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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0488
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472

Das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln.

dem heren Christo na sinen eigenen worden
vorgeholden werden, wen se schon in moderlive
sterven, so sindt se doch so weinig tho vor-
dömende, also de, der men en ere saligheit gewiss-
lich hefft tho vorhapende, also ock de kinder
under den jöden, welcke vor dem achten dage
störven, ehr se könden beschneden werden, edder
in der wostenie under Mosen storven, darumme
nicht vordömet sint geholden worden.
Jedoch1) dat de kinderlen, so ungedofft, still-
swigent, ane luiddent und gesenge up dem
kerckhave begraven werden scholen, umme be-
sunder orsake willen, etc.
So möten ock de kinder-beddeschen weten, dat
se nicht in der gewalt des düvels sin, alse vor-
hen dorch den unverstandt gemeenet, wenn ock
schon eine frow swarer hefft denn ein ander.
Wente de düvel geit mit sulcken umme, dat he
de fruwen in erer esschinge vordraten maken
magh, und unangenem maken will, dar se doch
gotte am allermeisten gefallen, 1. Timoth. 2.
Ock schölen alle fruwen weten, offte se wol van
dem gesette Moise fri sindt, so schölen se den-
noch na gewanheit und guder policei und
erlicher tucht in ehren huesern bliven, ofte se
schon gesundt sin, dennoch schölen se ansehen de
erbarheidt, und sick nicht beduncken laten, dat
se van starker complexion sint, sunder de
swacken und ehren negesten nicht ergern. Wente
so ferne sin se ock dem gesette underworpen,
und schölen ock ein gut exempel geven, also
ock ehren kindern mit erer gesundtheidt nicht
ovel denen.
Wenn denn ein kindt gebaren is, und hastigen
krank wert, denne schall de bademöme nevenst
den andern fruwens dat kindt mit solcken edder
der gelicken worden gade befehlen:
Herr Jesu Christe, dith kind bringe wi vor di,
und bidden di, du woldest idt van uns annehmen,
ock christen laten sin. Darup schal se dat kindt
döpen mit dissen worden: Ick döpe di in dem
nahmen des vaders, und des sohns, und des hilligen
geistes, amen.
Wo den dat kindt stark und gesundt wert,
schal men, mit dartho gebedenen gefaddern, sambt
andern tügen, dat kindt in de kercke bringen.
Und schall den de prester dem kinde, to mehrer
tüchenisse, einen namen geven, und bidden, alse
baven gesegt is, överst nicht wedder döpen.
Und wenn neen noth der kranckheit vor-
handen is, so si vorbaden, dat nen döpe in den
hüsern hemlich angerichtet werde, besondern dat

1) Hierzu hat die Handschrift eine Randbemerkung:
„Nb. Appendix.“ Ein Appendix ist aber nicht vor-
handen.

dat ambt und werck der döpe allene in der
kercken ock vor tugen (alse vor gesegt) vollen-
föret werde.
Dat verde stücke, is van den gemenen
gades-kisten upthorichtende und de
armen tho underholdende.
Tho den rechten armen hospitalen und kercken-
deenern, sonderlick predicanten tho underholden,
is nödig, baven alle dingk, in allen kerspelen up
tho richtende eine gemene kasten; und verordene
dartho uth der gemene deener, de ehrlick van
levende sin, unde uthwendich unstrefflick, nicht
ehrgirich, nicht uth gierigheit ehre egen nutte soken,
nene ehebrekers, edder horen-jegers, nene druncken-
bolten, de de armen vorstan, delen de güder even
undt recht ut, undt de güder inmahnen.
So iss bewilliget und van unsem G. F. und
heren hochgedacht bestediget, dat aller gilden
und bröderschop geldt und gudt rente tho der
kisten der armen gelecht werde, und si, dat de
leviten, alse men se nöhmet, de predicanten und
rechte armen darmit schölen underholden.
Dar schall jo ein in der weken, konen se
nicht sembtlick gahn in dat hospital, und er-
kunden, wat vör gebreke dar si, wat vör ein regi-
mente dar geholden wert, up dat alle dinck ordent-
lich tho gahe.
Alle sondage und hoge feste schall ein
van den leviten mit der bede umme gan in der
kerken, dewile de predicante up dem stole steit
und deit dat gemene gebedt. Und allent wat ge-
geven wert, schall he in de gades kisten werpen.
Alle jar eins schölen de leviten umme gahn,
dorch dat gantze karspell, van husen tho husen,
twischen winachten und S. Petri, und bidden korn
tho underholdinge der armen.
So schölen se ock alle mante thom weinigsten
einen dach thosamen kamen, und sick bespreken
van allen dingen den armen nödig.
Na rade unde mit willen des pastors schölen
de leviten in de gasthuse nehmen edder hospitale
andere hussarmen, dat rechte armen sint.
Ein jeder arme schall bliven in sinem carspel,
und van dessülvigen karspels leviten underholden
werden.
Frömbde armen schall men nicht annehmen,
men hebbe se denne genogsam examinert, edder
se hebben unverwerplich getüchnisse.
In de gasthuse schölen de leviten setten
einen framen man mit siner fruwen, de unberuch-
tigt sin, dat de ein regiment holden, und wat
darin gegeven wert, schal he den armen dehlen,
und se alle schölen ehne gehorcken und gehor-
samb sin, bi verlust der waninge.
 
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