Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0529
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Hamburger Kirchenordnung von 1529.

513

weken fri, ane dat idt vor lustich angeseen is,
datme ock des donrdages spele, des morgens
benedictus und eine antiffen und benedicamus und
des avendes den hymnum magnificat, antiffen,
benedicamus, und des hilligen avendes tor vesper.
Men mach ock den orgelsank wol anstaen laten
up etlike tidt, besundergen de veertein dage aver,
wen me de passie prediket. Sulckes alles is vrig
na willen des superattendenten. Ein organiste
schal ock angenamen und vorlovet werden van
den diakenen, de de karcke buwen1).
Bose ruchte sulker karckdeneren, besundergen
der predicanten, wille wi hir nicht liden.
Van heveammen edder bademomen2).
Dusse mogen ock wol heten karcken dene-
rinnen, wente an orem ampte is vele gelegen,
dat idt toga int erste vorstendich und vlitich,
darna ock christlick, alse dar van eine truwe
underrichtinge geschreven is in der brunswike-
schen ordeninge. Der scall ein e. radt vorstendige
und vlitige und christlike jo stedes so vele holden,
alse hir vor alle nodt is, wente wilmodische vor-
suminge in sulcken dingen were seer varlick etc.
Dusse scholen sick mit tosage einem e. rade vor-
plichten, dat se truwelick willen und vlitich na
ohrem vorstande und vormoge in ohrem ampte
handelen , so wol bi den armen fruwen, alse bi
den riken, wen se vordert werden, so vele idt
de nodt andript. Und de wile sulck ere neringe
wol hebben van den fruwen de betalen konnen,
und van wontliken schenken des e. rades, so
scholen se ock jo ut christliker leve, welck
doch ock ein juwelick christene schuldich is to
helpende, wor he kan, truwelik helpen den armen
frouwen, wen se ock so arm weren, dat se billick
nicht einen penninck van en vormodeden. Doch
dat se sulck deste williger doen bi den armen
und mogen bi orem arbeide deste beter neringe
hebben, scholen de diakene der armen3) en alle
jar redelike schenke doen, dar vor de bademomen
en truwelick schollen toseggen, dat se bi den
armen willen handelen vlitich und christlik. Se
scholen ock truwelick, nicht bedrechlick, den4)
diaken der armen anseggen in dem carspelle, so
witlike nodt und armodt wurde befunden bi den
frouwen, de int kinderbedde kamen, datme en
in den noden to hulpe kame etc.
1) Statt „diakenen, de de karcke buwen“ liest
Lübeck: „den kerkendenern siner kercken“.
2) ln Lübeck lautet die Überschrift: „Van den
bademomen“.
3) Lübeck liest statt diakene der armen“: „de
kerkveder“.
4) Statt „den diaken der armen anseggen in dem
carspelle“ hat Lübeck: „den capellans anseggen“.
Sehling, Kirchenordnungen. V.

Van den bilden.
Van den bilden sint gude boke geschreven,
dat idt nicht unrecht edder unchristlik si, bilden
to hebbende, besundergen dar me inne mach
seen historien und geschefte. Wi bekenne frilick,
dat wi in unsen karcken vele logenbilde und vele
unnutte klotze hebben, doch dat wi nicht mogen
bildenstormer sin, und andere lude, bekande
edder fromde sulckes nicht vor ergerlick anseen,
wille wi allene wech doen, mit ordentliker gewalt
und overicheit, de bilden bi und vor welcken
sunderich anbedent und affgoderie und sunderge
ehre mit lichten und luchteren angerichtet wert.
De anderen alle, de nicht hinderlick sint in der
karcken, late wi staen. So averst bi etliken
bilden namals ock sulcke affgoderie und vormenede
gades denste dorch bilovige lude sick vorhove, so
wille wi mit ordentliker gewalt und rechte
desulvigen ock wech doen, so vaken alse nodt
wert sin, wente anbedent und anropent schall
alleine godt hebben, alse he sulvest secht Esaie 13:
Ick bin de here, dat is min name, mine ehre
will ick einem anderen nicht geven, ock nicht
min loff den bilden.
Wen me sleit pro pace.
Idt is neue bose wonheit, datme hir noch
sleit pro pace, dat is tom frede. Idt is averst
nicht recht, dat me hefft einen Marien denst dar
ut gemaket, und nicht laten bliven, alse idt
frame lude ersten gefunden und gemaket hebben,
wente de olde name, dat het pro pace wiset na,
dat id angenamen is, denne in dussen landen
vele kriges is gewest. Datme scholde in allen
husen und up dem velde bidden vor einen tid-
licken frede.
To sulckem bede und vor de overicheit
schollen de prestere vlitich vormanen, nicht allene
to beden, wen me ludet, sunder ock sus, alse
de christene vor sulcke und andere node lives
und der selen vor sick und de anderen, ock vor
ore viende, schuldich sin to biddende. Dat
pater noster edder andere bede to gade horet
to dusser sake und nicht dat Ave Maria edder
pawest Julius bedeken.
Van den festen.
Dewile wi weten, dat unse conscientien an
nene dage edder feste gebunden sint, alse Christus
vakene leret wedder den Sabbath und Paulus,
Coll. 2, und ock seen, dat vele in den hilligen
dagen supen, slomen, houwen, slaen, spelen, lesteren
godt, nemen de nacht dar to, ock wol den nach-
volgenden dach, to vorderve lives und der selen,
und groter ergernisse des christliken namens. So

65
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften