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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0402
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386

Die freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf.

Protokolle der Visitationen von 1578, 1581, 1584, 1587 sind auch in der Hamburger
Commerzbibliothek erhalten und von Finder, a, a. O. in seinen Schilderungen von den Zu-
ständen der Kirchen und Schulen in den Vierlanden 1550—1650 benutzt worden.
Im Archiv des Geistlichen Ministeriums Lübeck Tom. II, Bl. 619 ff. finden sich die
Akten der Visitationen von 1581, 1584, 1587 (hier wünschen die Visitatoren, dass wegen der vielen
Ehesachen „in den visitationibus jederzeit auch consistoria gehalten werden mügen“), 1590,
1593, 1596. Die Akten bieten für uns nichts. Die Visitatoren stellen die Mängel zusammen
und bitten die Senate um Abhilfe. Die Senate erliessen daher u. A. ein Mandat vom 31. Januar
1594, welches in Plakatform gedruckt und publizirt wurde. (Ein Original im St.-A. Lübeck,
Archiv des Geistl. Ministeriums, Tom. II, Bl. 72. Abdruck bei Klefeker, Samml. der Hamb.
Gesetze, 10, S.364.) Es enthält Strafbestimmungen gegen Fluchen, Schwören, Gotteslästerung,
Fastnacht, Sonntagsentheiligung, auch verschiedene rein weltliche Ordnungen, darunter aber
auch die Bestimmung, dass „die Freiräthe und Eheverlöbniss im dritten grade doch gleicher
linien seitwärts und nicht näher zugelassen werden sollen“. Ein Abdruck ist hier nicht am
Platz. Vgl. auch Kellinghusen, a. a. O. S. 313.
Kirchenbücher wurden 1632 angeordnet. Irrungen wegen der Kirchenstühle und deren
Vererblichkeit entstanden 1604 und 1647. Seit 1586 gab es Streitigkeiten über die Besetzung
der Pfarrstelle, die ursprünglich wohl dem Amtmann zu Bergedorf allein zugestanden hatte.
Vgl. die Akten im Archiv des Geistlichen Ministerium zu Lübeck. 1587 einigte man sich
dahin, dass der Amtmann vorschlagen, der Rath der gerade regierenden Stadt, in deren Zeit
die Vakanz fiel, bestätigen solle. 1597 hiess es: Der Amtmann vociert, der Rath ordinirt
(Kellinghusen, a. a. O. S. 351).
Zur Geschichte des Kirchenrechts in späterer Zeit vgl. Klefeker, a. a. O. 10, S. 432 ff.,
738 ff, Holm, a. a. O. S. 303.

75.
[Nach den Handschriften im St.-A. Hamburg,
Ordination der kercken tho Bargerdorp.
Von der kerckheren annehminge.
Dat, valsche errige lere und alle unorde-
nungh möge verhindert, unde de undersaten im
ampte Bargerdorppe mit dem waren, rechten unde
heilsamen worde gades recht versorget werden,
schall nehnn pastor angenehmen werden, he si
denne thovorn von unserem superintendenten tho1)
Hamburgk verhöret, unde tho dem pastorat ampte
genoichsam unde duchtig erkandt.
Na der verhöringe schall ein isslich pastor
vor dem hovetmanne tho Bargerdorpe unde den
schwaren eines itzlichen carspels samptlich an-
genahmen, und ock (so idt nödig sein wurde) wedder
verlövet werden.
So averst einer tho einem pastor angenahmen

1) I, 2 hat hier von anderer Hand am Rande:
Lübeck edder.

wurde, de vorhen nicht geordinieret, edder im pfar-
ampte nicht vorhen gebruket wehre, densulvigen
schall de pastor tho Bargerdorpe mit geburlichen und
dartho denstlichen caeremonien in seine kerken in-
stitueren und ordinieren, welkere form der institu-
tion ehme von dem superintendenten tho Hamburgk
schall angetöget werden, so vaken des nödig sein
wert.
Von der predige unde misse.
Ein isslicher pastor schall gades worth in
seinem rechten verstande treuelich und flitig pre-
digen , unde schall1) aller anderen fabulen unde
undenstlichen minschenleren gantz entholden.
Idt schal nene misse geholden werden,
idt seien denn communicanten, alse ein, twen, drie
edder meher, de dat sacrament entfangen willen.
De pastoren aber schollen dat volck stedes mit
flithe tho der communication vermanen.
1)) I, 2: statt „schall“: sick.

Kirchenordnung für Bergedorf 1544*).
Archiv der Kirche zu Bergedorf I. 1 und I. 2. Vgl. S. 385.]

*) Handschrift I. 2 hat folgende Überschrift: Dith navolgende is de ordeninge der kercken tho Barger-
dorppe sampt den andern 4 Kercken under demsulven ampte belegen anno Christi 1544ten van dem superinten-
denten tho Hamborch D. Johanni Epino upgerichtett.
 
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