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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0487
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Hadelner Kirchenordnung von 1526.

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nicht uplegt, dat he uns vorderven wil, vell mehr,
dat he uns dar dorch thor bote reitze, wen he uns
also tho siner und unser erkentenisse gebracht
hefft, und van uns ingeropen wert, dat he uns
mit sinen güdern erfullen möge. Werne gott leff
hefft, den straffet he, und hefft ein wolgefallen
an ehme, alse ein vader an sinem leven sohne.
Proverb. 3.
De överst das evangelium in ehrem levende
und gesunden dagen vorachtet, und ehr levendt in
sunden und schanden tho gebracht hebben, und vör-
henne in velen jahren dat sacramente nicht be-
gehret, in deme dat se sick nicht bekehren und
apentlicke beteringe anlaven, schall men ehnen
ehr begehr klarlich affschnieden und weigern, und
ehnen dat hochwerdige sacrament nicht reken.
De hierjegen Christum bekennen und ehre
böse levendt beklagen, und dat hochwerdige saera-
ment begehren, denen schal men idt nicht weigern,
den de dener kann nicht wieder richten, denn na
dem worde und des kranken bekenntnisse.
Van begreffnisse der doden.
De begreffnisse der doden iss ock ein werck
der barmhertigheit, darumme schall ein prediger
mit dem magister, und wor schöler sind, dat flitig
helpen verrichten.
Wenn den ein christlich minsche gestorven
iss, und schall begraven werden, magh men de
klocken lüden, und de magister schall singen und
vorhenne gah: Midden wie im levende sin etc.
edder: Ut deper nodt schrie ick tho di etc. edder
einen andern psalm.
De prediger averst schall bi dem grave eine
eine vermaninge dohn, den levendigen und nicht
den doden tho troste, wente wi christen schölen
uns nicht bedröven, alse de heiden, de nenen
höpen hebben.
De överst dat evangelium tho hörende ver-
achtet hebben und dat hochwerdige sacrament,
vornemlich wedderdöpers, de schölen ahne klocken-
luident, und ane jenige christliche ceremonien,
ock in affwesende der predicanten kenne gegraven
werden.
Wo men de bademömen underwisen
schall.
Bademömen, de moth men hebben, averst dat
flitige upsehent schall darbi sin, dat se ehrlich,
gottfruchtig und fram sien.
De prediger schölen de fruwen underrichten
und lehren, int erste, wo se mit swangeren fruwen,
darna mit der frucht umme gahn schölen.
Wenn de tidt der gebort antrit, schölen se
de schwangern fruwens trösten, und thor danck-

segginge vormahnen, dewile gott allen fruwen
solcke gnade nicht gifft, so is gott ock sulvest
darbi in stede der bademömen, 2. Marc. 7.
Nu is idt ock gewisse, dat gott in sulcken
noden helpen will, so fern als men en anropt.
Dat de wehedage der gebort ein crütze edder
lident ist, welches gott1) upgelecht hefft, Genes. 3,
und si dennoch ein crütze, dat in grote freude
schall verwandelt werden.
Dar se ock der gebort halven in vaer unde
noht quemen, dat se düldich sin und sick gade
befehlen mit allen christen, de dat crtüz dragen
möten.
Mit der frucht schölen se also umme gan,
dat se de kinder, so im moder-live dodt sin, gade
befehlen, und des gewisse sin, dat se mit der
frucht, de dar dodt edder noch ungebahren iss,
nicht mehr tho doende hebben, denn dat de fruwen
darvan mögen erlöset werden.
De fruchte averst, de noch levet, doch dem
dode nicht with is, umme schwachheit der ge-
bordt, wo de nicht gantz und gar gebahren is, so
schölen se de nicht döpen, wente idt kann nicht
wedder gebahren werden, dat vorhenne nicht ge-
bahren is. Darümme schölen se sölcke kinder
gade befehlen mit dem gebede. Wo idt sick
denne jo thodröge, dat ein kindt also ahne döpe
verstörve, schall men umme des willen an siner
saligheit nicht twivelen, se mögen ock so ein ver-
storven kindt mit dessem edder des gelikem ge-
bede gade befehlen:
Here Jesu Christe, de du ein wolgefall heffst
an den kindern, de tho di gebracht werden, und
se gerne thom ewigen levende annimbst, de du
ock gesecht heffst: Latet de kinder tho mi kamen;
na dinen worden so bringe wi vor di dith kindt,
alse tho unserm salichmaker, nicht dat wi idt up
unsen armen hebben, sundern dorch unse innige
gebedt, dardorch wi ock van di vohrderen, du
willest dat kindt annehmen, und diner vorlösunge,
so du uns an den galgen des crützes erworven,
ewiglich laten befahlen sin, amen.
De schwangere frouwen, dewile se gahn, schölen
sick und de fruchte mit dem herten sambt mit
ehrem manne gade offte befehlen, dorch folgende
und der gelicken worden:
Wi dancken di, und bidden di, here Jesu Christe,
allmechtige gott, vor dine gnedige benediinge, du
wollest di disse frucht ewich laten bevahlen sin.
Wente du heffst bevhalen, dat men de kinder
vor di bringen schöle, so bringe wi ock vor di
disse frucht mit unserem gebede. Darumme
willestu de annehmen, und de frucht dines blodes
mede dehlen, in ewigheit, amen.
Sodane kinder, de also na ehrer gelegenheit

1) Andere Handschriften lesen noch: „den fruwen“
 
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