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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0463
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Kirchenordnung von 1585.

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ihre kinder nicht lenger, wie leider bisher ge-
schehen, so unchristlicher weise wie das unvor-
nünftige vieh aufwachsen lassen. Denn solches
werden die eltern nimmermehr in alle ewigkeit
für gott, noch in ihrem gewissen vorantworten
können. Und wo die eltern sich hierin nicht
solten willig, sondern widersetzig erzeigen, wollen
wir ampts halben hiezu das unser zu thund nicht
vorgessen, so bald wir des erinnert werden.

Das siebende theil.
Von der kirchendisciplin.
Es ist unleugbar, dass ebenso weinig als die
weltliche regierung, auch die haushaltung und
schulen zunemen, bleiben, erhalten werden und
bestehen, und alles darinnen ordentlich, wol und
richtig zugehen könne, wo nicht eine notwendige
gebürliche censur, disciplin und strafe wider die
mutwillige und ungehorsame vorbrecher vor-
ordenet und gebrauchet wirt, wie davon auch die
heiden aus dem licht des natürlichen vorstandes
geschrieben haben, dass ein regiment nirgend zu
taug, welches den mutwilligen nicht vormag zu
steuren, und wo scham und furcht ist, sagen sie,
da ist auch zucht und ehre.
Und vielmehr hat es eine solche meinunge,
in dem heiligen grossen hause gottes mit dem
heiligen ministerio des heilsamen und allein selig-
machendes worts, und der heilwertigen sacra-
menten, dass ohne notwendige gute kirchenzucht
nach gottes worte angestellet und geführet, in der
kirche Christi nicht kan alles ordentlich, recht,
christlich und wol zugehen. Derhalben, weil gott
wil ein solches volk haben, das ihm willig dienen
solle im heiligen schmuck und zu guten werken,
dazu gott die seinen bereitet hat, dass sie darinnen
wandeln und dazu fleissig sein sollen, und er uns
nicht zur unreinigkeit, sondern zur heiligung be-
rufen, und von der hand unser feinde uns durch
Christum erlösen lassen, dass wir ihme hinwieder-
umb unser ganzes lebenlang in heiligkeit und ge-
rechtigkeit, so ihm gefellig ist, dienen sollen, und
derhalben das heiligthumb nicht für die hunde,
noch die perlen für die seue wil geschüttet noch
geworfen haben. Und wer dem evangelio un-
wirdiglich wandelt, ob er sich gleich für einen
bruder schelden lesset, dennoch, wenn er mit
groben scheinbaren lastern und sünden, öffent-
liche ergernisse anrichtet, aus der gemeine zu
thun, und mit einem solchen zu essen und trinken
ernstiglich vorboten ist. Als erkennen wir uns
für gott, wegen unsers befohlen ampts, und tragen-
der regierung schüldig zu sein, mit högsten ernst
und christlichem eifer daran zu sein, und dahin

zu trachten, dass solche sünde, böse ubelthaten,
ergerniss und öffentliche schande, dadurch der
heilige name gottes vorlestert, das heilige evan-
gelium geschmehet, in den gleubigen der heilige
geist betrübet, und zu böser folge anleitung ge-
geben, auch gottes ernster und scharfer zorn, un-
gnad und strafen gewisslichen erreget und auf-
gemanet werden, so viel uns immer müglich,
vorhütet, gesperret und fürkommen werden mögen,
und wollen demnach dem unwandelbarem ernstem
befehl gottes zufolge hiegegen nicht alleine unser,
als der weltlichen obrigkeit, sondern auch die von
gott vorordente kirchenstrafe und disciplin wider
solche misshandelungen gebrauchen, und hiemit vor-
ordenet haben.
Wir heissen aber christliche disciplin oder
kirchenstrafe nicht, was ein prediger aus seinem
eigen fürnemen und affecten oder hitzigen ver-
bitterten gemüte wider seine pfarrkinder für-
nimpt. Denn der heilige geist hat dessfals uber
die gemeine zu herrschen vorboten. Sondern mit
der kirchendisciplin und strafe verstehen wir, was
gott in seinem heiligen göttlichem worte wider die
freventliche, mutwillige, ungehorsame vorechter
und vorbrecher, mit den schlüsseln des himmel-
reiches fürzunemen, in hellen klaren sprüchen
und exempeln der schrift befohlen und für-
geschrieben hat nach dem spruch Christi: Wie mein
vater mich gesand hat, also sende ich euch auch.
Auf dass nicht der prediger hierin alleine, sondern
gott selbst durch ihn solches alles handele, vor-
müge der wort Christi: Ihr seit nicht, die da
reden, sondern der geist meines vaters redet durch
euch. Und wie Paulus schreibet: Ihr suchet, das
ihr einmal gewar werdet, des, der in mir redet,
nemlich Christus. Darumb hat Christus seinem
heiligen ministerio und kirchen nicht alleine den
löseschlüssel, den bussfertigen ihre sünde zu ver-
geben , mit der zusage, was ihr auf erden löset,
sol auch im himmel loss sein, und welchen ihr
die sünde vorgebet, denen sein sie vorgeben, be-
fohlen, Matth. 16, Johan. 20.
Sondern hat zugleich auch den bindeschlüssel
und macht, nach seinem befehl, den gottlosen
und unbussfertigen ihre sünde zu behalten und
zu binden vorordenet, hie auf erden seinen predi-
gern gegeben und zu brauchen befohlen, mit einer
gleichen kreftigen vorheissung : Was ihr auf erden
binden werdet, sol auch im himmel gebunden sein,
und welchen ihr die sünde behaltet, denen sein
sie behalten. Und ist derhalben einerlei meinunge,
wenn man sagt, in den bann thun, sünde binden,
sünde behalten, oder dem satan ubergeben, zum
vorderben des fleisches, wie Paulus redet.
Und des hat die schrift klerliche sprüche
und exempel, als da Christus das wehe uber
Corazim, Bethsaida, auch phariseer und schrift-
 
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