Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0425
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Kirchenordnung von 1585.

409

Lasset uns beten.
Allmechtiger ewiger gott, himmlischer vater,
du hast selbst dem armen elenden menschlichen
geschlecht zu wolfahrt, trost und hülf das hoch-
wirdige predigampt deines heiligen wortes und
evangelii, von deinem geliebten sohn unserm herrn
Jesu Christo, verordnet und eingesetzt, und dabei
gnediglichen versprochen und zugesagt, dass, wer
da gleubt und getaufet wirt, selig sein solle.
Dieweil aber von wegen unser gar tief vorderbten
natur und sündlichen fleisches ganz beschwerlich
und geferlich sein wil, solchen so teuren und
werden schatz wider den anlauf des grimmigen
feindes ohne deinen gnedigen beistand und sonder-
liche hülfe unter uns zu behalten. So bitten wir
dich durch Christum unsern herrn herzlich, du
wollest uns mit deiner grundlosen gnad und barm-
herzigkeit in solchen nöten und anligen nicht ver-
lassen, sonder deine göttliche hand uber uns halten,
und sonderlich über diesen diener N., welchem
dein heiliges predig ampt, deines seligmachenden
worts, in dieser kirchen, itzt befohlen wirt, auf
dass dein so heilsamer, notwendiger und nutz-
licher befehl in deiner heiligen christenheit hie
auf erden, bis an der elenden welt ende, wider
alles wüten und feindselige anschlege des bösen
geistes, seinen fröligen vortgang haben, und wir
solches himlischen schatzes und trostes nimmer-
mehr beraubet werden mügen. Durch denselben
deinen lieben eingeborn sohn, unsern herren,
der mit dir und dem heiligen geiste lebet und
regieret, gleicher und warer gott in alle ewig-
keit, amen.
Zum dritten weiter reden.
Höret das evangelium, Johan. im 20. capitel.
Unser herr Jesus Christus sprach zu seinen
jüngern [folgt der Text].
Es können auch wol zugleich, nach gelegen-
heit der zeit, folgende wort des apostels Pauli
aus seiner epistel an Timotheum, nachbeschriebener
weise, dem volke fürgelesen werden.
So schreibet S. Paulus an Timotheum in der
ersten epistel am 3. capitel: Das ist [folgt der Text].
Also ermahnet S. Paulus die eltesten und
prediger der gemeine zu Epheso, Actor. 20: So
habet usw. [folgt der Text].

Zum vierdten.
Lasset uns hierauf herzlichen beten, und
sprechet mit mir also:
Ach gnediger gott, himlischer vater, der du
uns durch deinen heiligen apostel Paulum veter-
lichen vortröstet und zugesaget hast, dass es dir,
o himlischer herr und vater wol gefalle, durch die
törichte predigt des creuzes, alle, die daran
gleuben, selig zu machen. So bitten wir dich
nun, auf solche deine vorheissung ganz ernstlich,
Sehling , Kirchenordnungen. V.

und im rechten glauben von herzen, dass du diesen
deinen diener N., hie zu gegen, welchen du zu
diesem so seliglichen und hochwirdigen predig-
ampt berufen hast, mit deiner göttlichen gnaden
begaben, und deinen heiligen geist mildiglichen vor-
leihen wollest, dass er durch dessen kraft ge-
sterket, wider alle anfechtunge des teufels be-
stehen, und deine geliebte heerde, durch das blut
deines eingebohrnen sons unsers herrn Jesu
Christi, gar teuer erkauft und erworben, mit
deinem heilsamen worte, nach deinem göttlichen
wolgefallen, weiden müge, zu lob und preis deines
heiligen namens, und der ganzen christenheit be-
förderung, durch denselbigen deinen lieben sohn
Jesum Christum unsern herrn, amen.
Oder mag auch dieses gesprochen werden.
Barmherziger gott, himmlischer vater, du hast
durch den mund deines sons, unsers herrn Jesu
Christi, zu uns gesagt: Die erndte ist gross,
aber wenig sind der arbeiter, bittet den herrn der
erndte, dass er arbeiter in seine erndte sende.
Auf solchen deinen göttlichen befehl bitten wir
von herzen , du wollest diesen deinen diener N.
sampt uns, und allen, die zu deinem worte be-
rufen sind, deinen heiligen geist reichlich geben,
dass wir mit grossen haufen deine ware diener,
erkenner und bekenner sein, treu und fest bleiben
wider den teufel, welt und fleisch, auf dass dein
name geheiliget, dein reich gemehret, dein wille
vollbracht werde. Wollest auch dem leidigen
greuel des bapsts und Mahomets, sampt allen
andern rotten und secten, welche, deinen namen
lestern, dein reich zerstören, deinen willen wider-
streben, endlich steuren und ein ende machen.
Solch unser gebet (dieweil du es uns geheissen,
gelehret und vertröstet hast) wollest du gnediglich
erhören, wie wir festiglich gleuben und trauen.
Durch deinen lieben sohn, unsern herrn Jesum
Christum, der mit dir und dem heiligen geiste,
lebet und herrschet in ewigkeit, amen.
Solches alles zu erlanget, sprechet mit mir
das heilige vater unser, welches der superintendens
fein ordentlich und langsam, dem volke mit lauter
stimme fürsprechen sol.
Zum fünften.
Wenn das vater unser ausgebetet ist, sol sich
der superintendens für dem altar gegen das volk
mit dem angesichte wenden, und seine rechte
hand dem neuen prediger auf sein heupt legen
und sprechen:
Dieweil wir im namen gottes vorsamlet, und
gott den vater im namen Jesu Christi, unsers
heilandes und erlösers, angerufen und gebeten
haben, und gar nicht zweifeln, er habe, laut seiner
kreftigen zusage, uns gewisslichen mit gnaden er-
52
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften