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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0508
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492

Hamburg mit Landgebiet.

almutien unde chorkappen unde sehendigem huss-
holdende wol utrichten. Wor van sint se doch
christen? noch schal me se holden vor de hövede
der christenen, de wat meer sint, wenn andere
christen, ja ock meen wenn andere papen. Konde
doch wol ock ein bure solck ein almutium dregen
unde striken dat geldt na sich. Wat don se
meer ?
Heten se canonici van eren horis canonicis,
de se nu holden ut erem mettenboke unde
diurnaleken. Worumme heten denn ock nicht
canonici de andern papen, edder ock allermeist
de chorschölere, de solcke horas canonicas möten
lesen unde singen dach unde nacht, dat en ock
to tiden de hals mach bersten, wenn de canonici
kume to der presentie to mate kamen? Wor
is idt doch her gekamen, dat se nömen prime,
tertie, sexte, none, vesper, horas canonicas, welke
in der scrift werden genömet hore diei, des dages
stunden, alse me lest in der parabole Mat. 20
unde in den veer evangelisten, wenn se de passie
bescriven, gelick alse ock hore noctis, de nacht
stunden werden genömet, prima, secunda, tertia,
quarta vigilia edder custodia. Luce 12 unde
Psalm 130.
Ick wet wol, dat se ere horas canonicas gerne
rekenen wolden up de stunden des lidendes
Christi, dar to se ock ere conclusiones bruken,
de me tovörn nicht plach to wetende edder to
lesende, so sint ock noch nicht mit eren stricken
dar to vorbunden. Overst solcke tidelesers (beter
darfstu se nicht heten) haten unde vorvolgen dat
lident unde blodt Christi, nu idt recht in de herten
wert gesprenget dorch de reine predige des
evangelii. Alse idt plecht to gande mit solken
traditionibus humanis. Dat lident Christi vordert
ein lövich herte, dat sick vor gades angesichte
dar up vorlate, unde kan dit tide murrent wol
entberen.
Psalme lesen edder singen edder sus hilge
scrift des olden unde nyen testamentes, is nicht
böse, wol wolde seggen, dat idt böse were? dat
mach ein jewelick wol don, me darf sich överst
nicht dar to sonderlick wigen laten, me darf dar
ock nein geldt edder böringe to maken, me darf
ock nicht sine conscientie dar an hengen, wen
ein psalme edder versche nagebleven is, dar se
doch nu eine ernste bicht van maken unde höden
sick vlitich dar vor, wat se överst wedder gades
gebot don, dat seggen se ock wol, dat idt en leid
si, se bliven överst gerne dar bi (ach traditiones).
Item me darf ock nicht einen ordinarium dar to,
dat me gade einen hupen psalme totelle, alse
de mönneke dat volk hebben geleret, wo me
Marien de Ave Marie mit Pater noster steiniken
schal to tellen, se mochten dem volke wol wat
saligers hebben geleret, unde de bischoppe, wenn

se konden unde wolden rechte bischoppe sin, so
hedden se wol wat anders mit dem evangelio so
vele to schaffende, dat se neine ordinarie durften
maken, unde mit unnütten degedingen in. den
kerken spelen.
Vele dinges nömet me ceremonien, överst
sehe idt bi dem lichte an, so werstu bevindende,
dat etlike dinge dar mank nicht meer sint wenn
unnütte degedinge, poppen speel unde loss levent,
etlike ock grave lasteringe gades, doch mit einem
prechtigen anseende. Idt het alle gades denst,
idt is överst in der grundt nicht anders, wenn
ambitio unde venter, wenn me der nicht vor-
modet, so begeret nemant pape to werdende. Dat
bewisen ock de lüde, de ere kinder nu nicht
willen in de schole laten gan, darumme, dat se
nicht papen dörven werden unde prebenden be-
sitten. Nu se de kindere nicht mögen dem papen
mammon offeren, so schölen se ock nicht gudes
leren, se mochten anders to gade kamen unde
leren andere ock vort an. Lat varen de blind-
heit, doch möten de predigere dat volk to
anderem vorstande de öldern van den kindern
vormanen.
Wol an, wenn mine heren hören wolden, so
wolde ick ene up decken, wor her ere namen
gekamen sint. Idt is am dage, dat in der pape-
schop nu nicht solke bischoppe edder prestere
unde diakene sint, alse Paulus bescrifft. De
canonici, wo wol se den namen nicht ut der
scrifft hebben, möten ock jo nicht umme des
namen willen (welcken se nu allene hebben) ersten
so upgeworpen unde rikelick besoldet sin, sonder
umme eres nötliken amptes willen. Ick twivele
nicht, dat se einen guden ortsprunk hebben, dar
me se nu nümmer kan wedder kenne bringen,
wente se willen nicht, dögen ock nicht dar to,
darumme mot me solcke ampte wedder bestellen,
up de namen hefft godt nein geld gedan.
De olden doctores in der christenheit, bi den
grekeschen unde latinischen, hebben de hilge
scrift des olden unde nyen testamentes genömet
canonicam scripturam id est regularem scripturam,
dat is de regel scrift edder de rechte snör scrift,.
dar me sick na richten schal, alse na einer
regule edder richtsnore. Wente dar ut lereden
se dat volk, dar ut strideden se wedder de
ketterie, wat dar nicht inne was, dar mede wolden
se ungefangen sin, sonder spreken: hoc non erst
in canone scripture, alse denne ock recht is, alse
ock de doctores in alle eren scriften uns up de
canonicam scripturam wisen, unde vormanen, be-
sondergen Augustinus, dat me erer scrift nicht
volgen schal, wenn me bevindet, dat ere gude
meininge wedder gades wort si. In der christen-
heit schal jo gades wort mit minschen leren nicht
vordunkert edder neddergelecht werden.
 
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