-
tentiam poeticam, edder einen andern guden
spröke, dar ut se vernuftich und verstendich
werden, edder hövesche ervarenheit leren.
Des morgens van sessen bet halve wege achten
edder van Simonis et Jude bet up Purificationis
van sevenen bet to achten, schölen desse kinder
im andern loco sülvest wedder exponeren fabulas
Esopi, etlicke nomina und verba dar ut declineren,
unde orsake geven, worumme se so declineren.
Item wen se hebben geleret regulas con-
structionum, so schal me ock up desse stünde
van en vorderen to construerende.
Dar na late me se ein weinich alleine sitten,
velichte to etende. Balde dar na schal eine andere
lectie werden, alse na gescreven schal werden.
3.
Im drüdden loco schölen sin de kindere, de
to voren im andern loco wol geövet sind. Den
legge me vor Terentium hora prima, unde late en

ock dar van buten leren, wente se, alse de ge-
öveden , könen nu wol mehr verdragen, den de
vorigen kindere, doch schal me se nicht beswaren,
mehr wen se dragen könen. Overst wen se dar
inne wol geövet sind, so mach me en ock vor-
leggen etlicke van den ehrlikesten fabulen Plauti.
Dessen schal ock de rector sülvest eine nütlicke
lectie bedenken up de aventstünde.
Des morgens scholen se Terentium edder
Plautum exponeren sülvest, edder wat se to voren
gehöret hebben, unde dar ut io flitich baven alle
dinck de grammatica unde dat latin redent wol
öven, ock also dat de kindere nicht alleine latin
leren reden, sünder ock vernunftlick und verstent-
lick, welck en ock namals denet, wen se vor andern
lüden düdesch schölen reden, unde wen se up
den bref latinisch edder düdesch schölen scriven.
Van der negesten tidt schal na gescreven
werden.
4.
Im veerden loco schölen sin de kindere, de
im drüdden wol geövet sind. Den schal me ex-
poneren Virgilium Hora prima. Wenn se dar
inne geövet sind, ock Methamorphosin Ovidii.
In der aventstunde Officia Ciceronis edder familiares
epistolas Ciceronis.
Des morgens schal me Virgilium repeteren.
Und dat io de grammatica im swange blive, so
schal me van en ock so wol alse van den andern
vörderen constructiones unde declinationes, unde
wisen en de figuras orationis in dem autore. Van
der negesten tidt schal na gescreven werden, ane
dat me desse, wen se wol geövet sind in der
grammatica schal in der stunden vor middage ock
holden dar to, dat se metra leren maken.
5.
Im vefften loco schölen sin de iungen, de in
den vorigen locis wol geövet sind, de schal me
öven to der dialectica und rhetorica, ock en vor-
geven etlicke rudimenta mathematum. Dessen
schal me ock leren rudimenta grecarum literarum,
so me se nicht fürder bringen kan. Ock hebrei-
sche böckstave kennen leren.
Sünderge övestunde.
ln der stunde edder tidt vor middage bet to
negenen, edder van Simonis et Jude bet up puri-
ficationis na negenen (wente denn is id noch tidt
genoch, na negenen to singende) den schal me
over de ganze schole vor allen kinderen und
schöleren, ane de fibulisten, nicht anders dohn,
wen dat me se wol und stedes övet, na ehrer
gelegenheit, in der grammatica, alse erst in der
etymologia, dar na in der sintaxi, dar na in der
prosodia. Und dat me wedder anheve, wen sülks
ut is, dat se ok de regulen butene leren etc.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften