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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0541
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Hamburger Kirchenordnung von 1529.

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schalme des morgens neven den anderen psalmen
so vordelen, dat he ut kumpt umme de drudde
weke. Dat kan also gescheen. Des sondages,
wen me anhevet1), so schallme singen twe octo-
narios, doch mit einem gloria patri, up den
anderen twen sondagen und allen werkeldagen
men einen octonarium, so kumpt he ut, dat me
en des veerden sondages mit tween octonarien
to singende wedder anfenget.
Van der missen.
Dewile de misse is1) ein gebruk des sacra-
mentes des lives und blodes Christi ut des heren
und einigen mesters Christi clarem bevele, so is
allen christenen apenbar, wat rechte edder un-
rechte misse is. We Christum nicht horen will,
sunder minschen leren und sinem egenen koppe
volgen, de hefft sin ordel Deuter. 18. So spreckt
godt sulvest, we des propheten edder Christi worde,
de he wert reden in minem namen, nicht wil
horen, wedder den wil ick mi sulvest wreken.
Idt is gruwelick (alse steit Hebr. 10) to vallen
in de hende edder wrake des levendigen gades.
Und Christus alse beschreven is, Joh. 12 schriet
mit luder stemme und spreckt: We an mi lovet,
de lovet nicht an mi, sunder an den, de mi ge-
sant hefft, und we mi sut, de suth den, de mi
gesent hefft. Ick bin gekamen in de werlde, ein
licht, up dat we an mi lovet, nicht in der duster-
nisse blive. Und we mine worde horet und lovet
nicht, den werde ich nicht richten, wente ick bin
nicht gekamen, dat ick de werldt richte, sunder
dat ick de werldt salich make; we mi vorachtet,
und nimpt mine worde nicht an, de hefft rede
einen, de en richtet, dat wort, dat ick geredet
hebbe, dat wert en richtende am jungesten dage,
wente ick hebbe van mi sulvest nicht geredet,
sunder de vader, de mi gesandt hefft, de hefft
mi ein gebot gegeven, wat ick doen und reden
schall, und ick wet, dat sin gebot dat ewige levent
is. Darumme, wat ick rede, dat rede ick also,
alse mi de vader gesecht hefft.
Dat schrient des heren wiset wol na, wat wi
van dussen worden holden scholen na allem orem
lude. Dar ut klar is, dat dorch de worde
Christi tom jungesten dage vordomet wert, de
se nu nicht wil annehmen to siner salicheit. De
nicht ut unwetenheit edder breckelicheit, sunder
ut motwillen und wreveliken vorsate na erkander
warheit de worde und bevele Christi vorachten,
bespotten, schelden, alse vorvorisch und ketterisch,
de hebben ein gruwelick ordel Hebr. 10. Und

1) Lübeck hat hier weiter „den psalm“.
2) Lübeck: „Is misse ein gebruck des sacra-
mentes“.

dar Christus secht van der sunde in den hilligen
gest und Johannes van der sunde tom dode, dar
men nicht vorbidden scall, godt geve, dat etlike
de idt doen, dat se idt ut unwetenheit doen. De
idt ut lichtferdicheit hefft gedaen, de do bote. De
idt van fruchtewegen hefft gedaen, de do ock also.
De averst eine lust dar to hebben und vechten
gerne wedder godt mit ohrem egenen koppe, alse
de pharisei Marci 3, de hebben ohren richter.
Darumme alse in alle sake dat wort gades an-
drapende, so ock in dusser sake vam sacramente
des lives und blodes Christi, scholle wi alse
rechte christene dem bevele Christi navolgen, und
allent, wat dem nicht mit is edder ock entjegen,
dat scholle wi holden vor unchristlick und vor-
domet, wen ock ein engel vam hemmel anders
lerede1). Sin klare bevel vam sacramente wert
also beschreven dorch Paulum und de dre evan-
gelisten.
Ick hebbe idt vam heren entfangen, dat ick
ju gegeven hebbe. Wente de here Jesus in der
nacht, do he vorraden wart, nam dat brot, dankede
und brak idt, und gaft sinen jungeren und sprak:
Nemet hen und etet, dat is min liff, welk vor
ju gebraken edder gegeven wert. Sulk doet to
miner gedechtnisse. Des geliken ock den kelk
na dem aventmale, dankede, gaff en und sprak:
Drinket alle hir ut. Dusse kelk is ein nige
testamente in minem blode, welck vor ju ut-
gegaten wert to vorgevinge der sunden. Sulk
doet, so vaken gi drinken, to miner gedechtnisse.
Int erste, Christus hefft dit sacramente ge-
geven sinen jungeren, dat is, den de van em dat
evangelion leren. Darumme, wat hebben nu mit
dem sacramente to schaffende, de sin evangelion
nicht liden konen. Tom anderen, he hefft idt
gegeven to etende und to drinkende to siner
gedechtenisse, dat is, to vorkundigende sine wol-
daet und besundergen sinen doet, alse Paulus
utlecht. Darumme schal hir neen silentium sin
edder ein swigent, alse de papen maken ein silen-
tium, Christus hefft id nicht also gegeven, ock
nicht also bevalen, sunder dat wi siner gedenken
schollen, alse wi ock in unser missen van em
singen, lesen, horen prediken etc., und dar na in
unsen husen unsem gesinde dar van vorkundigen.
Dat mot jo bi uns dudeschen mit vorstentliker
sprake scheen, alse do bi den joden jodisch, bi
den corintheren grekesch, bi den walen latinsch
etc. Alse ock, dat dat evangelium vorstentlick
uns mot geprediket werden. Ja, scholle wi de
commemoratio edder gedechtnisse Christi holden,
wen wi tom sacramente gan, wat schole wi
anders reden, wen wi geleret hebben ?

1) Lübeck hat hier „vam hemmel anders redede
edder lerede, welk doch nicht mögelick is“.
 
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