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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0543
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Hamburger Kirchenordnung von 1529.

527

maken1). De gruwel des misbrukes des sacra-
mentes, wen me dat bevel Christi wil anseen. is
so grot gewurden, dat Christus mit dem jungesten
dage mot affbringen, wat nu dorch dat evangelium
nicht affgeit. Aller werlde gudt, der keiseren,
fursten, heren, der weddewen und wesen is dorch
loser lude logenpredike up sulcken misbruck ge-
wendet, godt betere idt. Wi willen ock nicht
to schaffende hebben mit den sacramentschenderen,
de wedder de klaren worde Christi vorlochenen
dat liff und blodt Christi in dem sacramente, wen
wi dat eten und drinken na Christus bevele.
Wi holden idt ock nicht mit den, de so
evangelisch sint, dat se nummer gaen tom sacra-
mente, wen se idt wol christlick hebben mogen,
wente wowol me nemande dar to dwingen schal,
wo kan idt doch ein gudt christen sin , de sick
sulvest [nicht] darto nodiget? de nicht lust hefft
tom bevele Christi, de dat bevel Christi vor-
achtet. Nemet, etet und drinket, dat het jo nicht,
nemet nicht, edder nemet nummermeer. Sulck
dot, dat het jo nicht, dot idt nicht, edder gi
mogen id wol vorachten, alse nicht nutlick. So
vakene gi idt doen, het jo nicht nummermeer
don. Summa summarum, in dem bevele Christi
is allent, wat christene weten scholen van dussem
sacramente, wat de rechte gebruck is edder de
misbruck, wente ane dat bevel Christi, hedden
wi jo gans nichtes, edder wusten nichtes van
dussem sacramente. Darumme don wir hir, wat
uns Christus to donde bevelet, und loven hir,
wat uns Christus to lovende secht. Mit den
beiden stucken wert id alle utgerichtet, wat
Christus van dussem sacramente uns bevalen hefft,
wi eten und drinken und gedenken siner, dat
hefft he uns bevalen, und loven, dat wi eten sin
liff und drinken sin blodt im sacramente, wente
dat bringen sine klaren worde im bevele mit sick,
dat wi dar scholen eten nicht slicht brodt, sunder
loven dat sulvige brodt si sin liff, nicht drinken
slichten win, sunder loven, dat de sulve win si
sin blot umme sines almechtigen wordes willen.
Dusser stucke und veler anderen vam sacramente
und missen wert me vele meer grund und klare
orsaken lesen in der brunswikeschen ordeninge.
Darumme in dusser misse darve wi vam
sacramente und siner entfanginge nicht vele orde-
ninge maken, id is alles rede vorordenet van
Christo, alse gesecht is. Ock alse Paulus sulcke
ordeninge den christenen Corintheren lerde, und
romet, he hebbe sulckes geleret van Christo sulvest
im hemmel aver alle ding regerende. We kan
dar baven ordenen?
Dat wi averst unsen presteren sunderge
kleder noch laten anteen, dat schadet tom
1) Statt „anders maken“ hat Lübeck „voranderen“.

bevel Christi edder helpet nicht mehr, alse dat
de communicanten hebben rocken ane etlike rode
etlike blaue etc. Wi doen und laten sulckes
doen, to vermidende ergernisse der swacklovigen
en denende1) mit sulcken stucken dar nicht ane
gelegen is. Wi weten wol, dat Christus sulvest
und dar na de apostele und ohre jungere sulcke
kledinge und ander pracht bi dem sacramente
nicht gebruket hebben edder bevalen. Dar umme
wi de ding nicht holden alse nodich, sunder fri
umme der leve willen der anderen, edder sus dat
wi dar lust tohebben, dewile se nicht vorbaden
sint und hinderen nicht tom bevele Christi.
Alle singent averst und lesent, dat vor de
predike geschudt in der misse, konne wi und
willen ock nicht beter maken, wen idt rede up
de sondage gemaket is. Me hefft gesungen ut
psalmen und hilliger schrift, dat wille wi ock
doen. Drape wi de sulvigen worde nicht, dar
is nicht angelegen. Idt schal doch alle van gade
ut sinem worde sin, dat wille wi, efft godt
will, eindrechtich doen, und nicht in unsen karcken
liden sulck twedrechtich und ungeschicket gelt
blarrent, alse suslange is gewest, dar me to gelike
sank eine misse vam feste, eine ander van Marien,
de drudde ein requiem etc. und huleden to-
samende alse wulve umme geldes willen.
Epistolen und evangelien wille wi lesen, alse
up dat ganse jor vorordenet sint. Up sunte
Johannes Baptisten dach averst, de wile me leset
van sunte Johannes, dat doch van Christo ge-
schreven steit Esaie 49, alse betuget wert Actor. 13,
schalme lesen de epistelle Esa. 40: Consolamini,
consolamini etc. finis foetas ipse portabit, welck
gewisse van Johannes Baptista und siner predike,
de he van Christo gedan hefft, gescreven is, alse
des tuchnisse is in allen evangelisten. In die
visitationis Marie leseme de epistole Esa. 60:
Egredietur virga etc. finis et erit sepulcrum eius
gloriosum, welck gewisse van Christo is gesecht,
de dorch Mariam de junkfrouwe is ut dem
stamme Jesse, de Davidis vader wis.
Sulcke ordeninge na der gewanten wise, ane
wat dat sacramente andrept, wille wi gerne
holden, dat wi nichtes niges maken ane nodt.
Dat wi averst dudesch2) singen und lesen willen,
dat holdeme uns dudeschen to gude. Heftme
uns doch gebaden, dat wi misse schollen horen,
so moten se ock sulcke missen sin, datme se
horen kan3).

1) Die Worte „en denende“ fehlen in Lübeck.
2) Hinter dudesch hat Lübeck noch „in der missen“.
3) Lübeck hat hier weiter: „dat de leien nicht
misse hören alse de ko harpen, latinisch willen wi ock
singen mit unsen latinischen kindern, ock to tiden under
der missen“.
 
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