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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0490
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474

Das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln.

Leven frunde, men hefft ane twivel den
leven gott gebeden, dat he uth gnaden wolde
senden einen duchtigen prediger dissem volcke
in dissem cerspel;
So hebben wi jegenwerdigen N. N. na unserem
befehl mit unserem vermogen besocht, sinen geist
und verstandt, und weten sine eschinge. So
kenne wi ehn van gades wegen düchtig und nütte
dartho, darumme wille wi fallen up unse knee
und bidden gott umme sine gnade, dat he ehn
wil sterken, und dorch den hiligen geist füllen-
kamen erlüchten, und gnade vorlehnen, dat he jo
gades ehre und loff, juwer aller salicheit und sine
egen vulstendig und truw tho sin gefunden
werde, und willen gade alle sake befehlen, und
singen edder lesen Veni sancte spiritus mit der
collecta.
Mit der collecta so stahn beide visitatores up,
und laten dat volck sitten bliven, und gahn vor
dat altar stahn, und de nie predicante sitte up sine
knie, up den fodtbanck des altars, und de senior
sprickt also: Dewile dat wi de sake und ehne
gade befahlen hebben mit unsem gebede, so kann
se nicht övel gerahden, wenn wi ock einen Judam
ordineren edder erwehlen.
So schölen beide visitatores ehre rechte handt
up sin hövet leggen, und de senior lese disse
collecta: Allmechtige ewige gott, de du heffst
dorch unsern heren Jesum Christum, dinen sohne,
also uns gelehret: De erne iss full, averst weinig
der arbeiders, darum biddet den heren der arne,
dat he arbeiders in sine erndte sende, dat se ar-
beiden. Welcke würde uns vermahnen, gude
arbeiders, dat sint predigers, van diner gnade mit
christlicher bede tho förderende, wi bidden diene
grundlose barmhertigkeit, dat du machst ein
gnedig upsehent hebben up dissen dienen knecht,
unsern erwehleden prediger, dat he flitig si, mit
dinem worde Jesum Christum tho predigende, de
conscientien tho underrichtende und tho tröstende,
tho straffende und tho bedrowende, tho lerende
mit aller demödicheit und langmödigheit, lehre,
dat jo dat evangelium rein ahne minschlicke lehre
thodoent stades bi uns blive, und frucht bringe
thor ewigen salicheit manch uns allen, dorch
Jesum Christum unsern heren, amen.
Darna schölen beide visitatores de rechte
handt up sin hövet leggen, und de senior spricket:
Wi befehlen juw und ordineren juw tho dem
hilligen ambte, tho predigen de bote und vor-
gevinge der sunden, in dem namen des vaders,
des sohns, und des hilligen geistes, amen.
Item, men mach wol singen, so men will,
Te deum laudamus. Sunderlicker kleder und
geprenge edeer gröter prael schall nicht mer tho
disser sake gebrucket werden, den allene alse nu
geschreven is, dat men gade de sake befehle mit

dem gebede, und dat de gemene sehe und er-
kenne denne, de thom seelen-sorger erwehlet iss,
dat se en darvor holden. Also geldt disse orde-
nunge vor gade und den luiden thor salicheit.
De forma der ordination gestellet dorch den
ehrwerdigen D. Martinum Lutherum wert nu alhier
gebrucket, alse in anderen kerken der Augustanae
Confessionis tho gedahn1).
De kerckschwaren schölen ehren pastoren und
denern schaffen temeliche hüse und de under-
holden und beteren, ock de hussholdunge und
ehre notturfft, wat des thom studerende denstlick
is, verschaffen.
De kerckhöve schölen van den kerkswaren
erlick befrediget werden, dat dar nene schwine
edder perde up gahn, sundern dat idt eine ehrlicke
roustede si der leven corporen, woruth ock de
levendigen vororsaket werden, tho bedenckende
ehren saligen dodt, und frölicke upstandinge tho
troste in dissem levende.
Dat soste stück. Van den böckern der
prädicanten.
Nademe dat in dissen tiden vele böse bocke uth-
gan, dardorch nicht allein de ungelehrden, sondern
ock de gelehrden, und de van der lehre nicht richten
konnen, vaken vergiftet werden; so moten de
kerck-heren und predicanten allene bewerde böcker,
der se gebrucken, hebben, darmit se nicht under
einem gudem schine der warheidt feilen, und uth
den bösen bökern ergerlicke lehren sugen und
scheppen, sick sulvest und den cerspel-luiden tho
merklickem schaden und vorderve.
Schöven overst vor allen dingen hebben de
hillige biblia, darna postillen D. Martini, Corvini,
apologiam Philippi, locos communes Philippi, opera
Brentii, und der gelicken rechte uthlegginge des
catechismi, und sunsten anderer scribenten böcker,
dar kein verdacht edder argwahn der schwermerie
edder ketterie bi tho befruchten.
Und iss nu unsers G. F. und heren vor hoch-
ermelt ernstlicke meinunge, gesinnen und befehl,
dat disse vorgeschrevene kercken-ordenunge in
allen stucken, puncten und articulen, alhier in
S. F. G. erblande, stede, vaste und unverbraken
geholden werde, beth so lange dat vellichte ein
general-concilium könde geholden werden, darinne
dorch gades gnade was beters konde decerneret
1) Zu diesem Absatz hat unsere Handschrift am
Rande ein Nb. — Die Hdschr. VIII, 62 hat den Ab-
satz nicht. Spangenbergs Druck hat folgenden Ab-
satz dafür: „Was aber anbelanget Examen ordinan-
dorum, wird nun jetziger zeit in den kirchen dieses
landes gebrauchet Examen D. Philippi M. vel Chitraei,
die einem andern fast gleich sein, wie in andern kirchen
Augustanae confessions zugethan gebräuchlich.“
 
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