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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0525
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Hamburger Kirchenordnung von 1529.

509

sulck nicht konnen doen, und andere mit with-
liken sorgen beladen, schollen to sulkem deenste
nicht gedrungen werden.
Van eesaken.
Wen eesaken to hader kamen, alse dat dat
eine part, edder to tiden beide parte wolden
frevelick und mothwillich wedder god handelen,
idt si denne am dage, edder bedarvet noch
rechtes wise werden vorhoret. Sulckes alle wil
ein e. radt bi sick beholden und schaffen einem
juwelken recht. Ville averst ein casus vor swar
to ordelen, so wil ein e. radt den superatten-
denten besoken laten, edder en darto teen.
Wat averst hemelick de conscientie alleine
bedropt, dat wert me fragen und richten laten
bi dem superrattendenten, so idt dreplick is,
edder bi den anderen predicanten, so nene vare
darup steit, der ergernisse etc.
Unnodige ergernisse und unwontlike stucke
in dusser sake, so vele mogelick is und den con-
scientien unschedelick, schollen de predicanten und
superattendente nicht helpen apenbar edder heme-
lick anrichten, sunder lever mit fruntliker under-
richtige helpen weren, umme unser swaken broder
und frömeder lude willen, ock to schonen den
conscientien der jenigen, de to tiden gerne wat
sunderges wolden vornemen, alse up gades wort,
und darna ruwet en de ergernisse, so idt nicht
anders is.
In dusser sake, und in anderen, de conscientie
bedrepende, und wor varlicheit der seele is, dat
nicht hader sake sint, schollen se den beswarden
truwelick raden und ock helpen, alse godt erer
seelen schall helpen.
Vam banne.
Apenbare ebrekere, huren, boven, dagelike
drunkenbolten, gadeslasterer und andere, de in
einem schandtlevende und wrevelem unrechte
wedder ander lude handelen, schollen vlitich to-
vorne vormanet werden einmal edder twemal, dorch
einen edder twe erer predicanten, dat se sick
beteren. Willen se nicht, so holdeme se vor un-
christen und vordomede lude, alse Christus uns
leret und spreket dat ordel, Matth. 18. Darumme
lateme se nicht tom sacramente gaen, to merer
vordomenisse, so lange se sick apenbar beteren,
de wile se apenbar gesundiget hebben, doch in
de predike mogen se wol gaen. Men schall se
ock vormanen, dat se godt fruchten und sulck der
predicanten ordell in dem namen der gemene,
welck ut gades worde geschudt, nicht vorachten,
dat se nicht gades richte noch meer up sick laden,
wente ohr egene conscientie und gades gebodt
und ordel is wedder se.

Beteren bann konne wi noch tor tidt nicht
holden, Christus hefft uns ock nicht meer bevalen,
he secht, holt en alse einen heiden und vor-
domeden minschen. Darna machme en wo liden
mit naberschop, in borgerschup, in wertliken
ordeningen tom gemenen frede etc. Also doch,
dat de christene weten , dat se in sulcken noth-
liken saken, in welchen se en nicht konnen edder
schollen vormiden, mit em handelen, alse mit
einem borgere und nicht mit einem christene. In
andern dingen schollen se sick also van em holden,
so vele idt mogelick is, und nicht dene to un-
frede1), dat ander lude mogen merken, dat wi
sulke schande nicht gerne under uns liden. De
evangelischen lude werden doch sus nouwe ge-
socht.
Duth is dat ordell und richte der predicanten
aver sulcke, de sick nicht willen beteren, dat
mot gelden im hemmele, alse Christus secht,
wente idt geschudt ut und nach gades worde, alse
gesecht is.
Wat mer torichtende2) is, kumpt den predi-
canten nicht to, sunder unser overicheit. Be-
sundergen hebben ock de apenbare ebrekere wol
einen anderen bann, dat se nach godtlikem und
keiserlikem rechte vorbraken hebben den hals.
Dewile overst sulck recht nicht bi uns im ge-
bruke is, und is doch gades und alles rechtes
ernste meninge, dat me den apenbaren eebrock
ernstlich strafen und nicht liden schall, so
strafeme3) de apenbaren eebreker im gelde mit
vorbade des eebrokes. Wolde de ehebrekere na
sulcker geltstrafe mothwillich sin, so will ein e.
radt so wedder em handelen mit rechte, dat godt
und de lude mogen merken, dat me hir sulcke
van4) gade und dem keiser rechte vordomede
schande nicht liden will. Dat kann wol gescheen
mit vorwisinge ut der stadt, wedder intokamende,
wen he lavet, sick to beterende, sta bi dem
rade. Strafe mot gaen, edder de strafe mochte
kamen aver unse richtere und aver de stadt. De
richtere sint gades denere, Roma 13, wen se nicht
willen, so mot god sin recht sulvest erholden,
dat koste denne to vele.
Ock wen men straffet einen magetschender
na geschrevenem rechte, so he se nicht wedder
ehren will, so is idt ock recht, dat me apenbar
strafe5) de bosen huren, so etlike sint, de dar
to gehulpen hebben.
1) Lübeck hat statt „tho unfrede“: „tho gemeinem
unfrede“.
2) Statt „torichtede“ liest Lübeck „tho ordelende“.
3) Lübeck liest statt „strafen“ „strafe ein e. radt“.
4) Die Worte „van gade“ bis „vordomede“ fehlen
in Lübeck.
5) Statt „apenbar strafe de bösen“ liest Lübeck
„strafe de apenbaren bosen“.
 
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