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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0358
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342

Die freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedort.

Epistolae.
Carmima.
Comediae.
De dar to düchtig sind, schölen alle weke
epistolen edder carmina in bringen, na erem vor-
stande, und schölen io alle dar to flitich geholden
werden, dat se latin reden, und de preceptores mit
en, so vele alse mögelick is. Item idt is ock ein gude
övinge, dat me se comedien spelen let edder etlike
nütte Colloquia Erasmi.
Wo överst de scholepersonen in de loca unde
stunden vordehlet mögen werden, dat schal dem
översten magistrato bevalen sin, de werd gelegen-
heit wol ansehn.
Morgensank und vespersank des werkeldages.
To negenen, edder van Simonis et Jude bet
up purificatio na negenen, schal ein iewelick peda-
gogus mit sinen caspelkindern gahn in sine kerke
und singen alse de ordeninge utwiset. Des geliken
ock des avendes to veeren, edder van Sünte Simon
Juden bet up purificatio halvewegen to veeren. Ut-
genamen de hilgenavende, wente up de hilgen-
avende schal de vespersank gescehen up wönlicke
stunden. De pedagogus schal de kindere ehrlick
bi paren de strate ane vahrlicheit entlanck voren
ut der scholen, und na dem sange ehrlick laten
ut der kerken in der oldern hüse gahn, so wol
des middages alse des avendes.
Middewekens övent und frist.
Des middewekens up alle benömede stunden
vor middage schal geschehn ein gemeine repetitio
in allen locis van eren gehörden lectien. Des
namiddages schölen de schölere vorlöf hebben,
alse dat se ock nicht darven vesper singen, so
könen de scholegesellen ein mael rowe hebben,
wat sünderges to studerende edder to badende etc.
Sülk is ock den kindern gut, dat se nicht over-
dratich to der lere werden, und deste frischer des
andern dages wedder hen an kamen. Doch dat
sülke tid noch mehr nütte si, schal me den iungen
materie up geven to makende epistolen edder
carmina, und de in der andern weken dar na
inbringende etc. Ock baven alle dinck se dar to
holden, dat se io latin reden, unde sick nicht ge-
wennen to kökenlatine, so fro alse mögelick is.
Sonnavendes lere unde frist.
Des sonnavendes den ganzen dach over, up
de benömeden scholestunden, bet to der vesper,
schal me en flitich leren verstahn den catechis-
mum, dat is christlicke underrichtinge der tein
gebot, des lovens, des vader unses, der sacra-
menten etc. Den vorstendigern iüngen överst
wat ut dem latinischen nien testamente, edder
etlicken lichten psalmen, edder proverbiis Salo-

monis, doch nicht swares na ehrem vorstande.
Matheum den evangelistam grammatice, twe episto-
las tom Timothoe, eine tom Tito, de eerste
Joannis etc.
Hilligedages avent unde kerksank werd in
der ordeninge der cerimonien bescreven werden.
Seven Scholegesellen.
Darümme is ock gedacht up de scholegesellen
edder scholepersonen, de sülken arbeit schölen ut-
richten. Unde wo wol mehr personen van nöden
weren, also dat me wol twe sengers in iewelicker
parkerke bedröfte, doch is id vor gut angesehn,
men sevene to hebbende, dat wi se deste beth
in der scholen to arbeide mögen bringen, unde
deste beth vor ehren arbeid unde kunstbrukinge
besolden. De cöster in der kerken schal de
psalme mit den kindern up einen chore edder up
einer siden singen. Dat andere alle kan de peda-
gogus edder kindermeister des caspels ane den
coster alleine mit den kindern wol utrichten.
De seven personen sind:
De rector edder overste magister.
De subrector edder undermeister.
De cantor.
Sünte Jacob.
De pedagoges edder Sünte Peter,
kindermeister to Sünte Egidies.
Der Domparre.
De overste magister edder rector, wo wol ge-
leret, mot sick doch nicht verdreten laten, mit
den kindern ringe dinck to övende, dat he nicht
gedenke, alse etlicke unwislick dohn, sine kunst
tobewisende, sünder vele lever den ungelerden
kindern to helpende. Wente upt erste werd me
mit dessen ungeleerden kindern alle classes edder
loca nicht könen anrichten, id mot överst doch
mit geleerden lüden werden angevangen, dat me
in einen halven iare sülk eine köstlike frucht der
scholen dat meiste part vor ogene sehe, to bete-
ringe und ehren desser guden stadt. Na desser
wise möten ock gesinnet sin und sick schicken to
den iungen de anderen scholegesellen edder schole-
personen, ein iewelick na sinem slage, dat se sick
nicht mit sünderger kunst bewisen, sünder arbeiden
flitich und trachten, wat den kinderen nütte si,
na dem willen des rectoris.
De cantor mot to unser leven frouwen singen,
alse de pedagogi in den andern kerken, ane
alleine, wen he in figurativis wil singen, in einer
anderen kerken, denne schal de wile de peda-
gogus ut der sulvigen kerken to unser leven
frowen singen. Overst de veer pedagogi schölen
ock in Marien raspele ummeschicht, na bevehle
des rectoris, de doden mit des cantoris kinderen
to grave bringen.
 
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