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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0469
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Kirchenordnung von 1585.

453

gott gnedig sein. Oder den 51.: Erbarm dich
meiner, o herre gott.
Darnach spricht der pastor den büssenden
sünder an, wie folget:
N. du bekennest, dass du habest N. (da sol
man die sünde öffentlich nennen, umb deren willen
er öffentliche busse thut und absolviret sol werden)
begangen, und mit dieser und andern deinen
sünden und beharrliger unbussfertigkeit gott den
allmechtigen höchligen erzörnet, die christliche
gemeine sehr geergert, und dein gewissen jamer-
lig beschweret hast?
Antwert: Ja.
Ist dir solches alles von herzen leid?
Antwert: Ja.
Begerestu solcher aller deiner begangener
ubertretunge vergebunge von gott dem allmechtigen,
umb Christi willen, und dazu die öffentliche ab-
solution von mir, als einem diener Christi an
gottes stat?
Antwert: Ja.
Bittestu die christliche gemeine, die du ge-
ergert hast, umb Christi willen solches alles dir
zu verzeihen ?
Antwert: Ja.
Gelobestu gotte und der kirchen, dass du
wollest hinfurt für solche und dergleichen sünden
und ergernissen dich fleissig hüten, und dein
leben christlich bessern und führen?
Antwert: Ja.
Hierauf spreche der pastor zu dem büssen-
den sünder wie folget:
N., lieber bruder (oder schwester) im herrn
Christo, dieweil du das leid und schmerzen deines
herzens, und deine begangene missethat, sampt
allem daraus erfolgeten ergerniss, hiemit für gott
und seiner heiligen gemeine, in deiner herzlichen
busse öffentlichen bezeugest, und wir hieraus er-
kennen deine demut, und dass dein schwerer
fall, sünde und ergerniss, dich herzlich reuet, und
von gotte gnade begerest, und gott der barm-
herziger vater uns durch Jesum Christum unsern
heiland im heiligen evangelio veterlichen und gnedig-
lichen hat zugesagt. Wo zween oder dreie mit ein-
andern sein zusammen kommen, und eins werden
auf erden, was sie bitten wollen, das sol ihnen
gegeben werden von gott dem vater im himmel,
und zu dem gnediglichen zugesaget: Was nach
seinem befehl auf erden gelöset wirt, auch im
himmel solle loss sein. Also spreche ich hierauf,
als ein vorordenter diener Jesu Christi, an gottes
stat und von seinent wegen zu dir: Sei getrost mein
son (oder tochter), deine sünde sind dir vor-
geben. Auch nemen wir dich wiederumb an zu
einem geliede des geistlichen leibs Christi, welche
ist die gemeine seiner heiligen und gleubigen,
von welchem leibe du dich selbst, durch deine

laster, schand, sünd und ergernisse abgerissen
hattest, dass du demselbigen hiemit nun widerumb
einvorleibet sein sollest, im namen gottes des
vaters, und des sons, und des heiligen geistes.
Amen.
Darnach redet der pastor das volck also an:
Ich vormane euch, lieben christen alle, dass ihr
gott dem allmechtigen für diese hohe wolthat von
herzen mit mir dancken sollet, dass er in seinem
heiligen predigampt, in dieses unsers nun wieder-
umb mitbruders (oder mitschwestern) herze kreftig
gewesen, und ware rechtschaffene busse gewirket
hat, und sollet auch fleissig für ihm zu gott bitten,
dass er denselbigen in solcher bussfertigkeit wolle
gnediglichen und bestendiglichen erhalten, und
dieweil der herr Christus, unser heiland, selbst
spricht, Luc. 15, dass im himmel für den engeln
gottes freude sei über einen sünder, der busse
thut, euch auch aus christlicher liebe uber dieses
bekerten sünders busse herzlichen erfreuen.
Ich wil auch euch alle an Jesu Christi stat
ermanet und auferlegt haben, ihm seine ge-
gebene ergernisse also von herzen zu vorgeben,
und für einen bruder (oder schwester) hin-
wiederumb zu halten, dass ihr ihme solche seinen
harten, schweren fall zu keiner zeit nicht auf-
rücken, sondern genzlichen vorgessen, todt und
abesein lassen sollet, und euch alle an ihm lernen
spiegelen und erkennen, dass niemand sei, welchen
der sathan nicht eben so wol, als an diesem ge-
schehen ist, überforteilen, und zu falle bringen
könte, wo gott nicht mit sondern gnaden und
schutz euch dafür hütete, und derhalben nach
dem spruche des apostels euch sollet wol für-
sehen, dass, wer da stehet, fleissig seiner in acht
habe, und in sorgen stehe, dass er nicht falle.
Und dass solches liederlich geschehen könne, be-
zeuget die historia Adam, Evae, Davidis, Petri
und ander grosser heiligen mehr. Darumb er-
zeiget diesem wiederbrachten bruder(oder schwester)
barmherzigkeit und christliche liebe. Und dich,
mein lieber bruder (oder schwester) in Christo,
ermane ich, dass du hinfurt eines christlichen
lebendes dich befleissigest, und gott teglichen mit
ernste anrufest, dass er durch den heiligen geist
in seinem gehorsam und furcht dich erhalte, und
du also deine vorpflichtunge, welche du gott allhie
für der gemeine itzt gethan und widerholet hast,
treulich halten mügest; das wünschen wir alle
dir von gott dem vater, durch Christum, mit hülfe
und beistand des heiligen geistes von herzen.
Und hierauf sol der pastor die ganze gemeine
heissen auf ihre knie fallen, und samptlichen mit
andechtigen herzen abermals neben ihm beten:
Unser vater, der du bist im himmel, etc.
Wenn diss nun also vorrichtet, so sol die
communio mit gewöntlichen ceremonien an-
 
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