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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0484
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468

Das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln.

list de absolution1). Alss den singet men einen
psalmum vor dem Introitu de dominica edder
trinitate edder de Spiritu sancto vel pasche, edder
wat der schrift nicht tho weddern ist. Kyrie
eleison in latinisch edder dudesch, Gloria in ex-
celsis, Allein gott in der höge si ehr, mit der
collecta, so wende sick de prester thom volcke,
und singe de epistolam. Na der epistel na der
gelegenheit der tidt und des festes singet de
magister de sequenten edder einen dudeschen
psalm uth dem sanck-bocke, so kehret sick de
prester tho dem volke, und singet dat evangelium.
Finito evangelio singe de magister mit dem chore:
Wi geloven etc., underdes sticht de predicante
up den predigstole, und schall thom ersten dat
volk vormahnen tho vlitiger anropinge der hulpe
gades, darna den text, den he düden will, dem
volcke vorlesen, thom latesten schrifftlich uth-
leggen, und aver eine stunde den sermon nicht
vortheen. De prediger schall bi der warheit bliven,
und schall ock na Iahten alle bitterheit und scheldt-
worde, ock nemand bi nahmen strafen, sunder
alle gebrecke, laster, wockern, ehebreckerie, horerie,
intgemein strafen, ock nicht vel up papisten
schelden, allene wenn idt de grote noth fordert.
Wen nu de sermon geendiget ist, schall de prediger
avermahl dat volk vormahnen thom gebede und
tho hörende den catechismum, alse de kleine
catechismus leret, dem volke schlicht vöhr-
seggen, und flitich bidden vor unsen gnedigen
fursten und herrn, alle predicanten und alle noth-
saken.
Im affstigende van dem predigstole singet de
magister einen psalm, so kehret sick de prester
darna umme tho den communicanten und dem
ganzen volcke, und list lude de vermaninge:
Mine allerlevesten etc. Isset averst ein hoch fest,
denne singet de prester de praefation latine,
dar neue schöler sin, düdesch, mit dem sanctus.
Wenn idt ferner neen hochfest is, hevet de prester
na der vormaninge an mit einem schlichten tono
tho singende dat vader unse, dar na dat avendt-
mal unse here Jesus Christus etc. Na des hevet
de magister an: O lamb gottes unschuldig, und
Jesus Christus unser heilandt, edder Gott si ge-
lavet etc., midlerwile scholen de communicanten
berichtet werden. Hirbi schall men weten, dat
men de communicanten na dem uthdrucklichen
bevehle des heren Christi, alse under beiderlei
gestalt, des lives und blodes Jesu Christi com-
municeren schall, unde nicht na pavstlicher in-
settinge. Post communionem singe de prester de
collecta. Darna kehre he sick umme, und geve

1) Hier hat die Handschrift VIII, 65 eine An-
merkung: „Nb. dat Confiteor mit des costers absolution
ist gefallen.“

den segen: De here segni di etc. alse numeri 6to
geschreven steit.
Ein ieder pastor edder predicante si ver-
mahnet, dat he nemandt thom hochwerdigen
sacramente tho late, se hebben den thovorne ehre
sünde vor ehme in sunderheit erkandt und hebben
sich ock erkleret, wat condition se sin, wes
handels, effte se ock stan in hadt, nidt, edder in
apentlicken lasteren und sunden liggen.
Nicht wert hiemit gemeinet, dat men dem
bichtiger edder bichtkinde wolde up den hals
drengen, dat idt aller begangenen sunde alse noth-
wendig erteilen scholde, gelick de pawst de con-
scientien geenstiget und gequelet hefft, und dat
sulvige alles wedder de hillige götlicke schrift.
Jedoch schölen sick prediger des bichtkindes
geloven mit allem flite und ernste befragen. Wider
scholen de predigere ehre bichtkinder lehren und
trosten, und desulvigen leeflick handelen, und mit
den bedröveden und thoschlagenen1) frundtlick
umme gahn.
Idt wert ock mennig unverstendig minsche
gefunden, de mit böser conscientz thom sacra-
mente geith, und bedecket edder vörschwicht, ja
verlögnet sin böse levendt, und schmücket sick
mit dem hochwerdigem sacramente. Darumme is
hochnödig, dat de bichtvader, edder predicante,
vörsichtig und wisslick darmit umme gahe, up dat
he jo buwe und betere, und nicht thobrecke edder
vorderve.
Idt schölen nicht tho gelaten werden apent-
licke ehebreker, nene de in horerie buten dem
ehestande leven, dohtschlägers und de in apent-
licken andern graven sunden leven; idt sie den
dat se sick beteren, wo nich scholen se in den
banne geholden werden.
Ferner schölen nicht tho gelaten werden blot-
schenders, so jemandt sin egen blot schendet, ock
nene apentlicke horen-jegers, de ane allen schuwe
fruwen, jungfruwen, wedewen, eine nahe der ander
schenden.
Lestlick so scholen ock nene fruwen, de ehre
kinder dorch versümenisse im schlape geschmürtet
edder dodt gelegen hebben, tho gelaten werden.
De wile averst de hemmel edder der gnaden-
doer nenem bothfertigem sunder vorschlaten wert,
als schall ein minsche, de sick mit den schwaren
utwendigen sunden des dothschlages beladen, und
sick in der hellen angst gestörtet hefft, und sick
wedder umme tho gade mit hertgründtlickem ernste
bekehren will, vorerst der hogen avericheit und
namals des entliveden minschen frundtschop na
gewanheit weltlicker rechte befredigen, sick dar-
mit vordragen, und dat blot stillen, und denne

1) Hier fehlt das in den anderen Handschriften
stehende Wort: „herten“.
 
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