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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0523
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Hamburger Kirchenordoung von 1529.

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dodes schall werden gedacht, so vakene wi tom
sacramente gaen, und ock doch eine bestemmede
tidt hebben tor passie to predikende. Item
ock alse stedes scall geprediket werden van der
bord und upstandinge Christi, so sint doch ock
sunderge tide darto. Wi sint vor gade in unsen
conscientien an nene tidt vorbunden, averst sulck
schudt dem gemenen volke to deenste, de wile
alle stucke der hilligen schrift up eine tidt nicht
gehandelt konnen werden.
Darumme holde wi ock de hogen feste Christi
und andere, dar van in dem evangelio historien
sint beschreven, nicht umme der dage willen, welcke
gelden, vor gade und bi den rechtvorstendigen
christen, like vele. De eine so vele alse de
ander, sunder umme der historien willen to
prediken. Wo uns averst sulcke feste und dage
to virende konden hillich sin, wert na gesecht
werden.
Darumme is vor gudt angeseen, den vastel-
avendes sundach besundergen to bruken to
predike van der dope1).
Des morgens schallme2) in allen karspel-
karcken prediken dat evangelion Matth. 3, wo
Christus gedopet in der Jordane von sunte Jo-
hannes. Dat is eine trostlike und gnadentrike
historie van dem heren Christo, de jo nicht vor-
schwegen schall werden. Idt is wunder, dat me
nicht hefft gehat ein fest van der dope Christi,
dewile me doch so vele unnutte feste hefft gehadt
tho vorderve lives und der selen. Me hefft wol
darto gebruket mit karcken sange den achten
dach Epiphanie, averst se hebben schentlick und
godtlosich ein caput draconis im kroge dar ut
gemaket3).
Des namiddages und avendes up gewontlike
stunden und steden schall geprediket werden van
unser dope, dat also de vastelavendes sondach bi
uns moge heten dat fest der dope Christi. Me
mach idt denne nomen, wo me will, vastelavent
is neen bose name, alseme secht pascheavent.
Averst unse christen e hebben werlick sick christ-
lick tho orer vastene bereidet in der vastene
avende, dat is in den dagen, de vor orer vasten
hergingen. Wi mochten uns wol schemen, wi
scholden wol einen unchristenen mit sulker wise
bekeren, doch dit sint narren sunde gewest, de
ringe to merkende sint, kan averst wol godt

Lübeck liest hier: „van der döpe Christi un
van unser döpe“.
2) Lübeck hat hier weiter „under der missen“.
3) Lübeck liest hier weiter: „Idt is jo eine grote
vorsteckede blindheit gewest, dat sick unse ungeistlike
geistlicke vor so apenbare grave lesteringe gades nicht
hebben geschüwet“.

sere darmede vortornet werden, so se ut vor-
achtinge gescheen.
Erlike collatien, und dat de borgere to-
samende kamen, und ethen und drinken und sin
frolick, to erholden olde kuntschop, fruntschop,
naberschop, selschop und sulcke leve vordtan up
de kindere und nakomelinge tobringen, darut
ock einicheit und tidlick frede kumpt in der
stadt, schalme dem volke tolaten. Gut averst
were idt, sulcke collatien up ehne ander tid to
leggende. De vastelavendes dulheit horet anders
nicht up, se is unchristlich.
Doch schollen de prediger hert strafen de
nacht collatien, fretent und vulle supent und dat
achterkosent wedder de overicheit, se si bose
edder gut, und wedder andere personen, se sin
arm edder rike, und vat meer unchristlick und
ungodlick in sulcken collatien van den luden, de
god nicht fruchten, plecht werden angerichtet.
Etlike collatien weren nicht unchristlick, averst
de duvel hefft se schir alle up sinen deenst ge-
voret, alse he ock meisterlick vele ander gudes
clinges in den misbruck gebracht hefft. Wen me
averst unchristlike dinge nicht van den collatien,
ock vam vastelavende wil affdoen, so blive ein
chrestene dar van.
Sulck fest van der dope Christi, dar wi doch
neinen sundergen hilligen dach willen van maken2)
rimet und schicket sick wol in de wontlike tidt
van oldes geholden. Wente to vorne is ge-
holden winachten van der gebort Christi, dar na
de besnidinge Christi, item wo em de heiden-
schen magi dat offer brachten, und wo dat kindelin
Jesus in den tempel geoffert, wo he in Egypten
floch, item wo he van twolf jaren im tempel vor-
loren wart, so schicket idt sick fin, ock einen
dach toholden, dar inne geprediket werde, wo
he van druttich jaren is gedopet, und dar to
van unser dope.
Dat also [ock] etlike frame herten affgewendet
werden van der dulheit des vastelavendes, wen
se horen dat se in Christum und Christi dot ge-
dopet sint, und hebben Christum angetagen, und
hebben in der dope mit Christo eine ewige vor-
buntenisse maket, und den hilligen geest ent-
fangen, dat se Christo ingelivet und kindere gades
schollen sin, dat de historie von der dope Christi
ock in unser dope in uns gehandelt und war
wert. De hemmele werden uns ock up gedaen,
de hillige geest kumpt ock in uns, wente wi
werden wedder gebaren dorch dat water und den
hilligen geest, de stemme des vaders sprickt ock
dar hemelick: dit is mi leve kind, an welckem
ick hebbe ein wolgeval. Dar to bewiset he

1) Lübeck hat hier weiter: „welck uns ock nicht
van nöden is“.

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