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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0485
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Hadelner Kirchenordnung von 1526.

469

apentlicke bichte und bote dohn, nademmahle
he apentlick gesundiget hefft.
Gelicker wise schall ock ein apentlicker blot-
schender und ehebreker, dar se sick van herten
begeren tho bekeren, vor erst siner geborlicken
avericheit lickmetige strafe uthstan, und ock apent-
licke bichte und bohte dohn; sintemahl de sunde,
darmit de gemente van ehn geergert, apentlick
und jedermanne kundtbar; namals darup de ab-
solution horen, unde tho mehrer bekreftigung
der begangenen missethat vorgevinge dat hoch-
werdige sacramente entfangen, welches up na
folgende wise geschehen schall.
De pastor edder predicante des ordes, dar
sodane grave uthwendige sunde van sinem par-
kinde begangen, schall densulvigen mit flite vor-
hören , vermahnen, leren und trösten, und
wenn dat geschehen, ehn alsden mit schriften
senden tho dem seniore superintendenten, dat he
also vam seniore absolvert werde, und wen he
also absolvert, schall de senior ihme ein ge-
tuchenisse siner absolution tho sinem pastoren
gudtlick mitdehlen, darup schall de pastor dem
gantzen volcke sine beteringe, bote und absolu-
tion vorkundigen1).
In nener kercken schall men apentlicke misse
don edder holden, wenn neue communicanten vor-
handen; idt wert woll tho gelaten, dat de prester up
den sontag dat missgewandt anthee und singe da-
rinne2) de epistolam, dat evangelium und wi geloven
etc. up dat de jenne, so van ferne herkamen, nicht
möchten averilet werden, sundern sick tho bekennen,
und ehre bichte tho donde tidt hebben mögen,
Up den sonavent, als up den sabbath, schall
de pastor, edder so he behindert worde3), einer
van den predicanten in dem blecke Otterndorpe
tho twen schlegen vor de communicanten edder
confitenten eine korte vormahnunge van dem
hilligen sacramente tho donde, wat men darinne
vernehmen schall, wo men dartho gahn schall, edder
wat nüttigkeit men daruth nimbt und hefft, up
dat eintfoldigste schlicht und recht, umme denn

1) Unsere Handschrift macht hierzu folgende An-
merkung: „Nb. De gebruk der apenen bichte mitt breve
tho senden, ist gefallen, wert nu also geholden wo
folget: liss van dem Nb. in tab. praecedenti.“ [Dieses
Zeichen steht hinter „geschehen“] und giebt folgenden
neuen Text: . . . leren und trosten, und wen dat ge-
schehen, van der cantzel in publicis precibus vohr en
bidden darna vor dem altare de apentlicke absolution
aver ehne sprecken, wo de herna beschreven tho ende
diesser kerckenordeninge.“ Handschrift VIII, 62 hat
nur den neuen Text.
2) Es fehlt „den Introitum“ im Gegensatze zu den
anderen Handschriften.
3) Andere Handschriften lesen noch: „und nicht
kamen konde“.

simpelen und unverstendigen recht tho underwisen
und lehren, tho kamende vor de handt tho sin
verordenen1).
Van dem banne.
De bann is nicht anders, denn de beste artzte2)
in der kerken, den sunden, de im rechten schwange,
insunderheit den rechten grauen wrevendtlicken
dothschlägern, meenedern, wökeneren und andern
lasteren tho wehrende, darumme ock billig in dissen
tiden daraver tho holdende. Derowegen schölen
alle pastores und praedicanten dat gemene volck
mit flitigem vormanende anholden tho der bohte
mit christlicker lehre und straffe; und offte idt
bi etlichen in vorachting gestellet wurde, schölen
de vorachters mit thodoent und willen des erbaren
greven, van wegen unsers F. G. und heren,
dorch den rechtschapenen christlicken bann van
der gemene affgeschen, und uth der gemeene
geholden werden, und aller geselschop, allen eren
stande sick gentzlick tho endtschlan und endt-
holden, beth dat se sick dorch bothe bekehren;
undt de unbekehreden, de sick nicht beteren und
bekehren, schall men vor vorbande, vordomede
unde mottwillige sünder achten und holden, und
dar se also sterven, schall nen prediger effte
deener tho erer begreffenisse gesehen werden, mit
keinem lüdende, christlicken gesengen, und in
summa mit gar keinen christlicken ceremonien
begraven werden. De uthwendige und lifflicke
strafe bi ihrem levende steit tho ermetiginge der
hogen avericheit.
Wo men döpen schall.
De döpe iss nichts anders, den ein vorsege-
linge der dinge, de wi von Christo gelöven, ein
vorbundt twischen gade und uns in Christo up-
gerichtet, welcker befestiget den geloven, töget
uns an de bohte, und fordert ein christlich levendt
van uns. De kinder schall men döpen in düde-
scher spracke, und in gewahnlicken doepstenern,
so in den kercken befunden werden, se endtblöten
an hövede, und dremahl mit water avergeten.
Bi wintertiden schall de coster warm water
in ein becken hebben, und setten dat in den
döpesteen. Wente de döpe is thom heil und nicht
thom vorderve, und fragen, effte dat kindt im
huse gedofft si. Wente de prediger schall sick
nicht understan, dat kindt wedderumme tho
dopende, denn wi hebben men eine döpe, ad
Eph. 4.
Is dat kind im huse gedoft, so schall de
prester dat ummestahende volck und de gefaddern
mit eintfoldigen und korten worden lehren van
1) Dieser Absatz ist in VIII, 62 etwas kürzer.
2) Andere Handschriften lesen: „arstedie“.
 
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