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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0491
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Hadelner Kirchenordnung von 1526.

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werden. Und dar dat also geschehe, will S. F. G.,
sambt S. F. G. underdahnen, datsulve gern an-
nehmen (so ferne idt mit den prophetischen und
apostolischen schriften avereinstemmet).
Dewile aver ein general-concilium dorch vel-
foldige impedimenta und vorhinderunge so balde
nicht tho vorhapende, so wil S. F. G. van geist-
licken und weltlicken disse vorgeschrevene orde-
nunge stiff, strenge und vaste, midtler wile ge-
holden hebben, und denjennigen, de desulvigen uth
frevel und mothwillen averfaren und inbrecken,
edder ock verachten wert, bi S. F. G. hochster
ungnade dorch den erbaren greven straffen
Iahten.

Appendix vel confirmatio1).
Disse gemelte kercken ordenungunseres
gnedigen fursten und heren, hertzogen Magnussen,
christmilder gedechtnus ist von S. F. G. gelovede
herren söhne, dem ock dorchluchtigen, hochgebare-
nen fursten und herren, herrn Frantzen, hertzogen
tho Sassen, Engeren und Westphalen, na S. F. G.
geloveden heren vaders dödtlichen affgange, in
gegenwerdicheit S. F. G. erbahren und hochwisen
reden, ock aller schulten und schepen des landes,
anno Christi 1544 in Berendt Sassen huese2)
confirmeret, angenahmen, bewilliget und bestediget
werden.
Idt sindt ock disser christlicken kercken-
ordeninge, bi tiden unsers gnedigen fursten und
heren hochermelt regerunge, etlicke notwendige
articuli, so van jahren tho jahren in dissem S. F. G.
erfflande Hadelen vorgefallen, angehenget und tho
gedan worden, welckere mit apenen angeschlagenen
mandaten S. F. G. dorch dersulvigen secret, und
furstlicher undergeschrevenen hand, sint bestediget,
und mit aflesinge van allen cantzeln disses landes
und anschlagen an kerkdören, publiceret, und int
werck gestellet, darvan noch affschrifte und copien
genoeg vorhanden, damit also allen bösen erger-
licken exempeln gewehret, gades ehre und der
christlicken kercken heil, ock aller gemenen under-
dahnen wolfart und bestes, gesocht worden.
Christlicke und notwendige articuli
disser kercken-ordening tho gedan.
1) Alle underdahnen disses unsers erfflandes
Hadelen schölen ehre klenen und unmündigen kinder
tidlick alse vor 12 schlegen thor kercken schicken,
und schölen ehren kindern nicht mehr alse vieff
1) VIII, 62 hat keine Überschrift. Spangen-
bergs Druck: Finis Hertzogen Magni Kercken-Ordenung.
2) Spangenberg druckt weiter: („imgelicken van
S. F. G. herrn söhne, Herzog Franz zu Sachsen, Anno
85 weiniger tales“).

personen tho gefaddern bidden, de beden konnen,
und eines erlichen wandels sin, bi poena 60 marck.
2) Ock schölen in dissem unserem erfflande
Hadelen brudigam und brudt imgelicken tidlick
thor kercken kamen, alse vor 12 schlegen. Und
de christlicke thosamengifft schölen de gebedene
geste im chore mit ehrem gebede vor de jungen
ehelüde, und den ehestandt ock mit tuchtigen ge-
beerden, worden und werken, zieren, förderen und
fortsetzen; und schölen keine noch junck edder
oldt, de nicht brudtlachtes geste sint, im chore
gahn.
3) De drummenschlägere und alle spellude
schölen vor dem kerckhave stille holden, und
wenn de copulation geschehen, so schölen de
brudt und brüdigamb mit ehrem speel wedder
entfangen undt annehmen.
4) Wie gebeden ock unseren underdahnen
disses unsers erfflandes Hadelen, und willen ernst-
lick, dat se ehre doden, junck und oldt, tidlick
fro nuchtern thor kercken bringen, darmit bi der
begreffenisse der verstorvenen des menschlichen
geschlechtes gebrechlicheit, de ohrsake des dodes,
und de articul unsers christlicken gelovens van
der upstandinge der doden, sunderlick tho der
tidt bedacht und bewagen werde.
So schall ock allen unseren underdahnen
ernstlick uperlegt sin, dat se under der predige
und verrekinge der hilligen hochwerdigen sacra-
mente nicht umme den hof spatzeren gahn, noch
up dem kerkhave unnutte geschwetz driven, vide
supra plura de horis1).
5) Tho deme wille wi allen krögern bi allen
kercken disses unsers erfflandes Hadelen ernstlick
verbaden hebben, dat se under der predigt kein
beer edder brandewin tappen edder schencken,
idt were denne einem frembden wechferdigen
manne, edder einem kranken.
Ock scholen an sond- und fierdagen alle
dagelicke veldt- und hussarbeit ingestellet, und
gades wort gehöret, und de gottesdienst ver-
richtet werden, bi vermidunge unser willkohrlicker
straffe.
6) Henforder schall in dissem unserm erff-
lande Hadelen de missbrücke upgehaven sin, dat
wen eine ehestifftung under twen personen be-
redet worden, iss eine schalinge van vofftich,
hundert, edder twe hundert marck gesettet; also
dat einem parte de angefangene ehe nicht belevede,
möchte, na erleggent der schalinge afftreden, so
ferne de copulation und vermischunge up de ver-
löfnisse nicht erfolget; idt were den, dat ein part
de mit gesechten gudere nicht bewisen effte in-
bringen konde, edder dat andere mehr erhefflicke

1) vide — horis fehlt in VIII, 62 und bei Spangen-
berg.

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